Title : Bilder aus den Südvogesen
Author : Kasimir Edschmid
Release date : September 18, 2012 [eBook #40787]
Language : German
Credits : Produced by Jens Sadowski
W ie dieser Seee, des weißen und schwarzen, Patoisnamen: biantch mâ, nor mâ! dunkel und vokalisch heraufkommen aus der fernen Tiefe eines romanischen Dialekts, so liegen sie da, klüftig und zerrissen in der entflammten Orgel des Sturms. In den Kesseln flattert und rast das Geschiebe des Nebels, das Wasser zischt auf und dampft und die aufgesteilten Wände der Felsen bis in das Gesträhne des Fichtenmeers hinauf steigt das riesige Gejohl des Winds. Plötzlich mit überanstrengtem Gebrüll reißt der Sturm die eine Seite, frei von Nebeln, nackt auf und die Flanke des gegenüberliegenden Ufers steht steil mit ausgemeißelten und nordisch kühnen, angestrafften Linien da im leis rauchenden Wasser. Dann wirren Nebel darüber, Wolkenballen sausen brodelnd hinein und in maßlosem Aufruhr tobt die weiche Masse des Dunstes im Griff des Winds.
Über den Kamm saust der Sturm, pflückt die Worte vom Mund, rast, zischt und heult wie eine Sirene. Nimmt Nebelmassen, knetet sie zusammen, wirft sie in die Luft auf wie Fontänenstrahlen, knattert in einem endlosen Zug sie über den Kamm und klatscht sie gleich Fahnen gegen den Rand der aufsteigenden Kieferwälder, die knirschen und rauchen. Wolken fliegen wie Ballen über die Haide und schnüren die Ferne zu. Tau perlt im Gestrüpp und als zwei Hunde mit erschütterndem Gekläff hinter einem Hasen jagend Kreise über die Haide ziehen, bricht die Sonne das erste tiefblaue Loch in die Revolte.
Und nun strömt der Rauch aus den Schluchten, überall steigen aus den Altaren der Forste weiße Dampfschwaden in die ausgebreitete Wärme und Täler tauchen heraus, die schroff sind mit den Kanten der Felsen, den Kanzeln aus Granit und rotbrauner Haide. Doch alles ist noch ohne Jahreszeit, ist so später Herbst wie es aufkommender Sommer sein könnte, ist anonyme Jahreszeit, Zeitlosigkeit im Sturm, sind Felsen, die sich beruhigen im Ansturm der Winde, Forste, die in der Sonne liegen und denen Herbst kein Blatt verfärbt und Frühling nichts bedeutet, sondern nur dieses: Sturm!
Und überall strahlend in den aufgewölbten Mittag brechen die Teiche auf und die Weiher, die tiefeingebettet in den Höhlen liegen, auf denen, leicht bewegt, die Sonne nun verzittert wie ein engmaschiges, tiefrotes Netz, oder die glasig geschliffen hochstarren gleich Jade und gedunkeltem Malachit.
Gegen die Dämmerung rast der Sturm noch einmal über den Kamm und bricht mit Nebeln ein in die Wälder des Wurzelstein, in dem die Hexen nisten. Aber der Abend wird klar und verläuft bräunlich und wie Zinnober über dem See von Retournemer. Dort steht ein Forsthaus. Vor einem halbdutzend Jahren waren wir hier, Siebenzehnjährige, und die Douaniers waren hinter uns. Aber wir vertrauten uns dem Chemin des Dames und es war ein guter Weg mit seinen Serpentinen und in einer Dachluke des Forsthauses, zwischen Gebälk und im Mond, spielten wir Karten die Nacht . . .
Spät abends in einem ziellosen Geblitz von Sternen brachen kreisende Lichter aus dem Berg und Kegel roten Lichts stachen in die Landschaft. Die Feuer brannten eine halbe Stunde und erregten den Wald und dann fuhr mit Fahnen und Geschrei ein Autobus an dem aufglühenden See vorüber.
Nicht daß es ein Bad ist, Gérardmer, auch nicht daß es schön ist und köstlich und an einem See voll Zartheit liegt, will all dies bedeuten: Daß es Französisch ist, gibt ihm die Lässigkeit und die Linie und läßt alles begreifen und bleibt die Mitte und das Verstehenkönnen auch der Wege, die zu ihm führen und derer, die weiterziehn. So die lange Reihe der Seee, die von Retournemer herüber bis an es heran reichen, deren Ufer weiß sind von Reif und in deren zarten Oberflächen die Röte schwimmt vom Dach eines geziegelten Hauses und die pastellhafte Kurve des gesänftigten Höhenzugs mit dem aufflammenden Gelb der Birken. Und den bleichen Mond und die Kaskaden und den Saut des Cuves und den dunklen Farrn bei den Fichten, wie den milden Aufstieg zu den Höhen mit Kühen und den Matten nach den Gipfeln, auf denen überall mit breitausgeholten Formen helle Landhäuser liegen wie große Aeroplane, die in das Köstliche dieser Ebene jede Minute abzustoßen scheinen. Und gleicherweise versteht sich, noch weit von der Stadt, diese Szene am Brunnen, wo ein Schulhaus liegt im Gewirr zersplitterter Häuser: Jene Parade des Lehrers über die Sauberkeit kindlicher Nägel und die Lust der Bestätigten, der Eifer am Wasser jener, die zu leicht befunden wurden und dann jener Einzug von hundert Holzpantoffeln über die Treppe im Sang und Takt der Marseillaise.
Selbst auch da liegt noch deutlich dieser Duft und führt dieses nahe: Wo das dünne Gesträhn der Fontaine Paxion schon in ein königliches Meer von Matten weist, wo das Tal der Moselotte durch ein glänzendes lichtes Land mit hellen Wegen, vorbei am Gesang der Webereien, wie befreit und erhoben zieht und die zerstreuten Chalets mit zinkbeschlagenen Fronten wie große starke Vögel mit blitzenden und weißen Brüsten an den Bergrücken hocken und auch das Düstere des Lac des Corbeaux ein versöhnlicher Himmel, leicht gemischt aus Messing, Silbergrün und grauglänzendem Lila, lächelnd übersteigt.
Weil es noch früh ist am Tage und spät im Jahr, sieht man nicht viele Menschen in diesem Bade Gérardmer. Nur das noch dampfende Weiß straßenlanger Leinen, die gerade gewebt wurden, bleicht auf allen Wiesen um die Stadt. Aber die Promenaden laufen vornehm um den See, zärtlich wehmütig fallen Blätter über die Wege, die bereift sind. Eine klare Oktobersonne mit festlichem Orange rinnt über die verschlossenen Läden der grollen und ländlichen Hotels und über den Park mit den Villen und Chalets. Die weißen Brote und Trauben leuchten aus den Läden, das Land ist voll Licht, in dem schwanke Nebel erzittern. Zwischen den Bäumen erkennt man nur leicht verschwommen einen Zug Infanteristen, deren Hosen rot brennen und die im Stechschritt den Platz umqueren. Vor der Mole liegen viele Ruderboote und ein farbig aufgetakeltes Segelschiff wiegt sich gelassen auf den blitzenden Wellen. Und indem aus dem Rauch des Sees plötzlich und sich lösend eine Motorjacht stampfend herausbricht, tun die Uhren der Stadt, eine vornehm und mit feiner Ruhe hinter der anderen zurücktretend, einen Stundenschlag.
Hier hat sich ein Komplex Historie hingelagert. Dies kleine Tal war die Kulturstätte des Oberelsaß. Unglaublich den Höhenzug dominierend, reckt Murbach seinen Torso auf. Chor und Querschiff nur sind erhalten. Und doch ist dieser Rest zusammengeballte romanische Stärke von ungeheuerer Kraft. Seitlich der Vierung laufen die hohen Türme, von einem Sattel verbunden, in die Höhe und geben der breiten Brust ein unsagbar Beschwingtes. Die Türme sind schon gesäult und diese französischen Einflüsse, die durchbrochenen Fenster, motivisch wiederkehrende Schachbrettfriese und die viele Ornamentik, die die Breite mildert und doch der Fläche das Ausgespannte nicht raubt, bewirken Eleganz in dem Athletischen der Struktur und geben der Wucht und Würde Aufstieg, Grazie und etwas Fliegendes. Im Ganzen: Gewalt — wie ein maßloses, edles Tier, ein wenig verächtlich herabschauend, steht die Kirche in dem viel zu kleinen, verlassenen Tal. Niederdrückend und hoch spannen sich innen in Chor und Querschiff die Bogen zu einem Gewölbe, das voll ist von Sonne, Erschauern und dem Sang einer Biene.
Hier wurde Pirmin, von Reichenau her verschlagen, angesiedelt — im achten Jahrhundert — das Kloster wuchs, ward Fürstabtei, reichsunmittelbar, gefürchtet, berühmt. Sie dehnten ihre Herrschaft weit aus, kolonisierten, expansierten sich, gründeten Kirchen, Filialen, besaßen über hundert Dörfer und Städte, wurden die Zentrale der Geistigkeit. Zeitweis hatten sie sogar Luzern. An den Gründungen der Umgebung läßt sich im Maß der Baustile ihre Geschichte verfolgen. Zuerst Lautenbach, dem sie eine romanische Kirche bauten, auch stiernackig, vollflankig und auch wieder gemildert und versöhnt durch anmutige Säulenbogen. Drinnen im Chor sind noch hellblitzende alte Fenster, das Gestühl ist mit expressionistischen, lüstern verrenkten Tierbildagraffen geziert, eine wundervoll geschnitzte Barockkanzel hängt im Schiff. Die alten Säulen sind barock verstuckt und das Ganze ist noch nicht jener verhängnisvollen „stilechten“ Renovierung verfallen, die mancherorts im Elsaß so sehr beliebt ist. Denn auch der Sandstein hat eine von den Jahrhunderten gezeitigte Seele und diese liegt als Stimmungsgehalt mehr und vielmals tiefer gesenkt in den Umarbeitungen der Barockzeit als in der hellgestrichenen, korrekt ursprünglich hergerichteten Formalität, die dem Auge nicht wohl tut, dem Gefühl aber lästig ist.
Dann gründeten die Murbacher St. Leodegar in Gebweiler, zu zwei Fassadentürmen einen starken Vierungsturm, mit allen Zeichen des Übergangs ins Gotische.
Und als viel später die Abtei aufgehoben und in ein weltliches Ritterstift gewandelt ward, zogen die Murbacher nach Gebweiler und bauten die klassizistische jüngere St. Leodegar, ganz im Typ der schweren Zentrale, aber im Signum einer ganz anderen Zeit. Der Altar trägt die Bundeslade, ein Sarkophag öffnet sich, aus dem (volles Rokoko) Wolken steigen, die Engel höher tragen bis ganz oben zu dem weiten, von gelbem Licht durchstrahlten Auge Gottes.
Und da neben diesen beiden das kleine Gebweiler noch eine große Kirche der Dominikaner hat, erschrak es ob dieses allzureichen Segens und verwandelte ihr Schiff zur Markthalle und den Chor zum Konzertsaal. Den Knaben der Stadt aber hing es viele Schilde auf, die ihnen unter großen Pönitenzen verboten, mit Steinen nach diesem Gebäude zu werfen.
Am alten Rathaus hängt neben dem Zeichen der Stadt, einer rot- und blauen Zipfelmütze, das Wappen: Der springende Hund von Murbach wie ein Protest gegen dies fabrikenstampfende Tal.
Langsam gleitet die Sonne aus dem Tal in einem Streif, der die Höhen hinaufeilt, die Luft bekommt etwas Stehengebliebenes voll von tiefer Farbe und plastischer Ruhe. Keine Vögel singen mehr und wie der Abend die Dörfer zudeckt, geht selbst kein Wind. Wenige Leute, die die Straße queren, machen schlurfendes Geräusch. Nur die schweren Kirchen widerstehen mit ihrem wuchtigen Kontur der Dämmerung. Dann brechen die Lichter aus den Fenstern, hart hämmern die Glocken über die Dächer und die kleinen Städte, fern Industrie, Eisenbahn und Kultur, sind tot. Mit stillen, aus Jahrzehnten heraufgewachsenen Gesten, beginnt dann das Leben in den Häusern, die voll Heimlichkeit sind und Gebälk.
Madame tritt in die Tür, hebt den geschwungenen Hafen anmutig und lächelnd bis schräg vor das Gesicht und meldet das Essen. Sie trägt die dampfende Suppe über die Diele hinüber in das andere Zimmer mit den großblumigen, seltsam abgedämpften und verbrauchten Tapeten und den dreieckten verblaßten Rideaux. Vom Ofen geht Wärme langsam durch das Zimmer, das Ofenrohr mit den spiralischen Windungen knistert, in der Ecke unter dem großen ovalen Spiegel steht ein Klavier, auf dem alte Notenbücher liegen, die merkwürdige Stiche haben und in denen Stücke stehen von Rameau. Das Weiß der Decke, Silber, die großen blutroten Räder Schinken, glitzgelber Wein in schlanken Karaffen atmen Schönheit und Feierlichkeit. Die Gläserkanten funkeln, der trübe Spiegel beschlägt sich mit Wärme, auf dem Ofen beginnt ein Spielzeug zu gehen und im Gestühl und dem Parterre hebt ein Knacken an. Die Scheiben der Fenster sind angelaufen, Madame bringt neuen Wein.
Über dem Tal liegt der Sternhimmel und wenige Laternen verbreiten ein seltsames Spiel von Schatten und geheimnisvollem Licht. Von den Kreuzungen fallen rotgelbe Streifen in das schräge und auf- oder absteigende Gekrümm einer Straße, und wie sie im Weiterscheinen nur noch hellere Vertiefungen des Dunkels sind, lösen sich alle Dinge zu neuen abenteuerlichen Formen in ihnen auf. Diese gespenstischen Toreinfahrten wirken mit riesigen Dimensionen, Treppen, die im Schatten liegen, reißen sich maßlos plötzlich in die Höhe. Große Fronten von Ökonomien mit mittelalterlichem Gedunkel und kopfgroßen Fenstern voll gelben Lichts ganz oben, türmen sich seitlings auf, wo die andere Breite der Straße tief und düster in Gärten und Höfe fällt. Hinter dem vorspringenden Dach eines Stalles verschwindet die schnelle Silhouette eines Liebespaares, kreuzweis die Arme verschnürt.
Später, nach dem elften Stundenschlag läuft der Mond über die Stadt. All diese kleinen Vogesenstädte haben eine place du tilleul oder wie sie immer heißt, von alten starken, selbstbewußten Häusern quer umringt, mit einem alten Baum, einem Brunnen, der immer rauschend in lange Tröge fällt, an denen das Eisenwerk schön ist und die Form alt. Drüber kriecht der Mond, in großen Linien ziehen über die Dächer die straffen Gurten der Höhenzüge, die blau und silbern sind. Scheu weichen die Laternen zurück. Aus der Schmiede klopft noch als einziger Laut in der Nacht ein Hammer und blinkt Rotlicht. Dann spielt der Mond die ganze Nacht mit Geschnitz, Gebälk, Giebeln und Gestühl.
Ein paar Rufe, kurzes Geklirr, das ist die Sensation, die der Morgen aufjagt. Es dauert lang bis die Sonne ins Tal kommt, aber sie macht früh hell und die Schornsteine verströmen weiß und tonlos hellen Rauch in die Rosastriche am Himmel. Die Glocken hämmern die Viertelstunden herunter und die Stille wächst. Kaffee qualmt in dem Zimmer, voll von schwerem Holzwerk und kleinen Fenstern. Zwei Männer treten ein, langsam grüßen sie, Worte fallen von ihrem Mund, als wäre es Mühe, sie trinken einen Likör, stehn schwerfällig, indem ihre Blusen sich blähen, auf, grüßen und gehen. Dann schlägt es acht.
Und nun beginnt die einzige Seltsamkeit. Denn das ist die Zeit der Schule, und da diese schweren und schönen Kinder nur in der letzten zusammengerafften Minute diesen Gang tun und am Ende, oben, des Städtchens eines laufend beginnt und unterwegs alles aus aufgerissenen Toren sich anschließt, unbewegt, springend und stumm, so braust das harte Melos der Holzschuhe durch die eingeschlafene Stille als wie ein vielstimmiger Choral.
Dies ist die Gegend starkgeschichteter Berge und des Herbstes.
Viele Marienfäden verspinnen sich in die Matten, und diese laufen die Abhänge hinunter und wechseln hinüber in die steile Schönheit steinerner Wege. Dies sind ganz die Vogesen: braunrote Flächen ausgespannt in die Sonne und Abhänge voll von Geröll und dem wunderbaren Spielwerk der Linien, beherrschter Kraft, Sehne, Muskel und schwerer Herbigkeit. Überall stehen Heidelbeeren, blau und solche, die noch rot sind wie Johannistrauben. Anemonen und graue Skabiosen stehen in der Waldung. Hasenlattig und Tausendguldenkraut, schwedischer Klee, Moschusmalve und Bitterich betupfen das Gebirg. Brombeeren strecken sich an sonnigen Plätzen, und ihre Früchte erreichen ungeahnte Süße, und Tollkirschen mischen sich in sie mit ihren tiefschwarzen Fruchtknospen, glänzender als japanischer Lack. Zerzaust mit Ziegenbärten von Moos wagt sich Buchenwerk noch ein Stück höher. Dann aber ist alles Matte und Gestein, das sich breit in die Sonne legt und herrlich stark ist und einsamer als je, weil die Fermen schon seit Michael geschlossen sind und der Gesang der Kuhglocken in die Täler glitt.
Nur wenige erlauchte Gipfel geben in einer überschwenglichen Ausgestreutheit das Bunte, Viele und die Augen Verführende in geballten und durch die Distanz heroischen Zusammenhängen. Ein Konzert von Schlünden und Aufstiegen umkreist den Horizont. Die Last der Gipfel spreitet sich ausgebuchtet oder in konvexer Wölbung in die Kessel. Abhänge sausen zur Ebene. Steinige, zerhackte Klippen hemmen den Fall der Kämme und reißen sie plötzlich hinab. Und aus der strengen Herrlichkeit des Steingerölls und der Echo, den waldlos nackten, muskulösen Bergrücken, den Kesseln und dem unendlichen Gekreuz gestraffter, sich schneidender und überschlagender Linien baut sich der Wahnsinn und die Wucht eines Panoramas von niederschlagender Gewalt.
Dann aber ist alles voll Herbst.
Braunroten Schaum schlagen die Wellen der Wälder nach den Gipfeln, denen die dunklen Fichten sich entgegenstemmen und wie zerstäubter Ocker ist der Abend über ihnen. Hügel und Berge, Täler und Furchen hinan ist alles aufgeflammt und fällt glühend zurück in die Rinnen und Weiher, in denen Forellen auffunkeln und färben sie voll mit reifem Karmoisin und Inkarnat. Wie Bäche rinnen die kleinen Dörfer in die großen Täler, an denen die Rebenterrassen aufsteigen, und wie eine entrollte Fahne breitet sich der Herbst, gesammelt aus tausend kleinen Wimpeln, aus durch das Sankt Gregoriental, das trieft von dem blendenden Weiß des Käses, der Butter und des Brotes, und prescht mit Brausen über die hohen Kathedralen hinein wie ein Meer in das silbrige Gefäß des Ried.
Kasimir Edschmid.
Anmerkung zur Transkription
Quelle: Die weißen Blätter, Verlag der weißen Bücher, Leipzig, 1914, pp. 468-475.