Title : Höherzüchtung des Menschen auf biologischer Grundlage.
Author : Paul Christian Franze
Release date
: October 9, 2013 [eBook #43920]
Most recently updated: October 23, 2024
Language : German
Credits
: Produced by Norbert H. Langkau, Sandra Eder and the Online
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Das Cover wurde im Zuge der Transkription erstellt und ist Gemeingut.
Vortrag, gehalten auf der 81. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Salzburg, 1909, bedeutend erweitert und umgearbeitet. □□□□
Von
Dr. med. PAUL C. FRANZE.
Bad Nauheim.
Leipzig.
Hof-Verlagsbuchhandlung Edmund Demme.
Preis: M. 0,80.
Edmund Demme, Hof-Verlagsbuchhandlung, Leipzig.
»Reformgedanken.« Von Dr. Meyer. Heft I. 1. Die Umwertung des bisherigen Krankheitsbegriffes . 2. Säurenaturen. 3. Wetterlage und Gesundheit. 4. Wissenschaftliche Bedenken bezügl. der Geldreinigung an den Kassen. (0,60 Mark.) Die kleine Broschüre enthält so viel Wissenswertes und zum Teil Neues, daß die Lektüre jedermann empfohlen werden kann.
»Reformgedanken.« Von Dr. M. Meyer. Heft II. 1. Besuch bei einem Hundertdreijährigen. 2. Wesen und Behandlung der Gallensteinkrankheit . 3. Das Rätsel der Genickstarre . (Preis 0,80 Mark.) Interessant ist die Schilderung des Besuches bei einem Hundertdreijährigen. Wir erfahren, wie der Mann gelebt, um dieses hohe Alter erlangen zu können, ferner gibt der Verfasser ein klares Bild von der Behandlung der Gallensteinkrankheit und löst endlich das Rätsel über Entstehung, Ursachen und Behandlung der Genickstarre, einer Krankheit, die in letzter Zeit so vielfach bei uns auftrat.
»Reformgedanken.« Von Dr. M. Meyer. Heft III. Ist der Typhus eine Infektionskrankheit? (0,60 Mark.) In dem Wandel der Anschauungen, welcher sich auf pathologischem Gebiete in letzter Zeit zu vollziehen beginnt, hat man sich dazu verstanden, manches Krankheitsbild von einem völlig anderen Standpunkte aus anzusehen. Dieses gilt auch für den Typhus, der bisher für eine Ansteckungskrankheit angesehen wurde. Verfasser übt an dieser Anschauung Kritik und sucht Gegenbeweise anzuführen, wobei er wiederum das Hauptgewicht auf die Anregung der Darmtätigkeit legt, die Ursache in Selbstvergiftung und die Heilung resp. Verhütung in Beseitigung der Schlacken oder Reinigung des Blutes erblickt.
»Reformgedanken.« Heft IV. 1. Die Darmreinigung als Heilfaktor. 2. Die Beziehungen zwischen Darmtätigkeit und lokaler Krankheit. 3. Ein Beitrag zur Behandlung der Lungenentzündung . Von Dr. med. Max Meyer. (Preis 0,80 Mark.) Die Erkenntnis, daß der krankhafte Zustand des Körpers häufiger das Endergebnis fortgesetzter Schädlichkeiten ist, beginnt in letzter Zeit immer mehr Anhänger zu gewinnen. Was man bisher als Ursache ansah, die vermutete bakterielle Ansteckung, kann in vielen Fällen nicht mehr als ausreichende Ursache gelten. Ärztliche Forscher, wie: Dr. Bunge, Dr. Lahmann, Dr. Borchard, Dr. Hueppe, Dr. Haig, Dr. Paczkowski, Dr. Walser etc. klären uns darüber auf, daß die meisten Krankheiten in Darmgiftbildung, Kohlensäurebildung und Stauung im menschlichen Körper ihre Ursache haben. Den Vorgang dieser Selbstvergiftung, sowie deren Einfluß auf den gesamten Organismus sucht uns die obengenannte Broschüre zu erklären, sie ist deshalb sehr lesenswert.
»Reformgedanken.« Von Dr. M. Meyer. Heft V. 1. Die Bedeutung der Abkühlung und der Feuchtigkeit für die Entstehung von Krankheiten. 2. Über das Wesen der Erkältung . (Preis 0,50 Mark.) Gemeiniglich wird mit dem Ausdruck »ungesundes Wetter« das naßkalte Wetter bezeichnet, das wohl eigentlich den Inbegriff klimatischer Schädlichkeiten darstellt, während man Perioden von andersartigem oder direkt entgegengesetztem Charakter für gesundheitlich günstig oder zum mindesten nicht krankmachend hält. Ob und inwiefern das zutrifft, darüber gibt uns der Verfasser Aufschluß. Ebenso klärt er uns in kurzer interessanter Weise auf über das Wesen der Erkältung, worüber noch recht unklare Begriffe herrschen. Da nun aber die genannten Faktoren: Abkühlung, Feuchtigkeit und Erkältung für die Entstehung von Krankheiten eine sehr große und wichtige Rolle spielen, so ist die Lektüre der billigen Schrift zu empfehlen.
»Reformgedanken.« Von Dr. M. Meyer. Heft VIII. Wie entsteht der Krebs und wie ist er zu behandeln? (0,30 Mark.) Die schlimmste Krankheit ist der Krebs , aber das Allerschlimmste ist, daß sich die Gelehrten über Entstehung und Behandlung noch gar nicht einig sind, deshalb ist es mit Freuden zu begrüßen, wenn – wie in vorliegender Broschüre – von ärztlichen Denkern der Versuch gemacht wird, Klarheit zu schaffen.
Höherzüchtung des Menschen auf
:: biologischer Grundlage. ::
Vortrag,
gehalten auf der 81. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte, 1909, bedeutend erweitert und umgearbeitet.
Von
Dr. med. Paul C. Franze
Arzt in Bad Nauheim.
1910
EDMUND DEMME, Hofverlagsbuchhandlung
Leipzig.
Seite | ||||
---|---|---|---|---|
Vorwort | 5 | |||
I. | Aufstieg | 6 | ||
II. | Biologische Grundlegung | 12 | ||
1. Das Material der Artbildung, die spontanen Variationen, und ihre Erblichkeit | 12 | |||
2. Überschüssige Fruchtbarkeit | 14 | |||
3. Natürliche Auslese und Kampf ums Dasein | 14 | |||
4. »Das Prinzip der natürlichen Prädestination« | 15 | |||
5. Keimauslese | 17 | |||
6. Geschlechtliche Zuchtwahl | 17 | |||
7. Isolation | 18 | |||
8. Zusammenhang vorstehender Grundsätze mit der Fortentwicklung der Menschheit | 19 | |||
III. | Anwendung der Grundsätze auf die Rassenzucht beim Menschen | 24 | ||
1. Das Material | 25 | |||
a. Die geistigen Eigenschaften | 25 | |||
b. Die körperlichen Eigenschaften | 34 | |||
c. Die Auserlesenen | 44 | |||
d. Das Organ des Geistes | 47 | |||
2. Die Erblichkeit | 62 | |||
3. Genügende Fruchtbarkeit | 64 | |||
4. Auslese und Reinzucht | 65 | |||
a. Mittel, durch welche die Auserlesenen einander als solche erkennen können | 65 | |||
b. Die formale Seite der Auslese | 68 | |||
c. Die Reinzucht | 71 | |||
5. Blutmischung und Herkunft der Varianten | 72 | |||
6. Der Instinkt | 75 | |||
IV. | Das System des Geistes | 75 |
Auf der 81. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Salzburg, 1909, hielt ich unter dem gleichen Titel, den diese Broschüre trägt, einen Vortrag. Der Aufforderung meines Herrn Verlegers, die Ausführungen der Allgemeinheit zugänglich zu machen, bin ich gern nachgekommen. Freilich mußte dabei über den Umfang des ursprünglichen Vortrags, für den nur etwa 20 Minuten zur Verfügung standen, bedeutend hinausgegangen werden.
Einerseits erhielt demnach das dort Gesagte hier in der Broschüre eine gründlichere Bearbeitung; anderseits kam in dieser vieles Neue hinzu, das mit dem Inhalt des Themas eng zusammenhängt. So sind z. B. die Abschnitte über die körperlichen Eigenschaften, das Organ des Geistes, die Ehereform, das System des Geistes hier zum ersten Male veröffentlicht worden.
Möge die Schrift der Verbreitung der Erkenntnis dienen, daß der Mensch ein noch durchaus unvollständig durchorganisiertes Wesen ist, und daß er daher seinen bewußten Willen zur Erlangung höherer Organisation im Sinne des entwicklungstheoretischen Fortschrittes verwenden sollte!
Bad Nauheim , 19. Januar 1910.
Dr. Paul C. Franze.
Äonenhafte Zeitläufe blicken herab auf das Aufstreben lebendiger Materie auf unserm Planeten nach edleren und höheren Formen des Daseins: das ist die Entwicklungsgeschichte der Organismen. Und mitten drin in diesem gewaltigen Ringen steht der Mensch, der Schöpfung Krone, – doch dies nur auf Zeit, und nimmermehr ihr Ende, vielmehr die bloße Vorstufe eines Geschlechts von Halbgöttern auf Erden!
Oder vielleicht richtiger: der jetzige Mensch ist nur ein unfertiges Produkt auf dem Weg zu wahrem Menschentum. Der »Mensch« als ein in seiner Art vollendeter Organismus muß erst noch kommen. Der wahre Mensch wird dann eben jener Halbgott sein.
Dann aber haben wir mit Unrecht unser Augenmerk bisher fast nur auf die Vergangenheit der Entwicklung gerichtet statt auf die Zukunft des Menschen.
Möchte doch daher das Licht eines neuen Tages über die Menschheit aufgehen, ja, möchte sogar diese Stunde schon seine Morgenröte sein! – – –
Dieser Wunsch hat aber nur dann Aussicht auf Erfüllung, wenn die höchsten und heiligsten menschlichen Erkenntnismittel den Pfad erleuchten, der gewandelt werden muß, und wenn reiner Wille die Menschheit beseelt.
Dreifach nämlich ist der Hauptweg der Erkenntnis.
Erstens: Eingebung aus den Tiefen des Unbewußten , Intuition, die von selber kommt und ihr Licht vorauswirft. Auch Verlaß auf diese selbsttätige Spürkraft des Geistes bei der Deutung der Eindrücke: denn Deuten immerhin, und beileibe nicht ideenlose Aufschichtung von Tatsachen, wie die Moderne es oft wohl möchte.
Die Ideen und Eingebungen kommen dem genialen Denker unwillkürlich zumeist bei der Beobachtung von Tatsachen, und anderseits geht er absichtlich von diesen aus, um zu Ideen zu gelangen, um den Sinn des Daseins zu erfassen und den rechten Weg zu finden.
Zweitens: Naivität , so weit als möglich, in der unmittelbaren Auffassung der Tatsachen. Naivität ist nichts anders als vollkommene Aufrichtigkeit. Bei der Wahrnehmung ist sie daher das Hinnehmen der unverfälschten, durch kein eigenes Hinzudenken veränderten Erfahrung, einerseits also das impressionistische Einwirkenlassen der Sinneseindrücke aus der Außenwelt und anderseits die Erfassung der reinen Seelenvorgänge, wie sie gerade im Menscheninnern von selbst verlaufen: gleichwie ein Kind, klug, mit seelenvollen Augen den bunten Wechsel der Natur aufnimmt, rein von eigenen Beimengungen des Verstandes, also tut es auch derjenige, der von Irrtümern frei bleiben will.
Drittens: Logisches Schließen ebenfalls bei der Deutung der Erscheinungen und zur Herstellung des vernünftigen Zusammenhangs zwischen ihnen.
Intuition, Naivität und Logik, das ist das Heiligtum unter den Erkenntnismitteln.
Und wir bedürfen des Besten auf dem jetzt zu betretenden Wege: denn steil sind zwar immer der Vollendung Pfade; doch diese, die hier begangen werden, sind furchtbar in ihrer Steilheit und Höhe! – – –
Seit den kosmogonischen Theorien von Kant und Laplace und seit den Lehren von Lamarck und Darwin betrachtet die Wissenschaft, ja, man darf sagen die gebildete Menschheit, Entwicklung als ein allgemeingültiges Gesetz, dem alles, was wir kennen, unterliegt: sowohl die in ihrer Pracht am Himmel glänzenden Sterne, als auch die Gefäße des Lebens einschließlich des Menschen.
Mögen jene Theorien auch noch so unzulänglich sein – gleichviel: sie haben unsere Erkenntnis unzweifelhaft erweitert.
Der Inhalt der Deszendenztheorie im engeren Sinne ist dieser: Von den niedersten Lebewesen bis hinauf zum -8- Menschen hat eine allmähliche Entwicklung stattgefunden. Es werden die Bedingungen dieser Entwicklungsrichtung aufgesucht und eben dadurch, daß sie gefunden werden, wird der Weg zur organischen Vervollkommnung des Menschen gewiesen. Zunächst geschieht das für die Vergangenheit, dann aber auch für die Zukunft. Denn die Kenntnis der zurückgelegten Strecke gestattet gewisse Schlüsse für die bevorstehende.
Demnach stellen wir fest, daß die Entwicklung eine bestimmte Richtung hat; sie geht von einfachsten und unvollkommensten zu immer zusammengesetzteren und vollendeteren Formen des Lebens. Innerhalb dieser allgemeinsten Richtung treten aber beim Menschen noch besondere Merkmale als auffallende hervor. Das sind einerseits die Steigerung des Bewußtseins, des Geistes oder der Vernunft und die Ausbildung des Charakters, des ästhetischen Gefühls und der künstlerischen Gestaltungskraft, anderseits die Entfaltung der dem Menschen eigentümlichen Körperschönheit.
Das aber ist innerhalb des Reiches der Lebewesen der Lauf der Natur, die Stromesrichtung des Weltgeschehens : Aufstieg, Vervollkommnung, Steigerung und Bejahung des Daseins, Tätigkeit, Umformung von Energien, welch letzteres mit Lust betont ist, wenn es fließend und leicht von statten geht, mit Unlust dagegen, wenn es gehemmt wird oder schwer verläuft.
Rein naiv und impressionistisch können wir sogar das eben Gesagte als das Gesetz des Lebens aussprechen.
Erst ein Zurückgehen im Denken hinter die reine Erfahrung läßt Aussagen machen über den Wert der Welt hinsichtlich ihres innersten Prinzips und wirklichen Wesens. Der Naive fällt keine solchen Werturteile darüber: er nimmt vielmehr im Erkenntnisakt die Wirklichkeit hin, wie sie erscheint, und gelangt so zur Formulierung des Gesetzes des Lebens, in dem allerdings noch kein utopistischer irdischer Optimismus ausgesprochen ist, sondern lediglich die Lebensbejahung, die Notwendigkeit tätiger und freudiger Mitarbeit an allen Problemen der Vervollkommnung, mit andern Worten die fröhliche Kampfesstimmung des mutigen Streiters. -9- Denn Kampf ist das Erdenleben. Aber es kann und soll sein ein freudiger, siegesgewisser Kampf, in dem es Friedenspausen und Ruhmestage gibt, dann nämlich, wenn jeweils der Lorbeer um die Schläfen des Siegers sich windet. [1] – – –
Wenden wir dann den Blick ab von der Außenwelt und nach innen, so finden wir in unserm Seelenleben mächtige Auftriebe, Impulse nach der Höhe, gleichsam als drängte uns etwas über unsere ererbte Organisation hinaus: es ist ein Streben nach Vervollkommnung, das wir da in unserer eigenen Tiefe erleben.
Diese Feststellung beruht auf der » Psychologie der unmittelbaren Erfahrung «: der Mensch ist einfach so eingerichtet, daß er in seinen besseren Individuen dem Willen zur Vollkommenheit nimmer zu entrinnen vermag. Hier haben wir an einem Punkte das Seelenleben rein erfaßt: unmittelbar und ohne alle Überlegung steigt in dem Tüchtigen die Sehnsucht nach höherem Dasein empor bis an die Oberfläche des Bewußtseins!
Das sind zwei völlig stichhaltige Gründe dafür, daß das Vervollkommnungsstreben auch betätigt werden muß, und beiden wohnt eine innerlich ihnen anhaftende Beziehung auf die Allgemeinheit inne. Ich wiederhole die Gründe und setze die genannte Beziehung hinzu: 1. Das Gesetz des Lebens , das von der Beobachtung des Naturlaufs unmittelbar abgeleitet wurde, besagt, daß die Hauptrichtung der Entwicklung auf Steigerung der Organisation geht. Für den Menschen geht daraus hervor, daß es in der Richtung der Entwicklung liegt, wenn er seine vornehmsten Eigenschaften weiter entfaltet. Diese aber sind die spezifisch menschlichen. Daß die Gesamtheit und nicht etwa nur ein einzelner davon betroffen wird, versteht sich von selbst. 2. Die Erscheinungen der inneren Wahrnehmung bei höher stehenden Menschen bestätigen durchaus das, was von derjenigen der Außenwelt abgeleitet wurde: der Mensch findet -10- in sich einen zwingenden Wunsch nach Vervollkommnung vor. Das bezieht sich zunächst auf sein Selbst, aber zugleich auch auf die Gesamtheit und äußert sich in idealen Bestrebungen der Wissenschaft, Philosophie, Kunst, Religion und Nächstenliebe, in der Verteidigung des Vaterlands und Mehrung seiner Macht, in dem Nachjagen nach Ruhm, Ehre und Reichtum. All dem liegt mehr oder weniger bewußt in erster Linie das Verlangen zugrunde, sich selber als Persönlichkeit höherer Ordnung, als Vollmenschen auszubilden und zu betätigen: die Wege der Vollendung des Selbstes und der Gesamtheit fallen in ihrem Verlaufe zusammen.
Nach allem : Es dürstet der Mensch nach Vervollkommnung, und er blickt hinaus in das Getriebe des Weltgeschehens und liest von der Natur den gleichen Willen ab.
Was aber bedeutet Vervollkommnung? Ich definiere: Vervollkommnung ist weitere Entfaltung der höchsten Eigenschaften. Denn das gehört zum Begriff der Vervollkommnung.
Jetzt aber entsteht das Problem des Weges : Wie kann am sichersten, wirksamsten und schnellsten das Vervollkommnungsstreben des Menschen in die Tat umgesetzt werden?
Die Analysis der Vervollkommnung ergibt, daß sie in traditionelle und erblich-organische zerfällt.
Wie die Überschrift aussagt, ist es die Aufgabe dieser Schrift, die letztere zu behandeln. Nur ein flüchtiger Blick sei daher der Vollständigkeit halber auf das Wesen der Tradition geworfen.
Durch sein hochentwickeltes Bewußtsein, sowie kraft seiner Fähigkeiten der Sprache und der Schrift vermag der Mensch die Erfahrungen seines ganzen Geschlechts aufzubewahren, zu sichten, zu ordnen, zu vermehren und auf seine Nachkommen übergehen zu lassen. So bildet sich ein in stetem Fluß und fortdauernder Änderung begriffener Niederschlag der Erfahrung der gesamten Menschheit. Diesen Niederschlag nennen wir die Tradition oder Überlieferung der Menschheit . Sie umfaßt Sitten -11- und Gebräuche, die naive Überlieferung des Volkes (folklore), Natur- und Geisteswissenschaften.
Insbesondere sind es einzelne hervorragende Männer, die von Zeit zu Zeit entstehen, welche die Tradition sprungweise auf eine höhere Stufe heben und dadurch die Menschheit veredeln. Solche Männer heißen Genien : sie sind die Lichtbringer und Führer der Menschheit.
Einigermaßen steigert ja auch die Wissenschaft als solche ohne die direkte Arbeit der Genien die geistigen, sittlichen und körperlichen Werte der Gesamtheit. Denn sie mehrt unsere Erkenntnis von der Wirklichkeit; Gewinn aber an Wissen und an Einsicht in die wahren Vorgänge der Natur gereichen natürlich den Menschen zum sittlichen und körperlichen Wohle. Das darf man nicht zu gering veranschlagen. Die Vorteile, die unserer Gesundheit aus der Wissenschaft erwachsen, liegen allen klar vor Augen. Weniger Verständnis jedoch haben viele dafür, daß auch die Sittlichkeit durch Wissen gewinnt; deshalb seien zwei Beispiele dafür angeführt: die humane Gestaltung der Rechtspflege und Irrenfürsorge ist sicherlich mehr ein Ergebnis wissenschaftlicher Aufklärung als etwa der kirchlichen Religion.
Freilich scheint es mir, ein noch mehr in die Tiefe dringender Blick zu sein, wenn man einsieht, daß die genannten Erscheinungen mit dem von innen heraus wirkenden Vervollkommnungstrieb in Zusammenhang stehen. Diese Kraft befindet sich natürlich in steter Wechselwirkung mit der äußeren Erfahrung und offenbart sich an ihr.
Doch kann bei aller Gerechtigkeit gegen die allgemeine wissenschaftliche Tätigkeit nicht eindringlich genug vor ihrer Überschätzung gewarnt werden. Es ist unmöglich, hier eine exakte Rechnung vorzulegen: aber viel ist es jedenfalls nicht, was alle die Nicht-Genien zusammen der Menschheit an wirklichen und bleibenden Werten gegeben haben. Sicherlich ruht jeder bedeutende Fortschritt auf den Schultern der Genien! – – –
Der Gegenstand dieser Abhandlung aber ist die Steigerung der erblichen Organisation des Menschen, seine generative Höherentwicklung. -12- Es soll die Richtung der Entwicklung dadurch fortgesetzt werden, daß wir Menschen mit Hilfe unseres Bewußtseins den Weg zu neuen und höheren Formen der Kreatur einschlagen, als es deren eine bisher überhaupt auf der Erde gegeben hat!
Wie wir sahen, steht diesbezüglich das Gebot der inneren Stimme im Einklang mit demjenigen, das die Naturbeobachtung ergibt.
Ich wende mich nunmehr zu unserm soeben nochmals klar definierten Thema.
Das Material der Bildung von Rassen, Varietäten und Arten sind sowohl in der Natur, als auch bei der künstlichen Züchtung und beim Menschen die spontanen Variationen. Die Voraussetzung dafür, daß aus ihnen Dauerformen hervorgehen können, ist ihre Erblichkeit. Dies gilt für spontane Variationen größeren und kleineren Betrags. Erstere nennt man nach de Vries Sprungvariationen und Mutationen. Inwiefern sie zur Artbildung beitragen, bleibe dahingestellt. Letztere sind die spontanen Variationen im engeren Sinne des Wortes. Auf ihnen beruht sicherlich der größte Teil der Artbildung. Es verhält sich mit ihnen folgendermaßen:
Jedes Lebewesen kommt mit gewissen Abweichungen seines Baues von demjenigen seiner Artgenossen auf die Welt. Dies betrifft nicht nur den ganzen Organismus, sondern sogar auch seine einzelnen Teile: keine zwei Blätter an einem Baume sind einander ganz gleich, und so ist es bei allen Organen.
Diese Grundtatsache bildet den Ausgangspunkt und die Voraussetzung des Darwinismus . Darwin nennt eben jene individuellen Verschiedenheiten an Pflanzen und Tieren -13- »spontane Variationen«, d. h. von selbst entstehende Abänderungen. Er untersucht nicht die Ursache ihrer Entstehung, sondern fängt bei ihnen an. Sie sind erbliche Eigenschaften, da es sich bei ihnen um Angeborenes und nicht um Erworbenes handelt.
Es besteht nämlich in der Wissenschaft eine Kontroverse darüber, ob nur angeborene oder auch erworbene Merkmale erblich seien. Sie ist bis jetzt dahin entschieden worden, daß erstere es sicher, letztere im allgemeinen es nicht sind. Jedoch bezieht sich das nur auf Erworbenes im engeren Sinne des Wortes, z. B. auf Verstümmelungen, Resultate der Übung und Vernachlässigung von Organen, z. B. der Muskeln usw. Zweifellos prägen sich aber die Eindrücke des Lebens mehr oder weniger auch den Keimzellen auf und sind dann erblich, wie alle Veränderungen an den Keimzellen. Das ist eine Voraussetzung der Variabilität selbst, die Darwin eben ununtersucht läßt. Darüber haben andere, insbesondere Semon [2] gearbeitet. Darnach können die Reize aus der Außenwelt eine dauernde Veränderung im Organismus hinterlassen, was Semon » Engraphie « nennt. Die Veränderung selbst ist das » Engramm «. Die Reizwirkungen strahlen nun im ganzen Organismus aus, und zwar nicht nur im Nervensystem. Denn sie spielen gerade bei Pflanzen eine wichtige Rolle. Forel sagt: »Auf diesem Wege kann eine, wenn auch kolossal abgeschwächte Engraphie schließlich auch die Keimzellen treffen.« ….. »Und so läßt sich die Möglichkeit einer kolossal langsamen Vererbung erworbener Eigenschaften, nach unzähligen [? Verf.] Wiederholungen durch das mnemische Prinzip erklären, ohne daß die von Weismann betonten Tatsachen ihre Richtigkeit einbüßen. Denn die Einflüsse der Kreuzungen (Konjunktionen) und der Zuchtwahl wirken natürlich ungeheuer viel rascher und intensiver verändernd als individuell vererbte mnemische Engraphien.« [3]
Die engraphische Wirkung braucht aber nicht immer die gleiche »kolossale« Langsamkeit zu besitzen. Bei Pflanzen geht die Umwandlung oft recht schnell von statten. Auch bei Tieren und Menschen wird es sich verschieden verhalten, je nach der Art des Reizes und der Wichtigkeit der Erfahrung: das Lebendige kann vielleicht in elektiver Weise reagieren.
Ein großer Geburtenüberschuß ist natürlich der Entstehung verschiedenartiger Variationen günstig.
Unter dem Kampf ums Dasein versteht man die Gesamtheit der Einwirkungen der Außenwelt, sowohl diejenigen der anorganischen Natur, als auch die aus der Konkurrenz mit andern Lebewesen entstehenden. Man kann ihn in den aktiven und passiven Kampf ums Dasein einteilen. Unter ersterem verstehe ich dann gewalttätige Einwirkungen aller Art, sofern sie überhaupt Auslesewert (positiven oder negativen) besitzen, also vor allem den echten Kampf als solchen mit andern Geschöpfen. Unter letzterem fasse ich die Einflüsse der toten Umgebung und die des mehr friedlichen Wettbewerbs um die Existenzmittel zusammen.
Darwin nimmt nun an, daß von den spontanen Variationen die einen im Kampf ums Dasein nützlich, die andern hinderlich seien. Die Träger der ersteren haben daher mehr Aussicht, in ihm zu siegen, als diejenigen der letzteren. Jene werden daher im Gegensatz zu diesen bis zum fortpflanzungsfähigen Alter erhalten bleiben und Nachkommen erzeugen, somit ihre Eigenart weitergeben, während die andern aussterben. Das ist die natürliche Zuchtwahl im Kampf ums Dasein. Demnach sind die Voraussetzungen für die natürliche Zuchtwahl: 1. Der Kampf ums Dasein, 2. Erblichkeit der Merkmale, 3. Variabilität, 4. große Fruchtbarkeit.
Auf die Kritik der Darwinschen Theorie will ich hier nicht näher eingehen, sondern nur bemerken, daß der Kampf -15- ums Dasein sich als unzulänglich zur Herbeiführung von Auslese und Reinzucht erwiesen hat. [4]
Mögen aber die Eindrücke, die das Individuum im Laufe seines Lebens empfängt, auch in geringem Maße durch Engraphie die Keimzellen beeinflussen und dadurch erblich werden, mögen andere besondere Prinzipien eingeführt werden müssen, um die Auslese und Reinzucht in der Natur zu deuten – gleichviel: in jedem Fall ist es sicher, daß durch dauernde Auslese besonderer angeborener Merkmale und die Reinzucht der sie besitzenden Individuen neue Rassen und Varietäten sich hervorbringen lassen. Das ist durch die Erfolge der künstlichen Züchtung bei Tieren und Pflanzen bewiesen. Ferner sind diese angeborenen Eigenschaften in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle sicher erblich. Daher bilden sie ein zuverlässiges Material für die Reinzucht und Bildung von Dauerformen. Darin besteht also ein bleibendes Verdienst Darwins und seines Mitarbeiters Wallace , gezeigt zu haben, daß die angeborenen spontanen Variationen das hauptsächlichste, zuverlässigste und daher wertvollste Material für die Bildung neuer Formen darstellen.
Jedenfalls gilt das für die Tierwelt, während es bei Pflanzen den Anschein hat, als ob die sogenannte »unmittelbare Bewirkung« durch Reaktion auf die Umgebung nach dem Prinzip der Engraphie eine bedeutsame, vielleicht wichtigere Rolle spiele. Damit stimmt es denn auch überein, daß die Zoologen heute meistens Darwinianer, die Botaniker vielfach Neu-Lamarckianer, d. h. Anhänger der letztgenannten Theorie, sind.
Die spontane Variation, die ein Individuum mit auf die Welt bringt, bedingt in erster Linie seine Eigenart. Das aber ist gleichbedeutend mit einer Art natürlicher Vorausbestimmung. Im wesentlichen ist es schon bei der Geburt eines Geschöpfes ausgesprochen, ob es einen Beitrag zur -16- Veredelung oder Verschlechterung seines Geschlechts bedeutet.
Das gilt auch für den Menschen: seine Abstammung von einem bestimmten Elternpaare bedingt seine Tüchtigkeit oder Minderwertigkeit vor allen nachträglichen Einflüssen, die später auf ihn durch Umgang und Erziehung einwirken. Wir sehen das tatsächlich auf allen Gebieten, vornehmlich auf denen der Erziehung, der Rechtspflege, des genialen Schaffens, der Beibringung neuer Werte in Wissenschaft, Ethik, Kunst usw., dann aber auch im Alltagsleben: auch hierin offenbaren sich nur allzu deutlich die besonderen angeborenen Gaben und Mängel der Einzelnen. Alle, die eine größere Anzahl Untergebener unter sich haben, werden das bestätigen können, vor allem also Offiziere und Leiter großer industrieller Betriebe. Selbstverständlich trifft das auch für die körperlichen Eigenschaften im engeren Sinne ebenso zu, für Gesundheit und Schönheit. Nichts ist bezüglich ihrer wertvoller für ein Individuum als die Abstammung von einem kerngesunden Elternpaare. Denn, wenn nicht sehr ungünstige Umstände später auf es einwirken – z. B. mutwillige Untergrabung der Gesundheit –, so wird es dann die größte Aussicht auf eigene dauernde Gesundheit und Langlebigkeit haben und selbst nachteiligen Einflüssen gegenüber sich widerstandsfähiger erweisen als andere. Umgekehrt können auch die besten hygienischen Maßnahmen schlechte Erbwerte der Gesundheit und Widerstandskraft nur mangelhaft ausgleichen, gerade wie die Schönheitspflege keine Resultate zu liefern vermag, die angeborener Schönheit gegenüber in die Wagschale fallen.
Freilich läßt sich die natürliche Anlage des Menschen modifizieren. So können ungünstige Umstände die Ausbildung guter Eigenschaften hintanhalten. Anderseits vermögen eine sorgfältige Erziehung von Jugend auf und eine geeignete Umgebung einen von Natur Minderwertigen oft so zu bessern, daß er nicht direkt auf Abwege gerät. Aber im wesentlichen schlagen die angeborenen Eigenschaften durch. Ebensowenig kann die beste Erziehung aus einem dummen und unbegabten Menschen einen Entdecker, Erfinder -17- oder Künstler, aus einem charakterlosen einen Propheten und Besserer des Menschenlooses machen, als umgekehrt ein hartes Geschick im allgemeinen den Genius zu unterdrücken oder am Durchbrechen zu hindern vermag.
So hängt denn auch die Zukunft der Rasse von den Erbwerten der Eltern ab, da sie mehr oder weniger auf die Kinder übergehen. Wir gelangen also auch für den Menschen auf Grund des sicher zutreffenden Teiles des Darwinismus und der Erfahrung innerhalb der Menschheit selbst zur These, daß jedes Individuum schon bei seiner Geburt die Grundlagen seines späteren Wertes in sich trägt. Ich nenne das » Das Prinzip der natürlichen Prädestination «.
Es gilt, wie schon bemerkt, hinsichtlich der Haupteigenschaften des Geistes und Körpers. Beeinflußbarkeit bleibt dennoch bestehen, tritt aber an Bedeutung sehr in den Hintergrund.
Um gewissen Schwierigkeiten, in die der Darwinismus gerät, zu begegnen, hat Weismann die Theorie der Keimauslese aufgestellt, nach der schon die Keime des Lebens im Organismus einen Kampf zu bestehen haben. Davon ist jedenfalls so viel richtig, daß nur ein verschwindend kleiner Teil aller entstehenden Keimzellen zur Hervorbringung neuen Lebens verwertet wird und die andern wieder untergehen, und daß Ursachen für das verschiedene Geschick derselben vorhanden sein müssen. Vielleicht sind es auch hier die kräftigeren Keime, die erhalten bleiben. Im übrigen besagt Weismanns Theorie anderes als dieses. Doch liegt das außerhalb des Rahmens dieser Abhandlung.
Darwin führte das Prinzip der geschlechtlichen Zuchtwahl ein, um gewisse Eigentümlichkeiten der männlichen Tiere zu deuten. So sollen der Gesang und das schöne Gefieder vieler männlicher Vögel durch Bevorzugung seitens der Weibchen entstanden sein. Dafür spricht der Umstand, daß beides zur Zeit der Paarung die höchste Entfaltung -18- erreicht. Ferner sind die Waffen mancher männlichen Tiere wie der Hirsche vorwiegend zum Kampf um die Weibchen da. Der besser Bewaffnete siegt und wird dann zur Fortpflanzung zugelassen. Die Schwäche dieser Theorie ist jedoch handgreiflich, sofern sie die Entstehung der genannten Eigenschaften erklären soll. Wenn diese aber einmal auf einer gewissen Ausbildungsstufe vorhanden sind, dann mögen sie gewiß zur Bevorzugung bei der Gattenwahl beitragen und dadurch erhalten und weiter entwickelt werden.
Die Auslese findet also nach Darwin teils durch den Kampf ums Dasein, teils durch die geschlechtliche Zuchtwahl statt.
Vielleicht hat geographische Absonderung von dem Standort der Artgenossen, bezw. beim Menschen von dem gemeinsamen Wohnsitze, in der Vergangenheit einen beträchtlichen Anteil an der Bildung von Rassen, Varietäten und Arten genommen. Für den Menschen ist dies besonders wahrscheinlich, wenn nicht sicher. Moritz Wagner hat die Theorie der Isolation vertreten. Er sagt u. a.: »Die Bildung einer wirklichen Varietät, welche Herr Darwin bekanntlich als ›beginnende Art‹ betrachtet, wird der Natur immer nur da gelingen, wo einzelne Individuen die begrenzenden Schranken ihres Standorts überschreitend sich von ihren Artgenossen auf Zeit räumlich absondern können.« [5]
»Arten, welche nicht wanderten, sich also nicht veränderten, starben allmählich aus.« [6]
»Die tätigeren und intelligenteren Menschenpaare isolierten sich …., schwächliche und dumme Menschenexemplare gingen damals wohl meist zugrunde. [7]
»Neue Menschenrassen werden [heute und in Zukunft. Verf.] nicht mehr entstehen, nur Bastardrassen durch häufige Mischung der jetzt bestehenden Hauptrassen. Völlige Isolierung einzelner Familien und Stämme durch eine lange Reihe von Generationen ist bei den jetzigen Verkehrsverhältnissen nicht mehr möglich. Damit fehlt aber die Grundbedingung der Rassenbildung.« [8]
Die geographische Absonderung hätte demnach eine doppelte Bedeutung: 1. Durch sie würde Reinzucht innerhalb einer Sippe durchgeführt werden. 2. Die veränderten Lebensbedingungen würden die Organisation der Individuen, die sich ihnen durch die Aufsuchung der neuen Wohnstätten ausgesetzt haben, modifizieren: »Veränderte Lebensbedingungen,« sagt Wagner, »geben den Anstoß zu einer Steigerung der individuellen Variabilität. Isolierung von den Artgenossen beginnt dann den Anfang einer Rasse.« [9]
Für den Aufbau meines Plans zur generativen Höherentwicklung des Menschen ist nun alles, was in den besprochenen Thesen der Deszendenztheorie zweifelhaft ist, belanglos. Ich bedarf vielmehr nur der feststehenden von ihnen. Dadurch gewinnen meine Voraussetzungen Gewißheit.
Die Grundsätze [10] der Bildung einer tüchtigen Rasse, Varietät oder Art sind demnach:
1. Das Vorhandensein des notwendigen Materials in Gestalt brauchbarer spontaner Variationen.
2. Die Erblichkeit dieser Variationen.
3. Genügende Fruchtbarkeit.
4. Auslese.
5. Reinzucht.
6. Blutmischung (hierauf wird später bei der Behandlung der menschlichen Rassenbildung eingegangen werden).
Beim Menschen sind nun, wie sofort ersichtlich, alle diese Erfordernisse ohne weiteres gegeben mit Ausnahme der Auslese und der Reinzucht. (Von der Blutmischung sehen wir vorläufig ab, da die Frage später erledigt wird).
Das Problem lautet also : Welche Prinzipien führen Auslese und Reinzucht herbei? Zunächst unterscheide ich bei dem Angehen dieses Problems nicht zwischen Menschen und Tieren. Es gibt folgende mögliche Prinzipien der Auslese und Reinzucht:
1. Den Kampf ums Dasein. Er züchtet rein mechanisch von dem Zeitpunkte an, wo die Eigentümlichkeiten der Einzelindividuen eine so hohe Ausbildung erlangt haben, daß sie tatsächlich von Vorteil oder Nachteil im Leben sind. Wahrscheinlich ist dabei die negative Seite die Hauptleistung des ganzen Kampfes ums Dasein, d. h. die Ausmerzung der Unfähigen.
2. Geographische Absonderung. Dieses Prinzip wurde von Moritz Wagner eingeführt, um zu deuten, wie die Auslese und Reinzucht zustandekommen können, ohne allein auf den unzulänglichen Kampf ums Dasein angewiesen zu sein.
3. Keimauslese.
4. Instinkt. Es ist durchaus denkbar, daß die Individuen, die vermöge ihrer erblichen Eigenschaften zur Bildung neuer Formen besonders geeignet sind, den Instinkt besitzen, sich untereinander zu paaren und Reinzucht durchzuführen. Letzten Endes kommt man keinesfalls um eine derartige Annahme herum. So haben denn Naturforscher auch in der Tat von einem »Rasseninstinkt« der Tiere gesprochen.
5. Geschlechtliche Zuchtwahl , die solchen Instinkt schon voraussetzt.
Das sind die Mittel, die für die Herbeiführung der Auslese und der Reinzucht denkbar sind; zugleich machen sie das Strittige im Darwinismus, bezw. in seiner Fortbildung seitens anderer aus.
Von jenen kommen zwei für die menschliche Rassenzucht nicht in Betracht, nämlich der Kampf ums Dasein und die Isolation.
Der Kampf ums Dasein tritt als auslesender Faktor im Kulturzustand immer mehr zurück. Unsere humanen Tendenzen gehen im Einklang mit dem Sittengesetz dahin, ihn mehr und mehr auszuschalten. Es kann vom sittlichen Standpunkt aus keine Rede davon sein, etwa absichtlich in Zukunft die Härte des Kampfes ums Dasein aufrecht erhalten oder gar wieder vermehren zu wollen. Vielmehr muß jeder humane und sittliche Mensch sein Zurückgehen im Kulturzustand freudigst begrüßen. Dazu kommt noch, daß es hier gerade hinsichtlich seiner zu einer Umwertung der Werte kommt : Unsere höchsten Werte sind neben Gesundheit und Schönheit vor allem die wissenschaftlichen, sittlichen und ästhetischen sowie ihre Beziehungen zum Leben. Wie schon erwähnt, sind es insbesondere die Genien, die uns diese vermitteln. Nun sind diese keineswegs immer – oder auch nur häufig – gerade diejenigen Menschen, die in einem rücksichtslosen Kampf ums Dasein am besten bestehen würden. Von Körperschwäche will ich ganz absehen. Schon ihre Charaktereigenschaften hemmen sie in einem solchen Kampfe: gerade weil sie nicht skrupellose, sondern gewissenhafte, die Kapital- und Geldwirtschaft aus angeborenem Idealismus hassende und daher wenig von ihr verstehende Menschen sind, sind sie für den brutalen Daseinskampf schlechter ausgerüstet. Sie aber zu pflegen als das wertvollste alles Menschenmaterials ist unsere Hauptaufgabe. Die Genien sind Menschen, die in eine weit fortgeschrittenere, vollkommenere Umgebung passen, und die daher der Stufe der Unvollkommenheit, in der sie jeweils leben, nicht adaptiert sind. Nun ist es aber das Hauptgesetz des Kampfes ums Dasein, daß diejenigen, die sich nicht der Umgebung anzupassen vermögen, untergehen. Der Genius jedoch ist deswegen seiner Umgebung nicht angemessen, weil er vollkommener als sie ist. Die Schuld liegt also an der Umgebung und nicht an ihm. Durch seine Vollkommenheit -22- nimmt er die Tradition der Zukunft vorweg, wodurch er gerade seine Mitmenschen späteren höheren und edleren Formen des Daseins entgegenführt. Er macht ferner die wissenschaftlichen Entdeckungen, die in der Technik verwertet die äußeren Grundlagen der Kultur bilden. Er gibt den Menschen die herrlichen Werke der Kunst, an denen sie sich erfreuen.
Der Kampf ums Dasein kann demnach als züchtender Faktor von irgendwie erheblichem Belang im Kulturzustand nicht in Betracht kommen, weil: 1. er ohnehin abnimmt, 2. Sittengesetz und Humanität uns verpflichten, dies zu unterstützen, 3. eine Umwertung der Werte stattfindet dahingehend, daß im Kulturzustand der Völker der Kampf ums Dasein geradezu negativen Auslesewert erhält.
Freilich ist auch das sinngemäß zu verstehen. Der passive Kampf ums Dasein scheidet auch innerhalb des Kulturzustandes ununterbrochen die Minderwertigsten aus, insbesondere die Abkömmlinge von Alkoholikern, Tuberkulösen, Syphilitischen. Tot-, Fehlgeburten und Kindersterblichkeit räumen hier mit furchtbarer Strenge auf. Der Kampf ums Dasein verhindert so das Festwerden von Degenerationsmerkmalen. Er zeigt sich also auch hier in seiner Wirkung als einen ausmerzenden Faktor. [11]
Übrigens kam Darwin selber zur Überzeugung des rückläufigen Wegs des Kampfes ums Dasein bei den Kulturvölkern. Nach Ploetz berichtet Wallace über des alten Darwin Meinung: »In einer meiner letzten Unterhaltungen mit Darwin sprach er sich wenig hoffnungsvoll über die Zukunft der Menschheit aus, und zwar auf Grund der Beobachtung, daß in unserer modernen Zivilisation eine natürliche Auslese nicht zustande komme und die Tüchtigsten nicht überlebten. Die Sieger im Kampf um das Geld sind keineswegs die Besten oder die Klügsten, und bekanntlich erneuert sich unsere Bevölkerung in jeder Generation in stärkerem -23- Maße aus den unteren als aus den mittleren und oberen Klassen.« [12]
Daß Isolation ausscheidet, hat schon Wagner selber betont: die heutigen Verkehrs- und Industrieverhältnisse, die zunehmende Internationalisierung aller menschlichen Interessen in Wissenschaft, Ethik, Kunst und Handel machen den Gedanken an Absonderung einfach absurd. Dazu kommen wieder besondere sittliche Gründe: 1. Die für die Absonderung behufs Reinzucht zur Bildung einer neuen höheren Rasse in Betracht kommenden Individuen müßten die edelsten und besten sein: gerade sie sollen aber zur Hebung der Tradition unter der Masse bleiben; denn diese braucht das Beispiel und die Lehre der Vollkommeneren. Diejenigen Menschen, welche bloß die Fähigkeit zum intellektuell-sittlichen Aufstreben mit auf die Welt bringen, aber des Anreizes zur Entfaltung dieser Eigenschaften bedürfen, brauchen die Vollkommensten, die eben solche Anreize geben. 2. Die sich Isolierenden und ihre Nachkommen würden selbst der Kulturwerte, die in der Tradition der höheren Völker aufgespeichert sind, verlustig gehen, was allein schon den Gedanken an solche Absonderung von der übrigen Menschheit zu einem unsinnigen macht. 3. Die höchste irdische Idee überhaupt ist die der künftigen Einheit und Verbrüderung der ganzen Menschheit. Das ist der Humanitätsgedanke oder die Idee der Menschheit schlechthin. Ihr durch Absonderung entgegenzuarbeiten, würde also der Ethik und der Vernunft widersprechen. Vielmehr muß es uns auch von ihrem Standpunkt aus mit aufrichtiger Freude erfüllen, daß wir in der Tat jetzt schon die Menschheit in Handel, Verkehr, Wissenschaft, ja sogar auch schon in der Politik auf einander sich nähernden Pfaden dahineilen sehen.
Ich fasse das zusammen : Räumliche Absonderung der tüchtigsten Menschen behufs Reinzucht kann heute aus folgenden Gründen nicht mehr in Frage kommen: 1. Handel, Verkehr und die Notwendigkeit der Teilnahme an den Kulturgütern -24- machen es unmöglich. 2. Sittengesetz und insbesondere der Humanitätsgedanke verbieten es.
Geschlechtliche Zuchtwahl und Instinkt , nämlich der für den geeigneten Gatten, worauf ich später zu sprechen komme, sind aber beim Menschen völlig gesicherte Mittel zur Herbeiführung von Auslese und Reinzucht. Ferner unterstehen auch die Keime in gewissem Grade dem Einfluß des bewußten Willens.
Kurz : Diejenigen Prinzipien der Deszendenztheorie, die anfechtbar sind, scheiden hinsichtlich der menschlichen Rassenzucht entweder aus oder verlieren hier ihre Ungewißheit und erlangen bezüglich des menschlichen Problems Zuverlässigkeit.
Es werden also hierbei diejenigen Faktoren verwertet, die entweder überhaupt feststehen, oder es doch wenigstens bezüglich des Menschen tun.
Demnach erhalten wir folgende Tafel von Grundsätzen für die menschliche Rassenzucht :
1. Das gute Material in Gestalt tüchtiger spontaner Variationen.
2. Ihre Erblichkeit.
3. Genügende Fruchtbarkeit.
4. Geschlechtliche Auslese der geeigneten spontanen Variationen.
5. Ihre Reinzucht.
6. Blutmischung.
7. Instinkt.
Der folgende Teil der Schrift widmet sich nunmehr der Lösung des Problems der Vervollkommnung der erblichen Organisation des Menschen . Die Lösung liegt in der Befolgung der Grundsätze der Rassenzucht, die soeben aufgestellt worden sind. Wir haben diese also -25- jetzt in ihren besonderen Beziehungen auf den Menschen zu betrachten.
Zunächst sei die Hauptthese ins Gedächtnis zurückgerufen; sie lautet: Der Mensch muß nach Vervollkommnung streben, was durch Entfaltung seiner höchsten Eigenschaften verwirklicht wird. Diese sind Erkenntnisfähigkeit, Charakter und höhere Gefühle, sowie die dem Menschen eigentümliche Körperschönheit.
Diese Eigenschaften stellen also das Zuchtziel dar.
Auch will ich gleich vorausschicken, daß ich keine Voraussetzungen hinsichtlich der Güte bestehender Rassen für den Zweck der Auffindung der zu züchtenden Merkmale des Vollkommenheitsideals mache. Nachträglich wird es bisweilen nötig sein, Hinweise auf Rassen und Völker zu geben, von denen die ganze Erfahrung in der Geschichte und der Völkerpsychologie einfach die Tatsache feststellt, daß sie gewisse höchste menschliche Eigenschaften in vollkommenster Ausbildung besitzen. Auf die Erleichterung jedoch, von diesen Tatsachen als Voraussetzungen auszugehen, verzichte ich und suche die Kennzeichen geistiger und körperlicher menschlicher Vollkommenheit auf ohne die Voraussetzung , daß es noch Höhenunterschiede innerhalb der Kulturvölker gebe.
Das Material bilden diejenigen spontanen Variationen von Männern und Frauen, welche die besten Merkmale des Geistes und des Körpers tragen.
Hier wird zunächst eine terminologische Klarstellung dem Leser für das leichtere Verständnis alles nachfolgenden erwünscht sein.
1. »Geist«, »geistig« bedeuten gegenüber »Körper«, »körperlich« den Inbegriff alles Geistigen, Seelischen, Psychischen überhaupt.
2. »Geist«, »geistig« gegenüber dem Rest des Seelischen, Psychischen bedeuten die höhere geistige Sphäre, das Vernünftige, Logische.
3. Das Geistige überhaupt zerfällt in die Sphären der Erkenntnis, des Willens und des Gefühls.
4. Innerhalb jeder dieser drei Sphären gibt es eine höhere und eine niedere Stufe. Die höhere Stufe auf allen drei Sphären heißt Vernunft (oder Geist im Sinne von No. 2), also Vernunft in der Erkenntnis, vernünftiger Wille und vernünftiges Gefühl. Damit ist das rein Logische, Unbedingte gemeint. Die niedere Stufe auf jeder Sphäre umfaßt demgegenüber das Psychologische. Auf der Erkenntnissphäre besteht das Psychologische aus Intellekt, Verstand, Überlegung, Reflexion, Wahrnehmung, Vorstellung. Auf der Willenssphäre besteht es aus allen Trieben, allem Streben, Wünschen, Sehnen und allem Wollen überhaupt, sofern sie nicht auf das rein Logische, Allgemeingültige gehen. Auf der Gefühlssphäre umfaßt die psychologische Stufe die sinnlichen Gefühle der Lust und Unlust, sowie Lust an mangelhafter Erkenntnis oder an der Lüge, am mangelhaft Guten oder am Bösen, am mangelhaft Schönen oder am Häßlichen.
Im nachfolgenden werde ich nun »Geist« im Sinne von No. 1 gebrauchen und »Vernunft«, »vernünftig« für den Sinn von No. 2. – – –
Die geistigen Merkmale, die der Auslese und Reinzucht unterliegen sollen, sind: 1. Eine hochentwickelte Fähigkeit der Erkenntnis und des wahren Urteilens, des Denkens, des Verstandes oder der Intelligenz; 2. Güte des Charakters, Stärke des Willens, Energie, Entschlossenheit; 3. ästhetisches Gefühl und Benehmen, künstlerische Gestaltungskraft.
Darin ist das Ideal begriffen. Wir werden später sehen, daß das Ideal natürlich nicht als unerläßliche Mindestforderung im praktischen Leben aufrechterhalten werden kann.
Es gibt besondere Merkmale der geistigen Vollkommenheit, die zu kennen wichtig ist, weil es die Möglichkeit -27- der rechten Gattenwahl erleichtert. Ich führe sie daher an, jedoch ohne allen Anspruch auf Vollständigkeit.
Solche » Kennzeichen der Geistes- und Seelengröße « sind:
1. Idealismus. Die Betätigung von Idealismus ist gleich dem Streben nach Vollkommenheit. Denn, wer Idealen nachjagt, bekundet dadurch, daß er – annähernd – erreichbare Vollkommenheit voraussetzt, nach der er strebt. Er ist also in der allgemeinen Grundrichtung seiner Gesinnung vollkommen. Er bedarf rechter Erkenntnis, um die Ideale zu erfassen, der Intelligenz für die Kleinarbeit auf dem Wege, der Energie und Charakterfestigkeit, um unentwegt recht zu wollen und das Gewollte durchzusetzen. Endlich ist ihm auch Formgebungskraft unerläßlich, wenn er bleibende Werte für die Menschheit schaffen soll. Denn die Ideale haften nur dann in den Seelen der Mitmenschen, wenn sie in eine anschauliche Form gegossen worden sind.
2. Altruismus. Er ist ein Bestandteil des Idealismus und betrifft die höchste Eigenschaft des Charakters, Güte. Denn unter Altruismus versteht man Nächstenliebe. Sein psychologischer Untergrund ist das unwillkürliche Mitgefühl mit fremder Freude und fremdem Weh. Er ist des weiteren ein praktisch sehr wichtiges Kennzeichen der Seelengröße, weil er leicht auffindbar ist: niemand kann lange seinen Altruismus oder Egoismus verbergen.
Da im nachfolgenden viel von Selbstverleugnung die Rede sein wird, so muß ich, um nicht mißverstanden zu werden, meinen diesbezüglichen Standpunkt klarlegen. Das kann jetzt so gut geschehen als später. Im Mittelpunkt aller Vervollkommnungslehre steht die Persönlichkeit, das Individuum. Nichts, was den wirklichen Persönlichkeitswert steigert, gehört zum Begriff des Egoismus. Dies Wort bezieht sich nur auf die Befriedigung des Selbstes mit materiellen Gütern und in seinen niederen Begehrungen. Aber auch die Gesamtheit soll vervollkommnet werden. Dies geschieht, wenn sie aus einer möglichst großen Zahl vollkommener Individuen besteht. Ferner ist Selbstverleugnung sowohl das wirksamste Mittel zur Steigerung des wahren eigenen Persönlichkeitswerts -28- – »es wächst der Mensch mit seinen Zielen!« –, als auch zur Hebung der Gesamtheit. So fällt der Weg zu den wahren Werten des Individuums und zu denen der Gesamtheit zusammen. Selbstverleugnung bedeutet also nicht Aufgebung des wahren Selbstes, sondern nur diejenige seiner Behaftung mit niedrigem Wollen. [13]
3. Ein melancholisch-ernster Grundzug des Wesens gepaart mit Lebhaftigkeit. Schon den Alten war der schwermütige Ausdruck der Geistesgewaltigen bekannt. Denn Cicero läßt Aristoteles sagen: »Omnes ingeniosos melancholicos esse.« [14] Das heißt auf deutsch: Alle Genien sind Melancholiker. Weitere Belege für dieses merkwürdige psychologische Phänomen führt E. v. Hartmann an. Platon und Kant haben sich entsprechend geäußert. »Schelling,« schreibt von Hartmann, »sagt (Werke I. 7. S. 399): ›Daher der Schleier der Schwermut, der über die ganze Natur ausgebreitet ist, die tiefe unzerstörbare Melancholie alles Lebens.‹ Ferner hat er (Werke I. 10. S. 266-268) eine sehr schöne Stelle, welche ich ganz durchzulesen empfehle; hier kann ich nur einige Bruchstücke anführen: ›Freilich ist es ein Schmerzensweg, den jenes Wesen, … das in der Natur lebt, auf seinem Hindurchgehen durch diese zurücklegt, davon zeugt der Zug des Schmerzes, der auf dem Antlitz der ganzen Natur, auf dem Angesicht der Tiere liegt … ‹« u. s. w. [15]
Weitere Stellen, welche die Tatsache der Melancholie der Genien bestätigen, finden sich bei Schopenhauer . Woher sie stammt, brauche ich hier nicht zu erläutern, da es nur auf den Nachweis ihres Vorhandenseins ankommt. Sie muß als ein Kennzeichen der Geistesgröße angeführt werden, weil es einfach Wahrheit ist, daß die Genien es besitzen. Damit will ich natürlich nicht die Hervorbringung eines Geschlechts von Melancholikern befürworten. Vielmehr ist jener schwermütige Ernst der Geisteshelden sehr verschieden von der krankhaften Melancholie, wie sie -29- Gegenstand der Nervenheilkunde ist. Es ist nichts anderes als die Erkenntnis der Wahrheit und das Gefühl der Einsamkeit in einer ihnen unterlegenen Welt, was sich im Antlitz jener widerspiegelt. Deswegen ist der Zug der Schwermut auch mit jenem andern vergesellschaftet, der ihre Geistesfrische ausdrückt, demjenigen der Lebhaftigkeit. Auf diesen letzteren hat Schopenhauer aufmerksam gemacht. [16]
4. Objektivität. Auch dies hat Schopenhauer mit den Worten hervorgehoben: »So ist denn Genialität nichts anders als die vollkommenste Objektivität.« [17]
Bei allem Erkennen ist nämlich stets Interesse mit im Spiel: schon die bloße Bestätigung einer Wahrnehmung als einer richtigen enthält einen kleinen Willensakt, der mit Lust betont ist. Es ist unbewußte Freude dabei, und daher auch der unbewußte Wunsch, daß sich kein nachträglicher Irrtum herausstellen möge. Weit mehr noch ist dies jedoch bei Erkenntnissen höherer Art der Fall, die durch das eigentliche Denken zutage gefördert werden. Außerdem hat der Mensch ohnehin ein Interesse an der Tatsächlichkeit gewisser Dinge und an dem Nichtvorhandensein anderer. Deswegen besteht denn auch bei ihm die weitverbreitete Neigung, selber seine Urteile zu fälschen. Es ist daher die höchste Stufe der Erkenntnisfähigkeit, unabhängig von den genannten psychologischen Erscheinungen nach reiner Wahrheit zu streben und das Erkannte im gleichen Sinne weiterzugeben. Das aber versteht man unter Objektivität. Deswegen hat Schopenhauer recht, wenn er Objektivität des Urteilens als Merkmal der Geistesgröße anführt.
5. Selbstbeherrschung. Auf höheren Stufen der menschlichen Entwickelung wird der Mensch zum Herrn über seine Gemütsbewegungen, ist nicht mehr ihr willenloser Spielball. Er ist stark im Schmerz, besonnen in der Freude, ein Beherrscher des Zornes, der Liebe und des Hasses und aller Leidenschaften.
6. Begeisterungsfähigkeit. Gleichwohl aber ist die Fähigkeit tiefer, bis auf den Grund der Seele reichender Erregbarkeit ein unveräußerliches Erbstück wahrer Geistesgröße. Es ist die Fähigkeit der Begeisterung für die Ideale, für das Wahre, Gute und Schöne, sowie die der Entrüstung über deren Gegenteile, über Lüge, Bosheit, ja sogar schon über das bloß Niedrige und Philiströse, sowie über das Unästhetische. Nicht zu verwechseln mit jener Begeisterung für die wirklichen Werte sind gewisse hysterische Entladungen in der Massenpsychologie des Volkes oder sentimentale Schwärmerei, beides durchaus minderwertige Erscheinungen. Echte Begeisterung und Entrüstung sind kraftvoll, gehen entschlossen alsbald in Taten über, stehen unter der Herrschaft der Vernunft.
Die Entstehungsursache der Begeisterung und Entrüstung gerade bei hochwertigen Individuen ist in dem Umstand zu suchen, daß das ganze Nervensystem einem Resonanzboden gleicht, der im ganzen bei jedem neuen Bewußtseinszustand mitschwingt.
James sagt: »Der ganze Organismus kann als ein Resonanzboden aufgefaßt werden, den jede noch so geringe Änderung des Bewußtseins im ganzen zum Mitschwingen veranlassen kann.« [18]
7. Impulsivität. Forel führt diese unter den psychischen Erscheinungen der Minderwertigen an. [19] Der sachverständige Irrenarzt hat auch zweifellos zunächst recht darin: impulsives, von der Vernunft nicht beherrschtes Handeln ist sicherlich ein Minderwertigkeitssymptom und oft die Ursache von Unglück. Anders aber in Menschen, bei denen die Vernunft beim Impuls zugegen ist: bei ihnen ist Impulsivität ein Merkmal von Seelengröße. Gerade die Geistesgewaltigen fassen ihre Entschlüsse rasch, augenblicklich. Bei ihnen ist der Blick so klar, der Instinkt so gut entwickelt, daß sie kaum der Überlegung bedürfen, um das Rechte zu sehen -31- und zu tun. So sind die Ideen unter den Ideen und die Taten unter den Taten Kinder des Impulses und der Eingebung: nimmermehr wird das Welterschütternde aus dem grübelnden Verstande herausgequält! Aus den Tiefen des Unbewußten zuckt ein Blitzstrahl durch das Bewußtsein eines Genius: die Idee ist geboren, die Tat beschlossen, der Weg beleuchtet!
8. Besonnenheit ist nicht minder ein Kennzeichen der Geistesgröße. Gerade sie gestaltet die Impulsivität zu einer Segenspenderin, was diese ohne jene nicht ist.
9. Naive Genialität. Naivität kommt ähnlich wie Impulsivität auf zwei verschieden hohen Stufen vor: einmal auf der kindlichen: dann beruht sie auf Mangel an Erfahrung und Überlegung; das andere Mal auf der der Geistesgröße: dann ist sie ein Zeichen geläuterter Erkenntnisfähigkeit. »Naivität,« sagt Eisler, »gehört zu jedem wahren Genie.« [20]
10. Instinkt. Zunächst die Definition: Eisler sagt: »Instinkt ist eine Art des Triebes, eine Regsamkeit des psychophysischen Organismus, die, ohne Bewußtsein (Wissen) des Endzieles eine zweckmäßige Handlung (Bewegung) einleitet. Der Instinkt beruht auf einer Anlage des Organismus, die als Produkt von Willens- und Triebbetätigungen früherer Generationen und der Vererbung jener aufzufassen ist.«
»Die Instinkte gelten bald als unbewußte Intellekt- und Willenshandlungen, bald als bloße Reflexbewegungen, sie werden bald einer universalen Vernunft zugeschrieben, bald als Produkte individueller Erfahrung und Gewohnheit, bald endlich als vererbte mechanische Triebe und Dispositionen betrachtet. Im weiteren Sinne heißt ›Instinkt‹ die ›Spürkraft‹ des Geistes.« [21]
Ich unterscheide »freie« und »feste« Instinkte. Erstere bestehen in der unmittelbaren Eingebung und Leitung durch das Unbewußte, letztere zerfallen wieder in primäre und sekundäre: primäre Instinkte sind angeborene -32- »zufällige« spontane Variationen, die im Laufe der Geschlechter erhalten geblieben und fest geworden sind. Sekundäre Instinkte entstehen durch Engraphie, wenn im Laufe vieler Generationen gewohnheitsmäßige Reaktionen, welche die Lebensverhältnisse in stets gleicher Weise auszuführen zwangen, organisch einverleibt worden sind.
In diesem Zusammenhang meine ich mit Instinkt beim Menschen als Kennzeichen der Geistesgröße das unmittelbare Wissen um die Wahrheit, das Rechte und Schöne.
11. Religiosität. Es ist eine Tatsache, daß die größten Männer fast alle ein religiöses Bewußtsein irgendwelcher Art gehabt haben. Darum muß Religiosität als ein Merkmal der Geistesgröße verzeichnet werden, weil die Erfahrung sie als solches aufzeigt.
So wird denn auch der Mensch der Zukunft nicht weniger, sondern mehr religiös sein als derjenige der Gegenwart.
12. Schüchternheit. Ebenso ist es eine Tatsache, daß dreistes, sicheres Auftreten zwar oft den Handlungsreisenden, keineswegs aber gewöhnlich den Geistesgewaltigen auszeichnet. Freilich wird diese anfängliche Schüchternheit und Zurückhaltung, die er mit auf die Welt bringt, späterhin dann überwunden und macht unbeugsamem Selbstbewußtsein Platz. Denn die Größe seiner Ideen senkt ihm nach ihrem Durchbruch alsbald Selbstvertrauen in seine Seele nebst der Kraft des Willens zu ihrer Ausführung.
13. Überschwenglichkeit. Goethe sagte: »Allein das Überschwengliche macht die Größe.«
14. Geniale Schöpferkraft. Das ist die höchste Fähigkeit des Menschen überhaupt und rein auf den Mann beschränkt. Das ist die Sprache der Erfahrung der gesamten Menschheit. Daß Frauen nur deswegen von der Genialität ausgeschlossen seien, weil sie bisher nicht genügende Gelegenheit zur Bildung und Entfaltung ihrer geistigen Gaben gehabt hätten, ist leeres Gerede. Denn die Musik und Dichtkunst waren ihnen von jeher zugänglich, und sie haben darin nichts von Bedeutung geleistet. Ferner hat man in den Vereinigten Staaten von -33- Nordamerika das gewaltige Experiment gemacht, den Frauen die gleichen Voraussetzungen der Bildung und der geistigen Entfaltung zu verleihen wie den Männern, ja, noch bessere, weil der Mann schon sehr früh vom Geschäftsleben absorbiert wird. Das Resultat aber hinsichtlich geistiger Leistungen des Weibes in Amerika ist ein Nichts , eine glatte Null! Ja, noch weit weniger: es zeigt sich eine bedeutende Schwankung unter die Nullinie : die echte Amerikanerin ist klügelnder Verstandesmensch geworden und hat dabei ihre spezifisch weiblichen Tugenden, die der Selbstlosigkeit und Aufopferung für Gatte und Kind, des Mitgefühls, eingebüßt. Der Verstand aber ist ideenleer, kalt berechnend, ohne jegliche Größe, auf den eigenen Vorteil bedacht. Man vergleiche die Terminologie auf S. 26 , um sich den Unterschied zwischen Verstand und Vernunft, um welch letztere es sich also hier nicht handelt, nochmals klar zu machen. Ferner empfehle ich die Lektüre von Herricks neuem Roman »Together«, [22] in dem der scharf beobachtende Verfasser eine sinnfällige Schilderung der modernen Amerikanerin gibt.
Dieses Experiment, das die Amerikaner am Menschen selber angestellt haben, kann mit Recht als die Krönung der experimentellen Forschungsmethode bezeichnet werden. Bereits ist der Zeitpunkt herangekommen, wo das Experiment so weit gediehen ist, daß der Forscher dessen Resultate ablesen kann. Sie sind die eben erwähnten! – – –
Ich definiere: Genie ist die Fähigkeit, große neue Ideen von bleibendem Werte zu finden und ihnen Form zu geben. Dies ist die allgemeinste und zugleich die bestimmteste Definition des Begriffs Genie. Sie bezieht sich auf alle Arten von Genien. Immer handelt es sich bei echtem Genie um jenes Zusammentreffen: Erfassung des wertvollen Neuen und seine Gestaltung.
Die gestaltende Kraft ist einerseits das besondere Merkmal des Künstlers und anderseits etwas sehr Charakteristisches am Genie überhaupt. Doch gehört bei ihm die bedeutende -34- neue Idee dazu und muß vorangehen. Demnach ist jeder Genius seinem Wesen nach auch Künstler: die Gestaltungskraft ist eben das Künstlerische an ihm. Doch ist nicht jeder Künstler ein Genie: Gestaltungskraft macht den Künstler; jedoch nur, wenn es Großes und Neues ist, das er formt, ist er ein Genie. Wir müssen also hiernach Künstler im engeren und weiteren Sinne unterscheiden: erstere werden ausgemacht von den Künstlern auf dem Gebiete der eigentlichen Kunst, letztere von den Genien.
15. Treue.
16. Aufrichtigkeit, Offenheit, Wahrheitsliebe.
17. Moralischer Mut.
18. Innere Freiheit.
Die körperlichen Merkmale, die der Auslese und Reinzucht unterworfen werden sollen, sind Gesundheit und Schönheit.
Dabei bedeutet »gesund« nicht etwa »robust« und äußerlich von Kraft strotzend. Vielmehr ist eine gewisse Feinheit des Baues ein Zeichen der Vollkommenheit. Gesundheit ist also hier im reinen Sinne des Wortes zu nehmen, als Freiheit von Krankheiten und erblichen Nachteilen, insbesondere hinsichtlich des letzteren Punktes von Tuberkulose, Syphilis und Gehirnanomalien. Gesundheit muß in körperlicher Hinsicht die Grundlage der Rassenzucht bilden.
Hinsichtlich der Schönheit des Körpers können in weitgehendem Maße die Skulpturen der Griechen Anerkennung finden. Doch muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß in den Gesichtern jener Statuen die Abwesenheit von Charakterausdruck auffällt: die Griechen stellten die reine Schönheit als solche dar. Das erklärt jene Erscheinung. Demnach werden wir die Gesichter ihrer Statuen nicht in allem als maßgebend ansehen können. Die griechische Kunst ist ein absoluter Idealismus , [23] also Idealismus des Schönen. Wir dagegen verlangen mit Recht im Gesicht des -35- Mannes auch den Ausdruck des Charakters und der Geistesgröße, wie ihn ein scharfes Profil, feste Züge, hohe Stirn zuwege bringen, und wie er sich tatsächlich bei den großen Männern findet. [24]
Bei den Statuen von Frauen finden wir bei den Griechen, ebenso wie bei denjenigen von Männern, das wohlbekannte »griechische Profil«: gerade Nase, die sich unmittelbar in die gerade Stirnlinie fortsetzt. Zugleich ist aber die gerade Stirne nicht auch eine ganz senkrechte , sondern neigt sich leicht zurück. In der Tat könnte das »griechische Profil« nicht mit Schönheit in Einklang gebracht werden, wenn dies nicht so wäre. Denn bei senkrechter Stirne würde die Nase, wenn sie nicht aus der Fortsetzung der Stirnlinie hervortreten soll, zu weit in das Gesicht eingerückt werden müssen und daher dieses unschön erscheinen. Betrachtet man aber moderne Frauen und Mädchen der weißen Rassen, so findet man fast allgemein, daß sie eine ganz senkrecht emporsteigende Stirne haben. Dabei tritt die Nase etwas hervor und verläuft, auch wenn sie selbst gerade ist, nicht genau in der Fortsetzung der Stirnlinie wie bei den Skulpturen der Griechen. Diese senkrechte Stirne aber verleiht dem weiblichen Gesicht etwas Hoheitsvolles und Edles: sie ist nichts anders als der ästhetische Ausdruck des sittlich Reinen. Biologisch wird sie zurückgeführt auf das Stehenbleiben des weiblichen Kopfes auf kindlicher Entwicklungsstufe. [25]
Beim Weibe werden wir also abweichend von den Griechen, zwar nicht wie beim Manne scharfe Gesichtszüge, wohl aber die senkrechte Stirn unter Verzicht auf das rein griechische Profil verlangen. Denn die senkrechte Stirnlinie deutet Charakter an, und zwar den mehr passiven Teil desselben, die edle Gesinnung und Reinheit, während die scharfen Gesichtszüge beim Manne mehr die aktive Seite des Charakters, die Energie und Willenskraft ausdrücken.
Wie einerseits die Erfahrung uns gezeigt hat, daß die größte geistige Höhe, das Genie, nur beim Manne vorkommt, so lehrt sie nunmehr anderseits, daß die maximale Entfaltung von Körperschönheit auf das Weib beschränkt ist. Die Richtigkeit davon wird durch eine Reihe von Tatsachen bestätigt. So achten Männer gegenseitig aneinander Genialität, Frauen aneinander Schönheit als die höchste Gabe ihres eigenen Geschlechts. Umgekehrt fühlt sich der Mann am meisten von Frauenschönheit, das Weib hauptsächlich von hoher geistiger Begabung des Mannes angezogen. Wenigstens gilt das Letztere für höhere Kulturvölker, während auf primitiveren Stufen körperliche Stärke und physischer Mut ihr am meisten imponieren. Übrigens entspricht auf höherer Stufe die Kraft des Geistes derjenigen des Körpers auf niederer.
Ferner kommt es allenthalben in Poesie, Kunst, Literatur und dem naiven Bewußtsein des Volkes zum Ausdruck, daß die Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten das Weib als das Symbol der Schönheit schlechthin betrachtet haben und es noch tun.
Ploß sagt, über diesen Gegenstand: »In einer Hinsicht ist nun aber allerdings das Weib dem Manne überlegen, nämlich in der Schönheit der äußeren Körperform . Nur wenige gibt es, die das bestreiten, z. B. Schopenhauer, … allein, auch dieser Vorzug des Geschlechts ist ungemein ungleich auf die Weiber verteilt. Eine Annäherung an das Ideal weiblicher Schönheit, das wir uns unter dem Einflusse einer geläuterten Ästhetik gebildet haben, ist nur unter höchst günstigen Verhältnissen möglich.« [26] Vom Genie beim Manne gilt das Entsprechende ja ebenso sehr, oder noch mehr.
Unter Anführung von Arbeiten Cordiers und Ecksteins widerspricht nun Ploß der Annahme des Vorhandenseins allgemeiner Schönheitsgesetze. Anders Delauney , den er dann nennt. Dieser behauptet, »daß es allerdings allgemeine Schönheitsregeln gibt, sowohl für die -37- Menschen, wie für die Tiere; sie begründen sich durch die von Claude Bernard aufgestellten sogenannten organotropischen Gesetze, die in der Entwicklung der Form eines jeden Organs gefunden werden; es gibt für jedes Organ ein Maximum der Entwicklung, welches die ihm eigene Schönheit darstellt; und in betreff der Schönheit des ganzen Individuums müssen die verschiedenen Organe in einer bestimmten Beziehung und in einem gewissen Verhältnisse zueinander stehen.« [27]
Die Schönheit des Weibes hängt außer von der Rasse auch etwas von ihrer sozialen Stellung ab. Bei niederen Völkern und in den unteren Schichten der zivilisierten Nationen findet man sie seltener, bezw. weniger entwickelt: »In den ›besseren‹ Teilen,« sagt Ploß, »unter den gut situierten Klassen der Bevölkerung erblicken wir fast überall auch schönere edlere Gestaltung, nicht bloß bei Männern, sondern namentlich bei Frauen.« [28] … »und so setzt sich oft in den mit Glücksgütern hinreichend ausgestatteten Familien als Erbstück ein schönes und edles Aussehen von Generation zu Generation fort.« [29] Der Einfluß der Erblichkeit dürfte hierbei zu gering veranschlagt sein. Doch haben sicherlich die äußeren Bedingungen, unter denen Menschen leben, einen etwas umgestaltenden Einfluß auf ihr Aussehen, wie es Ranke hinsichtlich des Längenwachstums für die Nordamerikaner nachgewiesen hat. [30]
Darwin führt die überlegene Frauenschönheit auf den Einfluß der geschlechtlichen Zuchtwahl zurück. Da die Frauen während langer Perioden ihrer Schönheit wegen gewählt worden seien, meint er, so sei es nicht auffallend, daß das Weib ihre Schönheit auch in größerem Maße auf ihre weiblichen Nachkommen vererbt habe als auf die männlichen. So seien denn die Frauen schöner geworden als die Männer. [31]
Die Mängel dieser Begründung liegen auf der Hand. Aus welchem Grunde zogen, um die Hauptsache zu erwähnen, die Männer von jeher die schöneren Frauen vor? Wenn es wahr ist, was Eckstein sagt, nämlich daß Schönheit einfach ein Ausdruck von Zweckmäßigkeit und Gesundheit ist, dann beantwortet sich die Frage von selbst, wie folgt: Die Männer kannten durch Instinkt und Erfahrung die Merkmale der Gesundheit und der Zweckmäßigkeit für die Ausübung des natürlichen Berufs der Frau. Diese wären also identisch mit Schönheit. Ihnen entsprechend trafen jene nun die Gattenwahl im Hinblick auf die bevorstehende Mutterschaft.
Auch Stratz setzt Gesundheit und Schönheit einander gleich. [32]
Jedoch ist diese ebenso oberflächliche als gangbare Behauptung leicht widerlegbar. Denn dasjenige an der spezifisch weiblichen Schönheit, was zugleich für die Leistungen der Frau als Mutter zweckmäßig ist, beschränkt sich auf die gute Entwicklung der Brüste und des Beckens. Nun werden freilich Männer durch diese Körperteile, insbesondere durch den Busen, sexuell angezogen. Jedoch zeigen sich darin immerhin nur die primitivsten Triebe der Liebe.
Die höchsten Äußerungen weiblicher Schönheit haben nicht den geringsten Zusammenhang mit Zweckmäßigkeit. Als solche verstehe ich: die Schönheit und den Liebreiz des Gesichts, das prachtvolle Haar, die Zartheit der Glieder, die Kleinheit der Hände und Füße, die Rundung der Körperformen durch die stärkere Entwicklung des Unterhautfettgewebes als beim Mann, das eigentümlich feine Inkarnat, die Schönheit der Bewegungen und der Stimme. Dennoch ist all das zweifellos auch unter dem Einfluß der Zuchtwahl entwickelt worden.
Ebensowenig wie Zweckmäßigkeit ist Gesundheit die alleinige Grundlage der Schönheit: Chinesen und Neger können hervorragend gesund sein. Dennoch mangeln ihnen alle Merkmale fortgeschrittener Schönheit. Demnach: Schönheit -39- umfaßt Gesundheit dem Begriffe nach – nicht immer im Einzelfall –, Gesundheit aber nicht umgekehrt Schönheit, nicht nur nicht in der Erfahrung, sondern auch nicht dem Begriffe nach.
Es bleibt also nur die Annahme übrig, daß die Männer von vornherein im Geiste das Ideal weiblicher Schönheit, wenn auch zum größten Teil zunächst unbewußt, besaßen und ihm gemäß ihre Wahl, getrieben durch den Instinkt, trafen. Dann aber ist Schönheit etwas durchaus Objektives, eine Idee an sich. Zur Stützung dieses Resultats meiner Überlegung führe ich einige Ansichten von Philosophen an [33] :
»Nach Chr. Krause ist Schönheit die ›reine, klare und lebensvolle Gottähnlichkeit endlicher Naturen an ihrer Endlichkeit‹. ›Die Urquelle aller Schönheit ist Gott selbst und seine Kraft, in der alle Dinge sich regen.‹ (Urb. d. Menschheit, 3, S. 41). Nach Zeising ist die Schönheit oder die Idee der Anschauung ›die als erscheinend aufgefaßte Vollkommenheit‹. (Ästhet. Forsch. S. 181.) J. H. Fichte erklärt: ›Alles Schöne beruht … auf der inneren Zusammenstimmung (›Harmonie‹) einer Mannigfaltigkeit von Teilen, durch welche die Teile zu einem geschlossenen Ganzen werden.‹ (Psychol. I, S. 697). V. Cousin bemerkt: ›Le sentiment du beau est sa propre satisfaction à lui-même‹ (Du Vrai, p. 141 ff.). Die Schönheit ist ein Ausdruck der geistigen und sittlichen Vollkommenheit (vergl. d. Arbeiten von Chaignet und L'Evêque).«
Das Wesen des Schönen liegt in der Harmonie, und zwar in einer Harmonie zweifacher Art: 1. in der Harmonie des Wahrnehmbaren unter sich, also Harmonie in Formen, Farben, Tönen und Bewegungen, und 2. in der Harmonie zwischen Form und Inhalt, also der harmonischen Abstimmung des Wahrnehmbaren auf seinen (geistigen) Inhalt. Die Schönheit des Menschen ist also die harmonische Abstimmung der Körperteile (hinsichtlich Formen -40- und Farben) aufeinander und auf den Geist. Vollständige Harmonie zwischen Geist und Körper ist Vollkommenheit – doch nur unter der Voraussetzung, daß der Geist als solcher schon vollkommen ist. Die Lust an solcher Harmonie ist Lust an der Vollkommenheit. Streben nach Vollkommenheit bedeutet demnach Streben nach Harmonie zwischen Geist und Körper als Inhalt und Form. Der höchste Inhalt des Menschen, sein Geist, gegossen in die ihm angemessenste Form des Körpers: das ist das vollkommene Menschheitsideal. Der sichtbare Teil davon ist die dem Inhalt entsprechende Form, der Leib, der eben bei solcher Erfüllung seiner Bestimmung ästhetische Lust erzeugt. Das ist in wenigen Worten die Wahrheit über die Schönheit des Menschen, und nicht jene flache Auffassung, die sie als bloßes Nützlichkeitsprodukt aus dem Kampf ums Dasein hinstellen möchte! – – –
Das Weib ist es nun, wie wir schon sahen, welche die maximale Schönheit vertritt. Das schöne Weib erregt in geistig hochentwickelten Männern uninteressiertes Wohlgefallen an ihrer Schönheit als solcher. Dies ist insbesondere auch beim Künstler der Fall. – – –
Stratz gelangt zu einem Kanon der Schönheit durch Abzug alles ihr Widersprechenden. Er sagt: »Um lebende weibliche Schönheit objektiv zu beurteilen, muß man auf negativem Wege vorgehen: die Fehler ausmerzen.« [34] Jedoch ist es klar, daß das zum mindesten den unbewußten geistigen Besitz des Schönheitsideals seitens des Urteilenden schon voraussetzt. Denn, wie hätte er sonst ein Kriterium für das Fehlerhafte?
Doch hier interessiert uns nur die Tatsache, daß Stratz auf diesem Wege zu einem Kanon objektiver Schönheitsmerkmale gelangt, die er am Schlusse seines Werkes in einer Tabelle zusammenfaßt. [35] – – –
Die Übereinstimmung der verschiedenen Völker in ihrer Beurteilung idealer Frauenschönheit scheint vorwiegend die Farbe zu betreffen.
Wir müssen zwei Arten von ästhetischen Wirkungen unterscheiden: solche durch Harmonie und solche durch Kontrast. Schönheit durch Harmonie wird am vollendetsten von der Blondine dargestellt. In ihr erblickt auch Stratz, wenn ich ihn recht verstehe, den Typus maximaler Frauenschönheit; denn er sagt: »Da starke Pigmentanhäufung ein gemeinschaftliches Merkmal niedrig stehender Rassen ist, so kann man im allgemeinen blondes Haupthaar als einen Vorzug betrachten, und namentlich bei der Frau, bei der durch den schwächeren Gegensatz von Blond und Weiß die Harmonie der zarten Bildung erhöht wird.« [36] »Der Reiz der hellen Farben, Weiß, Rosig, Hellblau und Blond, dem zarteren Körper des Weibes eigen, wirkt an und für sich schon so mächtig, daß er vielen gleichbedeutend mit Schönheit ist.« [37]
In der englischen Sprache ist »fair«, blond, für Frauen gleichbedeutend mit schön.
Die Kontrastwirkung kommt zustande durch helle Haut und dunkle Haar- und Augenfarbe: »Eine brünette Haut,« sagt Stratz, »ist mit den dunklen Augen und Haaren zusammengestimmt und wirkt durch Abtönung ebenso harmonisch wie die weiße Haut mit blondem Haar und hellen Augen. Bei Zusammenstellung der weißen Haut mit schwarzem Haar werden aber durch den Kontrast die Vorzüge beider Teile noch lebhafter sprechen.« [38]
Wie wir oben fanden, ist Schönheit Harmonie schlechthin, unter der Voraussetzung eines an sich vollkommenen Inhalts, der die Abstimmung des Äußern auf ihn zu einem »Wert« erhebt! Ohne diese Voraussetzung macht Harmonie noch keine Schönheit aus. Der Kontrast ist also mit der Harmonie nicht als etwas Ebenbürtiges meßbar, sondern nur eine Methode der Erzielung von Wirkung auf das ästhetische Gefühl. Auch handelt es sich nicht um schöne Haut, Augen, Haare als Einzeldinge, sondern um die Schönheit des ganzen menschlichen Körpers. Es ist also unstatthaft zu sagen, daß eine helle Haut nebst dunklen -42- Haaren die Schönheit der einzelnen Teile hervorhebe: denn nach diesem Grundsatz müßte eine blonde Negerin ebenso schön sein (hinsichtlich Farbenwirkung) als eine schwarzhaarige Europäerin mit weißer Haut: der Kontrast wäre in beiden Fällen der gleiche und würde »die Vorzüge beider Teile« hervortreten lassen, nämlich in diesem Beispiel der blonden Haare und der schwarzen Haut der so vorgestellten Negerin.
Ferner müßte nach dem andern Beispiel von Stratz betreffend die Harmonie bei der Brünetten eine Frau von vollkommenen Formen, aber mit schwarzer Haut, schwarzen Haaren und Augen ebenfalls schön sein. Denn Harmonie wäre auch hier vorhanden. Offenbar würden wir jene aber der Blondine mit der ihr eigentümlichen Harmonie nicht an die Seite setzen. Warum nicht? Erstens, weil die hellen Farben der Blondine auf den Inhalt des Menschen, seinen Geist, der als »Lichtgestalt« vorgestellt wird, wenn man an einen wirklich edlen und hoheitsvollen Charakter und Helden denkt, harmonisch abgestimmt sind. Zweitens, weil die bei der Blondine in Frage kommenden Farben weiß, blau und golden an sich schöner sind als die Farben braun und schwarz. Drittens, weil blau und gelb annähernd sogenannte Komplementärfarben sind, die immer Wohlgefallen erregen, weil sie zusammen passen (psychologisch: sich zu weiß ergänzen). Viertens, weil die genannten drei Farben außerdem noch harmonisch zueinander passen. Der blonde Typ ist also als solcher derjenige größter menschlicher Vollkommenheit, den wir kennen, vielleicht, den es überhaupt geben kann .
Einige Stellen aus Havelock Ellis mögen nun das noch weiter bekräftigen. Auch sie beziehen sich vorwiegend auf die Proklamierung der Blondheit als des am meisten auffallenden objektiven Schönheitskennzeichens. Ellis schreibt: [39]
»Renier hat das Frauenideal der provençalischen Troubadoure untersucht: ›Sie vermeiden jede Beschreibung der -43- weiblichen Form; ihre Beobachtungen beziehen sich zumeist auf die schlanke, gerade, frische Erscheinung des Körpers, auf weiße und rosige Farbe. Auch die Augen werden viel gepriesen; sie sind süß, liebevoll, hell, lächelnd und heiter. Ihre Farbe wird nie erwähnt. Der Mund lacht, ist karminrot, und wenn er bei süßem Lächeln die weißen Zähne zeigt, lockt er zur Wonne des Kusses. Das Gesicht ist klar und frisch, die Haut weiß, das Haar stets blond. Vom übrigen Körper ist selten die Rede.‹«
Ebenso sei nach Rowbothams Schilderung des konventionellen Ideals der Troubadoure die Dame stets von milchweißer Haut »weißer und frischer als frischgefallener Schnee, von einer besonderen Reinheit des Weißen«. »Ihr fast immer mit Blumen geschmücktes Haar ist stets flachsfarben, seidenweich, vom Glanze feinsten Goldes schimmernd.«
In den ältesten spanischen (!) Romanzen ist nach Ellis das Haar »›von reinem Golde‹ oder einfach blond …, das Gesicht weiß und rosig, die Hände weiß ….«
Er gibt ferner an, daß Alwin Schultz das Ideal der deutschen Dichter des XII. und XIII. Jahrhunderts folgendermaßen schildert: »Sie muß mittelgroß und schlank sein, ihr Haar blond wie Gold …« Dunkles Haar finde keine Bewunderung. Die Augen müßten hell, gewöhnlich blau, die Haut solle weiß, bezw. zart rosig sein.
Adam de la Halle aus Artois schildert nach unserm Gewährsmann in einem Gedicht aus dem XIII. Jahrhundert seine Geliebte als goldhaarig, schwarzäugig. Das sind nur einige der in der genannten Quelle angeführten Schilderungen, die auf die Hervorhebung der Blondheit und ihrer Attribute als des Ideals der Frauenschönheit ausgehen.
Ferner betonen nach Ellis die italienischen Dichter den Vorzug des blonden Haares.
Johanna von Aragonien, die schönste Frau des 16. Jahrhunderts, hatte nach der Beschreibung ihres Arztes Niphus, des Philosophen am päpstlichen Hofe und Freundes Leos X., langes goldiges Haar und blaue Augen, rosig-weißen Teint.
Gabriel de Minuts Geliebte hatte »trotz ihrer südlichen Heimat blondes Haar und blaue Augen«. Die Beschreibung stammt aus dem Jahre 1587.
Die griechischen Künstler vergoldeten das Haar ihrer Statuen. Götter und Menschen sind bei Homer oft blond: Venus ist es fast immer.
Ellis fährt dann fort: »Es ist interessant, daß die Musterung der weiblichen Schönheitsideale in vielen verschiedenen Ländern zeigt, daß sie alle Merkmale enthalten, welche dem ästhetischen Gefühle des modernen Europäers entsprechen, und viele dieser Ideale enthalten kein Merkmal, das mit unserm Geschmacke ganz unvereinbar wäre.«
»Daß die Schönheit ein Element der Objektivität enthält, ergibt sich auch daraus, daß Männer niederer Rasse manchmal europäische Frauen schöner finden als die ihres eigenen Stammes. Wahrscheinlich ist unter den geistig und somit auch ästhetisch am meisten entwickelten Individuen niederer Rasse diese Vorliebe für weiße Frauen zumeist zu finden.«
Nach allem: Menschliche Schönheit, gemessen am Weibe, weil diese sie in maximalem Betrage besitzt, ist objektiv. Das allgemeinste Merkmal dieser Objektivität der Schönheit ist die Blondheit mit ihren Attributen der weißen Haut und blauen Augen.
Nach diesem Überblick über die wertvollsten geistigen und körperlichen Eigenschaften des Menschen bleibt es mir noch übrig, im Zusammenhang kurz den Gesamthabitus des für die Auslese und Reinzucht tauglichen Mannes und Weibes zu schildern. Das kann natürlich nur in großen allgemeinen Umrissen geschehen und unter Leitung folgender Gesichtspunkte, die im Vorhergehenden aufgefunden worden sind:
Die höchsten geistigen Eigenschaften sind dem Manne zugeteilt worden. Bei der Beurteilung der geistigen Merkmale werde ich daher vom Manne ausgehen; denn ich kann sie nur bei ihm in vollkommenster Entfaltung sehen.
Die höchste körperliche Eigenschaft dagegen, Schönheit, ist dem Weibe zugefallen. Hinsichtlich des Schönheitsideals werde ich also aus dem entsprechenden Grunde wie oben mich am Weibe orientieren.
Wir werden also auch bei der Auslese der Tüchtigsten natürlich vom Manne die höchsten geistigen Eigenschaften und von der Frau die größte Schönheit verlangen.
Allein, sowohl in geistiger, als auch in leiblicher Beziehung gibt es je einen Faktor, der an praktischer Bedeutung alle andern überragt. Auf diese beiden Faktoren werde ich daher bei beiden Geschlechtern den gleichen Wert legen und außerdem ihr Vorhandensein als eine der Mindestforderungen aussprechen, die erfüllt sein müssen, um einen Menschen noch als zur Auslese geeignet erscheinen zu lassen.
Dieser geistige Faktor ist der Charakter (Wille, Gesinnung): er ist der Kern des Menschen überhaupt, seine Seele . Es unterliegt zwar keinem Zweifel, daß er in vollendetster Ausprägung beim Manne vorkommt; doch ist der Unterschied gegenüber dem Weibe bedeutend geringer als derjenige hinsichtlich der übrigen Geistesgaben. Es gibt erfahrungsgemäß auch Frauen von außerordentlicher Seelengröße. Deswegen, und weil der Charakter den Kern jedes Menschen bildet, ist es besser, über jenen kleinen Unterschied hinwegzusehen und bei beiden Geschlechtern die höchsten Anforderungen an den Charakter zu stellen.
Jener oben genannte körperliche Faktor ist Gesundheit. Sie ist die leibliche Grundlage aller menschlichen Vervollkommnung.
Vorzüglichkeit des Charakters und Gesundheit sind also unerläßliche Bedingungen der Zulassung zur Auslese und Reinzucht.
Im übrigen werden die Merkmale der Geistesgröße, die beim Manne gefunden worden sind, auch als Maßstab für das Weib genommen; jedoch wird bei ihr nicht das Höchste hierin verlangt. Ebenso werden die Kennzeichen der Schönheit des Weibes für den Mann zugrunde gelegt, doch auch wieder in untergeordneter Weise.
Demnach : Bei Mann und Weib stehen Charakter und Gesundheit im Mittelpunkt; beim Mann kommt dann zunächst noch sonstige Geistesgröße, beim Weib Schönheit in Betracht.
Die Übertragung der Merkmale des einen Geschlechts auf das andere gilt nach allem Vorausgegangenen sinngemäß und nur bedingt und allgemein, nicht im besondern.
Das Idealbild des Mannes wäre etwa folgendes: Schlanke, ziemlich hochgewachsene Gestalt, hohe Stirn, schmales Gesicht, scharfes Profil, ernster Gesichtsausdruck. Haare blond; doch tritt das hier etwas in den Hintergrund. Charakterstärke, Güte, Idealismus, Altruismus, Wahrheitsliebe, moralischer Mut, Intelligenz, Genialität, ästhetisches Gefühl, Gesundheit.
Zur Erläuterung muß ich hier nochmals auf den schon genannten Aufsatz von O. Hauser verweisen: »Der physische Typus des Genies des Altertums«. Hauser zeigt darin an der Hand der Beschreibung einer großen Anzahl berühmter Männer aus dem Altertum, daß die hohe, schlanke Gestalt, Blondheit und das scharfe Profil mit der großen, zumeist gebogenen Nase das charakteristische Aussehen der Großen bilden.
Das Idealbild des Weibes wäre etwa dieses: Schlanke, ziemlich hohe Gestalt, schmales Gesicht, gerade und senkrechte Stirn, deutliches, aber regelmäßiges Profil, Anmut, Blondheit oder Annäherung an sie. Güte und Reinheit des Charakters, Wahrheitsliebe, Altruismus, Intelligenz, moralischer Mut, ästhetisches Gefühl, Gesundheit.
Alle Vervollkommnung findet nicht plötzlich, sondern durch Entwicklung statt. Demnach können wir zunächst nicht die höchsten Eigenschaften des Geistes und Körpers, also nicht Genie und größte Schönheit, als unerläßliche Attribute derjenigen, die der Auslese und Reinzucht als Material dienen sollen, verlangen, sondern müssen mit Bescheidenerem zufrieden sein. Wie schon erwähnt, sollen daher ein vorzüglicher Charakter und Gesundheit das Mindestmaß des Notwendigen sein. Doch muß selbstverständlich körperliche Wohlgestalt, wenn auch nicht eigentliche Schönheit, ebenfalls -47- dabei sein, also eine schlanke, gut gebaute, nicht zu kleine Statur, sowie ein Kopf und Gesicht, welche die im Vorstehenden angegebenen Merkmale der Rasse noch deutlich erkennen lassen.
Das Organ des Geistes ist das Gehirn. Von seiner Beschaffenheit hängen daher offenbar auch die geistigen und Charaktereigenschaften ab, die bei der Reinzucht der Vollkommensten ausgelesen und gesteigert werden sollen. Wir müssen daher der Betrachtung des Gehirns noch einen besonderen Abschnitt widmen.
Ploetz kommt zu dem Schlusse, daß weder die Zunahme der durchschnittlichen Lebensdauer, noch die Vergleichung von Schädeln der jetzigen und früheren Geschlechter die Frage entscheiden läßt, ob wir uns seit dem Altertum vervollkommnet haben oder nicht. Die Zunahme der Lebensdauer ist eine tatsächliche. Aber sie ist für die Beantwortung der Frage nicht verwertbar, weil man nicht entscheiden kann, ob sie aus gesteigerter konstitutioneller Kraft des Menschen oder aus Erleichterung der äußeren Bedingungen des Daseins herzuleiten ist.
Nach den vergleichenden Messungen zu urteilen, scheint eine Vergrößerung des Gehirns stattgefunden zu haben. Doch sind die Statistiken aus verschiedenen Gründen, namentlich auch wegen des zu geringen Zahlenmaterials, nicht endgültig beweisend. Ferner darf man Zunahme des Hirngewichts nicht ohne weiteres mit Steigerung der Güte gleichsetzen. Doch sprechen viele Tatsachen dafür, daß beides in weitgehendem Maße zusammenfällt. So ist das Wachstum des Gehirns durch die Tierreihe hindurch bis zum Menschen die auffälligste Erscheinung der ganzen Entwicklungsgeschichte. Im höheren Alter nehmen beim Menschen Volum und Gewicht des Gehirns ab und Hand in Hand damit auch seine geistigen Kräfte. Sehr hervorragende Männer haben oft besonders große Gehirne gehabt. Endlich hat man keinen Fall auffinden können, in dem ein außergewöhnlich hochstehender -48- Mensch ein besonders kleines Gehirn besessen hätte.
Daß die geistige Höhe nicht nur von der Masse des Gehirns, sondern auch von seiner sonstigen Beschaffenheit abhängt, ist ja Tatsache. Anzahl und Tiefe der Furchen spielen eine große Rolle, weil von ihnen die Größe der Oberfläche des Großhirns abhängt, und weil hier der Sitz der höchsten geistigen Fähigkeiten ist.
Die vergleichenden Messungen machen nun, wie schon erwähnt, eine Zunahme der Hirngröße, namentlich im Stirnteil, wahrscheinlich. [40]
Das weibliche Gehirn ist durchschnittlich etwas kleiner als das des Mannes. Browne fand, daß das männliche Gehirn 29,71 Gramm mehr wiegt als das weibliche. Dabei hatte er den Anteil in Abzug gebracht, der auf den Unterschied der Körpergröße zu setzen ist, wodurch bewiesen wird, daß der Unterschied nicht nur ein relativer, sondern ein absoluter ist. [41] Dieser Unterschied tritt nach Rüdinger schon während des Lebens im Mutterleibe auf. Er sagt: »Alle drei Hauptdurchmesser des Gehirns sind bei neugeborenen Knaben größer als bei Mädchen« … [42] Auch die Windungen sind bei weiblichen Gehirnen während des Lebens im Mutterleib bedeutend einfacher als bei männlichen; der ganze Stirnlappen macht daher bei Mädchen den Eindruck der Glätte oder Nacktheit. »Trotz vieler individueller Ausnahmen,« fährt Rüdinger fort, »welchen man sorgfältigere Berücksichtigung zuteil werden lassen muß, kann man die Tatsache, daß ganz verschiedene typische Bildungsgesetze für die Großhirnwindungen der beiden Geschlechter bestehen und schon im fötalen Leben sich geltend machen, nicht bestreiten .« [43]
Sehr bemerkenswert sind die Resultate, zu denen J. Ranke gelangt. Sie beziehen sich auf die altbayerische -49- Landbevölkerung. Nach ihnen ist hier das Gehirnvolumen bei den Frauen im Verhältnis zu ihrer Körpergröße relativ etwas größer als beim Manne bezüglich der seinigen. Jedoch kommt es bei Männern häufiger vor, daß die Hirngröße den Mittelwert überragt, als daß sie hinter diesem zurückbleibt. Anders bei den Frauen: bei ihnen besteht eine Neigung zum Zurückbleiben hinter dem Mittelwert. Ranke sagt: »Das psychische Organ der Männer zeigt also vorwiegend eine das Mittelmaß übersteigende Entwicklung, und die Zahl besonders mächtig entwickelter Gehirne ist relativ viel größer als bei Frauen.« [44]
Ranke findet nun einen Zusammenhang zwischen diesen anatomischen Unterschieden und den geistigen Leistungen der beiden Geschlechter: beim weiblichen Gehirn sind sie »für das Durchschnittsweib etwas höher« als diejenigen des männlichen Gehirns »für den Durchschnittsmann«. [45]
Browne untersuchte das spezifische Gewicht der Marksubstanz des Gehirns an verschiedenen Stellen und fand es überall bei beiden Geschlechtern gleich, nämlich 1044. Das spezifische Gewicht der grauen Hirnrinde aber, »in welcher man den Sitz des Bewußtseins zu suchen hat«, betrug bei Männern 1036-1037 (letzteres in den Stirnwindungen), bei Frauen überall nur 1034. [46]
Ploß schließt mit folgenden Sätzen: »Jedenfalls scheinen uns die bisher aufgefundenen Differenzen wichtig und charakteristisch genug, um auch den eifrigsten Verfechter der Frauenemanzipation aus dem Felde schlagen zu können, besonders da, wie Rüdinger gezeigt hat, diese Unterschiede angeborene und nicht erst im späteren Leben erworbene sind.« [47]
In Vorstehendem haben wir die anatomische Erklärung für die Erfahrungstatsache, daß die höchsten Geistesgaben nur beim Manne vorkommen. – – –
Da es sich für uns um Weiterentwicklung des Menschen handelt, so müssen wir unsere -50- Aufmerksamkeit nunmehr der Frage zuwenden, wie dieser Fortschritt im Geistesleben und am Gehirn statthaben könnte.
Es muß sich um Höherentwicklung der Vernunft als des Inbegriffs des höheren Geisteslebens in allen seinen drei Sphären handeln. (S. die terminologische Auseinandersetzung auf S. 26 ). Anatomisch muß eine weitere Entwicklung der Großhirnrinde dem zugrunde gelegt werden. In ihr haben wir also die anatomischen Bedingungen für den Fortschritt der Menschheit zu höheren und edleren Formen des Daseins zu suchen.
Von diesen Überlegungen ausgehend bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß einige Bemerkungen, die Schleich [48] über die mutmaßliche Weiterentwicklung des Großhirns gemacht hat, manches Richtige enthalten. Er geht von der Beobachtung aus, daß das Großhirn sowohl für das unbewaffnete Auge, als auch unter dem Mikroskop den Eindruck der Unfertigkeit und Neuheit hervorruft gegenüber den andern stammesgeschichtlich viel älteren Teilen des Zentralnervensystems. Auch seiner Beschaffenheit nach ist es viel weicher, breiartiger als letztere. Nun sind die Tätigkeiten der älteren, festeren Abschnitte automatische, unbewußte: sie gehen mit der Unfehlbarkeit und Sicherheit von statten, die uns im allgemeinen alle automatischen Funktionen zeigen. Ganz anders verhält es sich mit den Tätigkeiten des Bewußtseins, die an die jüngsten, obersten Teile des Großhirns geknüpft sind: namentlich in unserm Denken und Erkennen irren wir fortwährend.
Schleich nimmt nun in Anlehnung an den englischen Philosophen H. Spencer an, daß es jeweils nur die jüngsten, in der Entwicklungsreihe also am weitesten vorgeschobenen Teile des Nervensystems sind, deren Tätigkeiten mit Bewußtsein verknüpft sind. Nach dieser Theorie waren diejenigen Funktionen, die jetzt in uns und den höheren Tieren unbewußt, selbsttätig, geworden sind, einst auch mit Bewußtsein verbunden: auch sie mußten mühsam -51- erlernt werden, ebenso wie wir jetzt innerhalb der Sphäre der uns bewußten Lebensäußerungen lernend, übend, prüfend und tastend vorgehen. Das Riechen, die Atmung, die Herztätigkeit, die Verdauung usw. hätten also nach Spencers Ansicht einst in der stammesgeschichtlichen Kindheit der Organismenreihe unter der Leitung des Bewußtseins erlernt werden müssen.
Dieser Ansicht trete ich nun allerdings nur sehr bedingt bei: im allgemeinen stimme ich vielmehr James zu, der annimmt, daß die Reflexbewegungen »zufällige« angeborene Idiosynkrasien, die wegen ihrer Nützlichkeit im Kampf ums Dasein erhalten blieben, sind. Sie fallen unter die Rubrik meiner »primären« Instinkte. Außer diesen mögen in geringerem Grade auch Übungsresultate im Laufe langer Zeiten automatisch geworden sein. Sie bilden dann meine »sekundären« Instinkte. Die Auslese der spontan entstandenen Reflexhandlungen halte ich jedoch für das Wichtigere.
Schleich glaubt ferner, daß die Entwicklung des Großhirns in dem Sinne fortschreiten wird, daß auch unsere höheren geistigen Tätigkeiten einst unbewußt und automatisch sein werden, ebenso wie es jetzt die niederen sind, die von den älteren Hirnteilen abhängen. Unser Denken und Handeln würde dann mit der Raschheit und Sicherheit selbsttätiger Vorgänge stattfinden.
Freilich darf der Schluß nicht gemacht werden, daß das Bewußtsein nichts anders ist, »als der in der Entwicklung am weitesten vorgeschobene, in Differenzierung begriffene Teil des nervösen Apparates überhaupt« … [49] Wir werden vielmehr unten sehen, daß Bewußtsein etwas Besonderes ist.
Abgesehen von diesen Punkten aber scheint mir Schleichs Ansicht richtig zu sein und mit dem übereinzustimmen, was wir nach dem bisherigen Gang der Entwicklung erwarten müßten. Das ist folgendes: 1. Die Entwicklung wird vorwiegend nach der geistigen Seite fortschreiten. 2. Dies muß von der Organisation der Hirnrinde abhängig -52- sein, in der also eine Verbesserung zu erwarten ist. 3. Der Fortschritt muß seinen Ausdruck finden in der Gewinnung größerer Sicherheit und Leichtigkeit im Denken und Handeln seitens der Menschen.
Bringen wir nun diese anatomischen Überlegungen mit der Psychologie in Einklang, so ergibt sich etwa folgendes: Unser Bewußtsein besteht aus einem ununterbrochenen Fluß von Vorstellungen, Gefühlen und Strebungen, welch letztere beide den Vorstellungen angegliedert sind. Da jede Hauptvorstellung stets durch Verschmelzungen und Assoziationen von einem Kranz anderer Vorstellungen umgeben ist, der ganze Komplex jeweils das Bewußtsein ausmacht und dieser ganze Komplex ein fortwährend sich verändernder ist, so gleicht unser Bewußtsein von der Wiege bis zum Grabe einem ununterbrochenen Flusse, in dem das einmal Vorübergeströmte niemals zurückkehrt. Denn nie ist der Komplex als Ganzes wieder der gleiche, der er früher einmal war; der ganze Komplex aber macht das Bewußtsein aus. Niemals treten einzelne Vorstellungen, z. B. bei der Erinnerung, ins Bewußtsein; sie haben immer ihren Kranz zugeordneter Vorstellungen um sich, und dieser wechselt ununterbrochen. [50]
Vorstellungen bilden die Unterlage der Erkenntnis : sie sind also das Material des Erkenntnisaktes. Die Außenwelt ist uns ebenso wie die Erinnerung zunächst als Vorstellung gegeben. Vorstellungen sind aber noch keine Erkenntnis. Erst durch ihre Verarbeitung entsteht letztere. Ein Interesse besitzen wir jedoch nur an der Erkenntnis selbst, während die Vorstellungen als solche nichts anders bedeuten als eine Belästigung unseres Bewußtseins.
Bei der Wahrnehmung von Gegenständen zeigt sich nun der Idealvorgang der Gewinnung von Erkenntnis: denn in demselben Augenblick, in dem uns unsere Sinnesorgane die Empfindungen oder Vorstellungen übergeben, haben wir auch schon die Erkenntnis des Gegenstands. Die Vorstellung -53- der Außenwelt und das Wahrnehmungsurteil fallen also zusammen; die Erkenntnis aber liegt in letzterem. Daher definiert auch Höfler , dem ich mich anschließe: »Wahrnehmung = Wahrnehmungsvorstellung + Wahrnehmungsurteil.« [51] Auf der niedersten Stufe der Denktätigkeit ist also der vollkommene Vorgang bereits erreicht: niemandem bereitet die Beurteilung und Erkenntnis der Gegenstände irgendwelche Schwierigkeit, sobald ihm einmal die zugehörigen Empfindungen, bezw. Vorstellungen gegeben sind. Zum Verständnis trage ich hier nach, daß ich auch diesbezüglich die Terminologie Höflers annehme, der definiert: »Empfindungen sind Wahrnehmungsvorstellungen von möglichst einfachem, physischem Inhalte.« [52] Deswegen setze ich also auch statt Empfindungen Vorstellungen.
Bei den höheren Graden des Denkens ist aber der Idealvorgang des Erkennens noch lange nicht erreicht. Hierbei stören uns vielmehr folgende zwei Umstände: 1. Nicht nur der Vorstellungskomplex befindet sich in unserm Bewußtsein, der für die zu gewinnende Erkenntnis wertvoll ist, sondern außerdem sind uns noch eine größere oder geringere Menge anderer Vorstellungen bewußt, welche jenem assoziiert sind, aber mit dem Erkenntnisakt nicht zusammenhängen, sondern ihn erschweren. Bei Neurasthenikern kann das außerordentlich hohe Grade erreichen und sie zum Denken nahezu unfähig machen. 2. Es liegt ein Widerstand zwischen Vorstellung und Erkenntnis, der erst überwunden werden muß. Beim höheren und fortgeschritteneren Denken folgt die Erkenntnis, das Urteil, nicht sofort, blitzartig, automatisch auf das Denkmaterial, die Vorstellungen, wie es bei der Wahrnehmung der Fall ist. Dort bedarf es vielmehr einer gewissen Anstrengung. Die geniale Intuition , die ja ebenso automatisch und blitzartig erfolgt wie das Wahrnehmungsurteil, ist nichts anders als dieselbe Vollkommenheit auf der Stufe der höheren Denktätigkeit. Während aber bei der Wahrnehmung Sicherheit und Verlaß besteht, ist dies bei der genialen Intuition nicht der Fall: sie kommt bisweilen und ein andermal wieder nicht und ist überhaupt -54- nur bei einzelnen besonders hoch konstruierten Gehirnen vorhanden. Im übrigen quält sich der Mensch mühsam von Erkenntnis zu Erkenntnis durch.
Zu allem kommt noch die Qual, den der Unlustanteil des im Bewußtsein befindlichen Vorstellungskomplexes bedingt: im Anschluß an eine richtige Erkenntnis steigt ein ganzer Komplex von durch Assoziation damit zusammenhängenden Vorstellungen in unser Bewußtsein auf. Ein Teil davon ist mit Lust – ein anderer mit Unlust betont. Durch letzteren entstehen teils nützliche Warnungen; aber teils bringt er auch unnötigen Kummer und unberechtigte Sorge. Wiederum ist es der Neurastheniker, bei dem das die höchsten Grade erreicht. Aber beim Gesunden ist es mehr oder weniger auch vorhanden. Alle unsere Lebenserinnerungen bestehen, wie Wundt sagt, aus Dichtung und Wahrheit: »Unsere Erinnerungsbilder wandeln sich unter dem Einfluß unserer Gefühle und unseres Willens in Phantasiebilder um, über deren Ähnlichkeit mit der erlebten Wirklichkeit wir meist uns selbst täuschen.« [53] – – –
Wir müssen zwischen Bewußtsein schlechthin und dem Sich-Bewußtwerden eines Vorgangs unterscheiden. Das letztere macht das dem Menschen eigentümliche Bewußtsein aus, wie ich zum Verständnis vorweg betonen will. Daher will ich zum Unterschied das erstere mit dem Kunstausdruck » Bewußtsein an sich « und das spezifisch menschliche Bewußtsein mit demjenigen » empirisches Bewußtsein « belegen.
Empirisches Bewußtsein scheint nun nur dort vorzukommen, wo sich ein Widerstand geltend macht. Wir haben »Bewußtsein« von einem Baume, den wir sehen, aber wir »werden uns seiner nicht bewußt«, solange nicht etwas Besonderes an ihm unsere Aufmerksamkeit erregt, weil der Vorgang glatt und widerstandslos verläuft. [54] Beim Reden oder Lesen des weiteren ist man sich seiner Tätigkeit nicht -55- bewußt, bis ein Widerstand eintritt oder sonst etwas die Aufmerksamkeit erregt. Deswegen hat James wiederum recht, wenn er sagt: »Alles Bewußtsein scheint von einer gewissen Langsamkeit des Prozesses in den Gehirnzellen abzuhängen. Je rascher die Ströme sind, desto weniger Gefühl scheinen sie zu erwecken.« [55]
Trotzdem aber entspricht es zweifellos dem tatsächlichen psychologischen Erfahrungsbestand, auch bei solchen schnell und glatt verlaufenden Vorgängen von »Bewußtsein« zu reden. Daraus folgt nun ein qualitativer Unterschied unserer Bewußtseinszustände: Das Bewußtsein, das wir beim fließenden Vorgang besitzen, ist identisch mit dem Bewußtsein an sich, das eben in unserer Hirnrinde zum Durchbruch kommt. Dasjenige Bewußtsein dagegen, das wir dann haben, wenn Aufmerksamkeit oder sonstiger Widerstand im Spiele ist, ist empirisches Bewußtsein. Trotz seiner qualitativen Verschiedenheit kann es natürlich nur eine Modifikation des ersteren sein.
Demnach gibt es Erkenntnis mit und ohne empirisches Bewußtsein. Ersteres nennen wir » Aufmerksamkeit «. Dasselbe wäre es zu sagen: Es gibt Erkenntnis mit und ohne Aufmerksamkeit. Ersteres ist dann der Fall, wenn ein Widerstand damit verbunden ist. Dies aber macht empirisches Bewußtsein.
Nach allem : Es gibt ein Bewußtsein an sich. Wo es nicht gehemmt wird, ist es auch im menschlichen Gehirn sich selber gleich (oder ähnlich). Wo es aber auf seinem Weg durch das Gehirn auf einen Widerstand trifft, da wird es eben dadurch verändert und bildet dann das empirische Bewußtsein. Demnach ist Bewußtsein an sich vergleichbar einem glatt dahinfließenden Strome. Im Bette dieses Stromes aber befinden sich Unebenheiten, wie sie in einem wirklichen Flusse durch Felsen und Steine dargestellt werden. Diese Rauhigkeiten bietet die Unvollkommenheit der Gehirnkonstruktion dar: auch an ihnen entstehen daher Wirbel -56- im Strome des Bewußtseins an sich, wie sie im wirklichen Wasser an entsprechenden Stellen vorkommen. Die Wirbel im Bewußtseinsstrome heben sich von dem glatten Strome ab und werden als Besonderheiten kenntlich. Der Inbegriff dieser Besonderheiten, also der Rauhigkeiten an Stellen des Widerstands, ist das empirische Bewußtsein. Wo aber der Bewußtseinsstrom ohne Hemmungen durch das menschliche Gehirn hindurchfließt, da erleidet er natürlich keine wesentliche Veränderung: in diesem Teil ist demnach unser empirisches oder menschliches Bewußtsein nicht verschieden von dem Bewußtsein an sich, sondern bildet nur einen Ausschnitt aus ihm. Wo aber Wirbel entstehen, da werden wir uns des Bewußtseins an sich bewußt . Hier also ist unser empirisches Bewußtsein verschieden von dem Bewußtsein an sich: denn in diesem als solchem sind Hemmungen unbekannt.
Das ergibt die unverfälschte Psychologie der unmittelbaren Erfahrung! – – –
Bei der Wahrnehmung von Gegenständen treten die Lust- und Unlustgefühle auch in das Bewußtsein ein.
Letztere entsprechen gefährlichen oder unangenehmen Stellen in der Außenwelt, denen wir daher zu entgehen suchen. Es stehe z. B. ein schön blühender Baum am Rande eines Abgrundes: was wird bei der Wahrnehmung stattfinden? Der Baum wird uns mit einem Lustgefühl erfüllen, von dem Abgrund aber werden wir uns fernzuhalten trachten. Hier begegnet uns der Wille in seiner primitiven und ursprünglichen Form, nämlich als Bewegung. In der Tat ist Bewegung überhaupt das Wesen des Wollens. Denn bei Phantasievorstellungen (im Gegensatz zu Wahrnehmungsvorstellungen) ist es analog: wir nehmen die lustbetonten Vorstellungen dankbar an und wünschen, von den unlustbetonten loszukommen. In beiden Fällen, dem der äußeren Wahrnehmung und dem des Phantasiebildes, hat der Wille die Merkmale der Bewegung an sich, nämlich Richtung . Allein, innerhalb des Umkreises der Phantasietätigkeit gelingt die Tat , d. h. die Ausführung der Bewegung oder die Einschlagung der Richtung, nicht so leicht als bei der wirklichen -57- Bewegung im äußeren Raume, die, wie wir sahen, die ursprüngliche Willensäußerung ist: mit unfehlbarer Sicherheit und ohne merkbare Anstrengung vermögen wir, von dem Abgrund zurückzugehen, sobald wir es »wollen«. Jedoch können wir nicht mit auch nur annähernd ähnlicher Sicherheit eine unangenehme Vorstellung unterdrücken, »uns im Geiste von ihr hinwegbewegen«.
Wenn wir aber die äußere Bewegung, den Willen auf primitiver Stufe, vollständig beherrschen, so ist nicht einzusehen, warum das auf höheren Stufen nicht auch der Fall sein sollte : die höhere Willenssphäre ist eben nur noch zu unvollständig in unserm Zentralorgan ausgebildet. Wir sollten demnach beim Erkenntnisakte im Gebiet der Phantasie annehmen und behalten können: 1. die der Erkenntnis unmittelbar zugrunde liegenden Vorstellungen, und 2. die begleitenden Lustvorstellungen; dagegen sollten wir die Unlustvorstellungen, nachdem sie uns einmal bewußt geworden sind und zur Warnung gedient haben, verlassen können. Der Zusammenhang mit dem Beispiele vom Baume bei der äußeren Wahrnehmung ist ja klar: das unter 1 Angeführte entspricht den Empfindungen des Baumes, das unter 2 Genannte denjenigen der schönen Blüte und das zuletzt Gesagte dem Abgrund. – – –
Die Aufmerksamkeit ist mit einem Mischgefühl aus Lust und Unlust verbunden: insofern, als sie uns nützt, und als alle Steigerung der Erfahrung von ihr abhängt, ist sie entschieden lustbetont; insofern aber, als sie einen Widerstand im glatten Bewußtseinsstrome bedeutet, ist sie unlustbetont, wie solche Stellen es immer sind. Dieses Mischgefühl kann man bei einiger Übung in der Selbstbeobachtung deutlich wahrnehmen. Wir können die Aufmerksamkeit der Stelle des Bewußtseins gleichsetzen, an der die Vorstellungen mit der Heftigkeit von Geschossen einschlagen und das Wasser (im Beispiele des Stromes) aufspritzen machen.
Ich fasse zusammen : In jedem Erkenntnisakt gibt es folgende angenehme Faktoren, die wir daher beizubehalten wünschen: 1. den glatten Fluß der Erkenntnis, 2. die begleitenden Lustanteile, 3. die nützliche Aufmerksamkeit, und -58- folgende unangenehme, die wir daher aus dem Bewußtsein lieber ausschalten möchten: 1. die Hemmungen der Erkenntnis, das zeitliche Auseinanderfallen von Vorstellungskomplex und zugehörigem Urteil, 2. die Unlustanteile, die Unfähigkeit, den Willen nach Belieben von gewissen Vorstellungen loszureißen.
Daraus folgen nachstehende Forderungen für die Vervollkommnung unseres Bewußtseins: Der nützliche und angenehme Anteil sollte ihm als sicherer Besitz gegeben, der unnütze und unlustbetonte ausgeschaltet werden.
Beseitigung der Widerstände würde beiden Forderungen entsprechen; nur der Widerstand, den die nützliche Aufmerksamkeit bildet, muß auf allen Stufen der Entwicklung beibehalten werden, weil er für ihren Fortschritt nötig ist. Denken wir uns das Ende der Entwicklung erreicht, so würde natürlich auch dieser Teil der Aufmerksamkeit, als der letzte Widerstand im Bewußtsein, wegfallen: das Bewußtsein eines vollkommenen Wesens wäre identisch mit dem Bewußtsein an sich.
Die Erfüllung jener beiden Forderungen, bezw. die Ausschaltung der Widerstände (mit Ausnahme der nützlichen Aufmerksamkeit), würde uns die Vorzüge des automatischen Denkens ohne dessen Nachteil sichern! Als Nachteil wäre zu denken die Festlegung der Erkenntnisfähigkeit auf einer gewissen Entwicklungsstufe oder für eine bestimmte Umgebung. Das darf aber nicht geschehen: denn, wie James sagt, ist es das Fehlen von festen Reaktionen in Gestalt von Instinkten, das die Überlegenheit des Menschen über das Tier, ebenso wie diejenige des Mannes über das Weib ausmacht. [56] Doch sind natürlich gewisse instinktive Reaktionen möglich, die allgemeingültigen Werten entsprechen, z. B. denen der Nächstenliebe und des »Mitleidens«, und die daher sehr wohl fest werden dürfen und werden. Wir können also definieren: Ein vollkommenes Vernunftwesen würde teils durch die Feinheit seiner Hirnrinde, teils durch Fixierung allgemeingültiger Willensantriebe -59- und Gefühlsregungen die Reaktionen auf die Werte des Wahren, Guten und Schönen als Instinkte besitzen. Ersteres würde wiederum den freien, letzteres den festen Instinkten entsprechen.
Doch diese Art annähernder Automatie, die ich dargestellt habe, wäre nur in einem sehr bildungsfähigen und feinen Gehirn denkbar: denn nur ein solches könnte so widerstandslos auf die Vorstellungen und Willensantriebe reagieren, als es im Vorstehenden verlangt wurde: nur durch ein so fein reagierendes Gehirn könnte das Bewußtsein an sich so glatt hindurchfließen, wie es ein Strom durch ein weiches, felsenloses Bett tut. – – –
In weitgehendem Maße zeigt es sich nun bei näherem Zusehen, daß die Widerstände durch Furcht und Besorgnis hervorgerufen werden, die ein Ausdruck der Selbstsucht sind: Selbstverleugnung ist daher eins der wertvollsten Mittel zur Ausschaltung der Widerstände. Unlustgefühle und die Beschäftigung mit den eigenen Vorstellungen zerstieben vor der Hinwendung des Wollens auf das Absolute und Allgemeine wie Spreu vor dem Winde. So entsteht auch eine Art Passivität des Bewußtseins, die das Denken und Erkennen sehr erleichtert. Demnach besitzen wir in rückhaltloser Selbstverleugnung eine mächtige Handhabe zur Ausschaltung der das empirische Bewußtsein ausmachenden »Wirbel« im Strome des Bewußtseins an sich. Muß aber die Selbstverleugnung, um wirksam zu sein, rückhaltlos sein, so darf sie dennoch nicht grenzenlos sein: die Persönlichkeit soll bewahrt und erhöht werden, das empirische Bewußtsein als nützlicher Teil der Aufmerksamkeit erhalten bleiben; denn der Mensch muß Erfahrung sammeln, wozu die Aufmerksamkeit dient.
Somit stehen die Resultate unserer psychologischen Überlegung der Hauptsache nach im Einklang mit denjenigen, zu denen Schleich auf Grund seiner anatomischen und entwicklungstheoretischen Betrachtung gelangt war: nämlich, daß es auf Höherentwicklung der Hirnrinde und des von ihr abhängigen Geisteslebens geht, und daß sie zur Automatie des Denkens, Wollens und Fühlens führen wird – wenigstens in hohem Grade. – – -60- –
Die Menschen fühlen das empirische Bewußtsein als etwas Qualvolles. Die Ursache für diese merkwürdige Tatsache erhellt aus Vorstehendem: es ist ja der Inbegriff der Widerstände im Gehirn. Daß es Tatsache ist, geht daraus hervor, daß die Menschen aller Zeiten mit seltener Einmütigkeit die verschiedensten Mittel zu seiner Unterdrückung angewendet haben: der indische Jogi hypnotisiert sich selbst, der Buddhist übt sich in den höchsten Graden der Willensverneinung, alle Völker benützen berauschende Mittel irgendwelcher Art. – – –
Nach Eimers » Gesetz der männlichen Präponderanz « treten bei Tieren die neuen Merkmale zuerst bei älteren Männchen auf. Da Genialität den fortgeschrittensten Zustand des Menschen bedeutet und sie rein auf den Mann beschränkt ist, so findet dieses Prinzip, wie man von vornherein erwarten müßte, beim Menschen eine glänzende Bestätigung. [57]
Nach Vorstehendem muß jene in Zusammenhang gebracht werden mit der Entfaltung des Gehirns in der Richtung nach Ermöglichung einer mehr automatischen Seelentätigkeit.
Für den Fortschritt des Menschen zu höherer Organisationsstufe käme dann sehr viel darauf an, daß die bedeutendsten Männer eine möglichst große Anzahl von Kindern erzeugten.
Wie stimmt unsere gegenwärtige Ordnung der Dinge mit der Erfüllung dieser Forderung überein? – – –
Ein Überblick über diese ganze psychologische Auseinandersetzung sei noch zum Schlusse hinzugefügt:
I. Unser Bewußtsein hat Mängel; es sind das folgende :
1. Die Langsamkeit des Denkens.
2. Die Unfähigkeit, den Willen nach Belieben von Vorstellungen loszureißen:
a) Von den Gedanken und Vorstellungen überhaupt, die einem zur Zeit unerwünscht sind.
b) Von den eigentlichen Unlustgefühlen.
c) Von unnötigem Achten auf sich selbst.
d) Von Vorstellungen, denen überhaupt kein Äquivalent in der Wirklichkeit entspricht (die z. B. unbegründete Sorgen ausmachen).
II. Diese Mängel sind gleichbedeutend mit Hemmungen oder Widerständen im Bewußtseinsstrome.
III. Diese Widerstände erzeugen das empirische (spezifisch menschlich-tierische) Bewußtsein.
IV. Aber Bewußtsein besitzen wir auch dann, wenn die Hemmungen fehlen. Daher unterscheide ich dieses letztere als Bewußtsein an sich von jenem empirischen Bewußtsein. Dieses ist ein Spezialfall des Bewußtseins an sich, eine Modifikation von ihm.
V. Den idealen Erkenntnisvorgang besitzen wir in der äußeren Wahrnehmung: denn hierbei folgt die Erkenntnis (das Urteil) sofort auf die Vorstellungen. Ebenso besitzen wir im Verein damit den idealen Willensvorgang in der Bewegung im Raume: denn wir können ihn mit unfehlbarer Sicherheit und scheinbar mühelos ausführen. Bei dieser Art von Erkenntnis und Willenshandlung fehlen Widerstände.
VI. Dieses Ideal sollte daher auch im höheren Denken erreicht werden.
VII. Der Weg dazu besteht einmal in dem Fortschritt der Organisation der Hirnrinde. Das andere Mal können wir uns durch Selbstverleugnung einigermaßen dem Ziele nähern. Denn durch sie wird in hohem Grade der Wille von den unerwünschten Vorstellungen (s. I, 2) losgerissen.
VIII. Im übrigen ist Auslese das Mittel zur Erreichung des Zieles seitens der Menschheit.
IX. Genialität und Altruismus sind die Merkmale, die offenbar in Zusammenhang stehen mit der Erreichung dessen, was unsere psychologische Analyse als erwünscht aufgezeigt hat.
X. Es läßt sich annähernde Automatie der Bewußtseinsvorgänge denken ohne Aufgebung der Fähigkeit zur Bearbeitung neuer Erfahrungsdata und neuer Probleme.
XI. Niemals wird es sich handeln um Unbewußtsein überhaupt: denn Bewußtsein ist an sich etwas Besonderes. Dagegen wird (wahrscheinlich) das empirische Bewußtsein immer mehr eingeschränkt werden, in dem Maße nämlich, als die Widerstände im Gehirn mit seiner steigenden Organisation abnehmen.
XII. Die Menschen fühlen das empirische Bewußtsein als etwas Qualvolles und streben mit seltener Einmütigkeit nach seiner Unterdrückung.
XIII. Der höhere Mensch wird die Werte als Instinkte besitzen – annähernd.
XIV. Die Weiterentwicklung des Geisteslebens wird in der Richtung stattfinden, daß Selbsttätigkeit auch in seinen fortgeschritteneren Stufen Platz greift, wie es jetzt bei der Wahrnehmung der Fall ist. Die Vorstellungen werden nicht mehr getrennt von und neben den Erkenntnissen im Bewußtsein bemerkbar sein.
Zunächst sei auf das früher ( S. 13 ) über die Erblichkeit Gesagte hingewiesen. Auch geistige Eigenschaften sind wie -63- andere angeborene Merkmale erblich, da ihre Eigenart beim Menschen von der Beschaffenheit seines Gehirns abhängt, und diese mit auf die Welt gebracht wird. Das stimmt auch mit der Erfahrung überein: nur das Genie scheint eine Ausnahme zu machen. Doch sind uns die einzelnen Faktoren, die bei der Beurteilung der Frage der Erblichkeit des Genies berücksichtigt werden müssen, nicht genügend bekannt. Das Genie ist die höchste Spitze menschlicher Entwicklung und ruht als solche auch auf der subtilsten anatomischen Unterlage im Körper. Die geringste Inkongruenz in der den Samen aufnehmenden Eizelle wird eine Ablenkung herbeiführen können. Auch kommt es gar nicht auf die Vererbung derselben genialen Fähigkeit, wie sie der Vater hat, an, sondern nur auf diejenige seiner geistigen Höhe im allgemeinen. Ferner hat die Menschheit bisher nicht die geringste Rücksicht auf eine in geistiger Hinsicht passende Gattenwahl genommen. Die herrschenden Anschauungen haben auch die Hervorbringung möglichst zahlreicher spontaner Variationen durch den genialen Vater, wie es dem Manne ja die Natur ermöglicht hat, und wozu ihn sein polygamer Instinkt mit Macht antreibt, verhindert. Endlich wissen wir nicht, ob jene Redensart wahr ist, die behauptet, daß das Genie sich immer Bahn breche: vielleicht gehen viele Genien – wenn auch nicht die allergrößten – unter, ohne Gelegenheit gefunden zu haben, sich als solche zu offenbaren.
Wie Forel angibt, hat übrigens Alphonse de Candolle »in seiner ›Histoire de la science et des savants‹ den unzweideutigen Beweis geliefert, daß die Nachkommenschaft bedeutender und tüchtiger Menschen eine unverhältnismäßig größere Zahl wiederum hervorragender und tüchtiger Menschen aufweist als diejenige der unbedeutenden, …« [58] – – –
Die Erblichkeit der Merkmale ist natürlich eine unerläßliche Bedingung für die Bildung von Dauerformen. Da Milieumerkmale nur in geringem Grade erblich sind, so kommt es -64- für die Verbesserung der Rasse weitaus am meisten auf die angeborenen Eigenschaften an.
Je größer die Fruchtbarkeit ist, desto mehr verschiedene spontane Variationen werden entstehen. Je mehr aber dies letztere der Fall ist, desto größer wird wiederum die Aussicht für das Vorhandensein von wertvollen unter ihnen sein. So hat denn auch wahrscheinlich für die Bildung der Menschenrassen und verschiedenen Tierformen ein starker Geburtenüberschuß in der Vergangenheit eine bedeutsame Rolle gespielt.
Bei dem hier zur Hervorbringung einer höheren Menschenform vorgelegten Plane könnte jedoch die Forderung von überschüssiger Fruchtbarkeit weitgehende Einschränkung erfahren, weil die planvoll, dauernd und bewußt durchgeführte Gattenwahl allein schon die Entstehung hochwertiger Varianten gewährleistet. Dennoch darf man in der Herabsetzung der Geburtenziffer selbstredend nicht zu weit gehen: ein nicht allzu kleiner Geburtenüberschuß bleibt immerhin wünschenswert. Denn das ist ja gerade ein Unglück für die Kulturvölker, daß die höheren Klassen so wenig Kinder haben im Vergleich zu den unteren. Außerdem findet ein fortwährendes Abströmen der besten Elemente, namentlich vom Lande, nach den höheren sozialen Schichten statt, in denen sie, bezw. ihre Nachkommen, bald die Gewohnheiten der neuen Umgebung annehmen. Darin liegt denn in der Tat ein unleugbarer degenerativer Einfluß: es ist eine Art Aufsaugung und Ausscheidung des besten Materials. Auch hierin müßte die neue Lebensordnung also gründlichen Wandel schaffen. Doch würde sie dann mit der Malthus'schen Lehre, selbst bei Annahme der vollen Gültigkeit derselben, nicht in Konflikt geraten: denn es sollen sich nur die tüchtigsten Individuen stärker fortpflanzen und die minderwertigsten mehr oder weniger davon abgehalten werden. Übrigens wird jene Lehre ja neuerdings auch stark angefochten. Auch liegt keineswegs im Gesagten eine übermäßige Inanspruchnahme der Frau.
Soll der Plan, durch Auslese der Vollkommensten und Reinzucht zwischen ihnen eine höhere Form des Menschen hervorzubringen, praktisch ausführbar sein, so müssen die geeigneten Partner einander als solche erkennen können. Ich deute daher einige Mittel an, die dazu dienlich sein dürften, jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
1. Anlegung von Stammbäumen der geistigen Aristokratie seitens der Gemeinden, in welche die Partner Einblick zu ihrer Vergewisserung über ihre gegenseitigen erblichen Eigenschaften nehmen könnten. Natürlich müßten diese Stammbäume zugleich auch über den körperlichen Zustand der Vorfahren Aufschluß geben.
2. Beobachtungen der Leistungen und des Vorlebens des Partners. Daraus sind gewisse Schlüsse auf seine geistigen Eigenschaften möglich.
3. Einprägung der Merkmale der Geistesgröße, wie sie in der betreffenden Tafel niedergelegt sind.
4. Einprägung der körperlichen Eigenschaften, wie ich sie unter III, 1, b und c angegeben habe.
5. Ausbildung der Fähigkeit, den Charakter zu beurteilen. Jeder Mensch besitzt sie mehr oder weniger von Natur. Das Interesse an unserem Plane würde selbsttätig diese Fähigkeit rasch bedeutend steigern; Beschäftigung mit Anthropologie und Psychologie, auch mit der Geschichte, würde das noch unterstützen.
6. Der » Instinkt für den geeigneten Gatten «. Dieser bildet weitaus das wichtigste Mittel zur Erkennung des passenden Partners. Zunächst muß ich auf das in der Tafel der Kennzeichen der Geistesgröße über den Instinkt im allgemeinen Gesagte verweisen ( S. 31 ). Diesem sei noch folgendes Nähere hinzugefügt: Jeder einigermaßen gut organisierte Mensch hat ein Bewußtsein von einem bestimmten Typus des andern Geschlechts, der zu ihm am besten paßt, und zu dem er sich daher geschlechtlich hingezogen fühlt. -66- Selbstredend wird dieser Typus durch eine Mehrheit von Individuen dargestellt. Trifft ein Mensch ein solches an, so besteht die Gefahr, daß er sich in es »verliebt«. Diese Art von Liebe ist identisch mit der in den Romanen geschilderten. Sie ist das, was die Menschen im landläufigen Sinne des Wortes »Liebe« oder »Verliebtheit« nennen, und was sie für etwas besonders »Heiliges« und »Ideales« halten. Darin irren sie aber: jene Liebe beruht auf einer Wahnidee, was beweisbar ist: sie erlaubt nämlich nur, das eine Individuum als geeigneten Gatten anzuerkennen; es ist aber klar, daß andere Vertreter desselben Typs ebenso geeignet wären. Es ist diese romanhafte Liebe also eine zur Gattung der Paranoia gehörige Wahnidee oder Psychose.
Dagegen ist Zuneigung zu dem ganzen betreffenden Typus als solchem berechtigt. Ebenso ist eine mehr geistige Liebe berechtigt, die zwar auf dem Unterschied von Mann und Weib beruht, auf der gegenseitigen Ergänzung, nicht aber auf dem Geschlechtstrieb, oder doch nur in sehr lockerem Zusammenhang mit ihm steht.
Je bessere Rasse nun ein Mensch besitzt, desto deutlicher ist sein Instinkt für den geeigneten Gatten ausgebildet. [59]
Nach allem : Der Gatteninstinkt ist nicht identisch mit »Liebe«, sondern leitet den Menschen in objektiver unbewußter Erkenntnis zu den für ihn tauglichsten Partnern. Die Liebe dagegen maßregelt oft diesen Instinkt und lenkt ihn ab: ein Mensch fängt an irgend einer, oft genug nebensächlichen oder minderwertigen Eigenschaft eines Individuums vom andern Geschlecht Feuer. Es erregt zum Beispiel irgend ein geistiger oder körperlicher Zug an jemandem die fetischistische oder masochistische Anlage des andern: rasende Liebe kann die Folge sein, die doch dann ganz gewiß mit der Erkenntnis eines geeigneten Gatten nichts gemein zu haben braucht. Solch ein Verliebter steht unter dem Banne von Auto- oder Fremdsuggestion, welch letztere als eben von dem Gegenstand der Liebe ausgehend -67- zu betrachten ist. Daraus erklären sich denn auch die merkwürdigen Verirrungen des Gatteninstinkts. Sie kommen ja nicht selten auch bei Frauen vor, die doch sonst einen besonders feinen und sicheren Gatteninstinkt besitzen; gerade sie sind aber auch suggestibler, was die Verirrung leicht verständlich macht.
Normalerweise aber haben die Frauen einen prächtigen Instinkt für den geeigneten Gatten: sie merken die hervorragendsten Männer sofort unter der Masse heraus und sehnen sich innerlich nach der Vereinigung mit ihnen.
Hochorganisierte Männer haben auch einen recht guten Gatteninstinkt, sind aber dennoch weniger wählerisch als Frauen.
Dieser eigentümliche Unterschied in der Strenge der Gattenwahl zwischen Männern und Frauen findet seine Erklärung in der natürlichen Verschiedenheit in der Beschaffenheit beider und ihrer Aufgaben für die Fortpflanzung. Männer könnten leicht eine große Anzahl von Kindern erzeugen und haben nach dem Akte der Zeugung keinen Anteil mehr an der Entstehung des Kindes. Mißgriffe in der Gattenwahl könnten sie daher, was ihre physische Fähigkeit anlangt, leicht wieder ausgleichen. Frauen dagegen gestattet die Natur hinsichtlich der Zahl nur eine verhältnismäßig geringe Anteilnahme an der Hervorbringung der Nachkommenschaft. Ihre Hauptaufgabe besteht jedoch in der Entwicklung des keimenden Lebens. Sie haben daher ein großes Interesse daran, möglichst tüchtige Väter für ihre Kinder auszulesen. – – –
Die Möglichkeit, daß die geeigneten Gatten einander erkennen können, darf also nicht in Abrede gestellt werden. Der Mensch muß nur die, ihm dazu verliehenen Mittel mit ernstem Willen anwenden. Freilich werden Irrtümer vorkommen. Das ist aber auf allen empirischen Gebieten der Fall und bedingt noch keine Undurchführbarkeit ihrer Aufgaben. Wenn in einer gewissen Zahl von Fällen das Rechte getroffen wird, so gelingt der Fortschritt, wie die allgemeine Erfahrung lehrt. Auch hinsichtlich unseres Planes wird es daher nicht anders sein.
Die logischen Konsequenzen aus allem Vorstehenden würden nun die Forderung ergeben, daß die wenigen hervorragendsten Männer mit möglichst vielen verschiedenen Frauen möglichst viele Kinder zeugen sollten. Die praktische Durchführung dieses Postulats brauchte nicht zu der beide Geschlechter entwürdigenden Polygamie zu führen. Außerdem würde diese gar nicht einmal in idealer Weise den rein theoretischen Schlußfolgerungen aus unsern Überlegungen gerecht werden. Vielmehr würde dies nur durch Promiskuität geschehen. Die Durchführung der Promiskuität wäre nicht etwa ein Rückfall auf niedere Stufen der Entwicklung; denn, wie neuere Forschungen zu ergeben scheinen, besteht sie nirgends als der anerkannte Zustand der formalen Regelung der Fortpflanzung und des Geschlechtsverkehrs beim primitiven Menschen. Vielmehr schließt sich dieser an seine nächsten Verwandten in der Tierreihe, die menschenähnlichen Affen, an und lebt wie sie in Ehe. Es läßt sich daher viel eher vermuten, daß Promiskuität einem ganz weit fortgeschrittenen Zustand der Menschheit entspricht. In der Tat läßt sich leicht der Gedankengang durchführen, daß die Verwirklichung der höchsten sittlichen Idee, die es überhaupt in der Philosophie gibt, nämlich derjenigen der Humanität , d. h. der Einheit und Verbrüderung aller Menschen (nach Erreichung einer äußerst hohen Organisationsstufe) einzig und allein die Promiskuität noch zur Regelung der geschlechtlichen Beziehungen zuläßt.
Dennoch liegt es mir vollständig fern, derartige Forderungen jetzt schon aufzustellen : denn, mag dem Gesagten sein, wie es will, so viel muß jeder Praktiker auf den ersten Blick sehen: heute ist die Menschheit dafür nicht reif. Die Einehe birgt in sich zahlreiche Faktoren von äußerstem Wert für die geistige, sittliche und körperliche Integrität und für den Fortschritt der Rasse, auf die im einzelnen einzugehen, zu weit führen würde. Ich erinnere nur an das Vorhandensein der Geschlechtskrankheiten, den Wert der -69- geistigen Gemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau, denjenigen der Erziehung durch hochwertige Eltern für die Kinder, den notwendigen Schutz, den Ehe und Familie sowohl dem Manne, als auch dem Weibe gewähren usw.
Demnach muß die Einehe als Grundlage der Gesellschaft (jedenfalls vorerst noch auf absehbare Zeit) aufrecht erhalten bleiben, und es kann sich nur um die Einführung von Reformen handeln, welche sie in dieser ihrer zentralen Bedeutung nicht gefährden.
Es liegt mir viel daran, in diesen beiden Punkten nicht mißverstanden zu werden: 1. Als Logiker sehe ich die Konsequenzen meiner Resultate völlig klar. 2. Als Praktiker aber behaupte ich dennoch auf das bestimmteste, daß sie nicht in einseitiger Weise unser Handeln beeinflussen dürfen, daß vielmehr die Einehe als Grundlage der Gesellschaft bestehen bleiben muß. Der Grund für diese Entscheidung liegt in der Tatsache, daß es eben hier wie immer, wo das Praktische in Frage kommt, nicht nur eine, sondern eine Reihe von Schlußketten gibt . Das Übersehen dieser Tatsache ist es, was so oft die Reformatoren zu falschen und in ihrer Wirkung schädlichen Schlußfolgerungen verleitet: an einer Stelle kommt plötzlich eine andere Schlußkette in Betracht, die der ersten Halt gebietet. Es handelt sich dabei nicht etwa um Widersprüche, sondern um die Mannigfaltigkeit des Gebietes der Tatsachen, des Werdens und Vergehens, der Erfahrung, der Natur, des Lebens, die sich nicht in die Zwangsjacke eines vereinzelten logischen Gedankengangs einschnüren läßt.
Aber gewisser Reformen sind unsere, auf das Geschlechtsleben und die Fortpflanzung sich beziehenden Sitten und Anschauungen freilich bedürftig. Ich beschränke mich bei ihrer Anführung streng auf den Gesichtspunkt unseres Zieles , nämlich der Rassenveredelung. Da fällt es zunächst auf, daß die zahlreichen hochwertigen Frauen, die nicht heiraten können, dennoch zur Fortpflanzung zugelassen werden sollten, damit die hier schlummernden biologischen Werte für die Menschheit nicht verloren gehen. Ferner muß die Möglichkeit vorliegen, unpassende und unfruchtbare Ehen -70- ohne Nachteil für die Beteiligten lösen zu können. Ebenso müssen hochwertige Menschenexemplare freie Bahn zu ihrer Verehelichung haben, eventuell durch staatliche Unterstützung.
Demnach fasse ich kurz die notwendigsten Reformen, die eingeführt werden sollten, folgendermaßen zusammen :
1. Fürsorge für Mütter und Kinder, zumal außerhalb der Ehe.
2. Anerkennung der Gleichberechtigung unehelicher Mütter und Kinder.
3. Erleichterung der Bedingungen für Schließung und Trennung der Ehen, sofern dadurch dem Wohl der Rasse gedient wird.
Da immer das Interesse der Gesamtheit vorausgesetzt wird, um den Vorschlägen Berechtigung zu verleihen, so muß hervorgehoben werden, daß die staatliche Fürsorge auch von Rechts wegen nur dann in Frage kommen könnte, wenn es sich um hochwertiges Menschenmaterial handelt. Um aber dann Enttäuschungen zu vermeiden, müßte dieser Punkt vor der Zeugung entschieden werden. Dies könnte wohl nur etwa so geschehen, daß Kommissionen bestehend aus Ärzten und Anthropologen eingesetzt würden, an die ein Paar (verheiratet oder ledig), das ein Kind zu zeugen wünscht, sich zuvor wenden könnte, um ein Gutachten zu erlangen. Dieses wäre selbstredend für den Staat bindend, auch dann, wenn sich nach der Geburt das Kind entgegen menschlicher Berechnung als minderwertig herausstellen sollte. – – –
Es ist durchaus eine Verkennung des Menschen zu behaupten, die Einführung solcher gemäßigter und ganz vernünftiger Reformen würde die Sittlichkeit gefährden. Es liegt vielmehr die einzige Möglichkeit zur Rettung der Menschheit aus ihrem Egoismus und ihrer materialistischen Versumpfung, ihrem Nachjagen nach niederer Lust, was alles zum Untergang der Menschheit führen muß, wenn ihm nicht gründlich Einhalt geboten wird, in der Entfaltung einer großen neuen Idee . Nur unter der Herrschaft von Ideen vermag sich die Menschheit zu behaupten und fortzuschreiten. -71- Unserer Zeit aber fehlen mächtig auf die Seelen der Menschen einwirkende Gedanken! Hier ist jetzt eine solche Idee, welche die Menschheit bezüglich ihrer höchsten Werte bis ins Mark hinein berührt und Allgemeingültigkeit besitzt!
So wird denn hier meines Wissens zum erstenmal die brennende Frage der Ehereform unter dem Gesichtspunkt des Zieles behandelt, desjenigen nämlich der Vervollkommnung der Menschheit, ihres entwicklungstheoretischen Fortschritts. – – –
Wir dürfen des weiteren die Augen nicht gegenüber der Tatsache verschließen, daß die Richtung, in der sich das moderne Weib entwickelt, mit der Erhaltung der Rassentüchtigkeit auf die Dauer nicht vereinbar ist, geschweige denn mit deren Steigerung. Sie verliert immer mehr die Liebe zu ihrem natürlichen Beruf. Nur die Einstellung unseres gesamten Lebens unter den Nimbus einer großen neuen Idee kann sie wieder zur Besinnung auf ihre natürliche Bestimmung bringen: sie muß einsehen, daß sie bei Erfüllung ihres eigentlichen Berufs an der Erreichung eines allgemeinen Endzieles der Menschheit mitwirkt . Dann wird sie die Freude an diesem ihrem Beruf zurückgewinnen. Dabei bleibt ihr noch Zeit genug zu einer geistigen Entfaltung, die nicht über das hinausstrebt, was das Weib in dieser Hinsicht noch ohne Schaden vertragen kann, und die in diesen Grenzen durchaus berechtigt und ein Symptom des menschlichen Fortschritts überhaupt ist.
Nicht nur Auslese, sondern auch Reinzucht ist für die Entstehung der neuen und höheren Menschenform nötig. Sie ist nicht mit Eng- oder Inzucht zu verwechseln; darunter versteht man die Paarung zwischen Blutsverwandten. Unter der Reinzucht der Vollkommensten verstehe ich die Paarung zwischen den vollkommensten Männern und Frauen ohne Kreuzung mit niederen Individuen. Dabei ist entfernte Verwandtschaft freilich kein Hindernis. Nur darf sich die -72- Gattenwahl nicht andauernd auf denselben kleinen Kreis beschränken. Denn »fortgesetzte Inzucht«, sagt Chamberlain, »innerhalb eines sehr kleinen Kreises, das, was man ›Engzucht‹ nennen könnte, führt mit der Zeit zur Entartung und namentlich zur Sterilität. Zahllose Erfahrungen der Tierzucht beweisen das.« [60]
Es muß sich bei den Vollkommensten ein »Rassegefühl« ausbilden, kraft dessen sie die Paarung mit andern ablehnen. Völker und Individuen, ja wahrscheinlich schon Tiere, relativ reiner Rasse haben in der Tat ein solches Rassegefühl. Für uns sind heute die Engländer das beste Beispiel dafür: wie mir ein gelehrter deutscher Weltreisender erzählte, heiratet ein Engländer in den Kolonien nur äußerst selten eine Nichtengländerin, und dann meistens eine stammesverwandte Deutsche oder Skandinavierin.
Die Frage der Blutmischung erledigt sich nach unsern bisherigen Ausführungen fast von selbst: zu vermeiden ist die Kreuzung mit minderwertigen Individuen und mit niedrigen Rassen. Innerhalb der europäisch-nordamerikanischen Kulturvölker soll aber dann ein weiterer Rassenunterschied nicht mehr maßgebend sein. Denn hier kommt es dann nur noch auf die individuelle Tüchtigkeit an: ließen sich doch die Merkmale geistiger und körperlicher Vollkommenheit ohne die Voraussetzung bevorzugter bestehender Rassen auffinden; wer sie auch immer besitzt, soll demnach als ein für die Reinzucht der Vollkommensten Auserlesener gelten.
Blutmischungen spielen bei der Entstehung einer vorzüglichen Rasse offenbar eine bedeutsame Rolle. Ich folge Chamberlains Ausführungen hierüber. [61] Darnach ist Vermischung mit nahe verwandten hohen Typen günstig; sie muß aber zeitlich eng begrenzt und dann von strenger Reinzucht gefolgt sein. »Mit zeitlicher Beschränkung,« schreibt Chamberlain, »will ich sagen, daß die Zufuhr neuen Blutes möglichst schnell vor sich gehen und dann aufhören muß; -73- fortdauernde Blutmischung richtet die stärkste Rasse zugrunde« (S. 284). Stehen die sich vermischenden Formen einander fern, so muß vollends die Vermischung eine seltene und von sorgfältigster Reinzucht gefolgte sein. Dies sind die allgemeinen Grundsätze, wie sie bisher zur Bildung der hochwertigsten Rassen geführt haben. Ihre Anwendung auf unser Problem ist natürlich nur unter gewissen sinngemäßen Modifikationen möglich.
Wir dürfen nämlich, um Begriffsverwirrung nicht aufkommen zu lassen, nie unsern leitenden Gesichtspunkt aus den Augen verlieren. Es soll eine neue und höhere Form des Menschen nach besonderen Grundsätzen hervorgebracht werden: die Hauptrichtung der Entwicklung soll weitergeführt werden. Diese Hauptrichtung besteht in der Zunahme der geistigen Fähigkeiten; diese sollen also noch mehr vervollkommnet werden. Außerdem kommt dazu die weitere Entfaltung der menschlichen Körperschönheit als des sichtbaren Ausdrucks des entwicklungstheoretischen Fortschritts. Daraus ergibt sich aber naturgemäß ein freierer und unabhängigerer Standpunkt für die Herkunft des Auslesematerials, der so formuliert werden kann: Wer auch immer an Geist, Charakter und Körperschönheit hervorragt, bildet die Vorstufe der neuen und höheren Form und sei als Auserlesener betrachtet .
Doch habe ich in dem Abschnitt »Die Auserlesenen« angegeben, daß Hoheit des Charakters und körperliche Gesundheit bei guter Durchschnittsintelligenz und Annäherung des Körpers an die Merkmale der Vollkommenheit praktisch als genügend erachtet werden sollen. Darüber bin ich dann im folgenden hinausgegangen, ebenso wie auch die letzte Formel die Ansprüche strenger faßt. Ich bin mir des kleinen Widerspruchs bewußt; doch löst er sich bei sinngemäßer Auffassung dessen, was ich meine, auf. Wir müssen einmal das Optimum, das Ideal klar zeichnen und das andere Mal das zunächst Erreichbare festhalten: das Optimum wäre es, wenn die hervorragendsten Individuen allein als Auserlesene gelten würden. Da es aber zu wenige -74- Individuen von solcher Vollendung gibt und die Durchführung des Postulats auch eine zu große Härte gegen die übrige gesinnungstüchtige Menschheit enthalten würde, da schließlich aller biologische Fortschritt eben durch Entwicklung geschieht, so sehe ich bei der praktischen Forderung von der Durchsetzung des Optimums ab, mache also eine durch die Tatsachen sich als nötig erweisende Konzession. Wenn die Menschheit einmal zielbewußt den rechten Weg überhaupt einschlägt, dann wird es auf diesem allmählich immer mehr der Vollkommenheit und der Erreichung des Optimums entgegengehen.
Die Auserlesenen leben nun nicht räumlich auf bestimmten Teilen der Erde zusammen, sondern können allenthalben in den höheren Kulturvölkern gefunden werden. Demnach erhalten wir folgende Formel für die Herkunft der Varianten: Zerstreut durch die ganze Kulturmenschheit findet sich eine Anzahl geistig und körperlich hervorragender Individuen: sie bilden das Material für die Reinzucht der Vollkommensten.
Diese Forderungen wahren zugleich die Notwendigkeit der Blutmischung und der Reinzucht. Denn nach ihnen werden sich innerhalb der höchsten Kulturvölker Angehörige verschiedener biologischer Rassen zusammenfinden. Das werden aber einander nahe verwandte hohe Formen im Hinblick auf die Merkmale sein, die uns leiten. Diese Eigenschaften kennzeichnen sie als eine Art Rasse für sich trotz ihrer geographischen Zerstreutheit innerhalb aller Kulturvölker. So haben wir bei Innehaltung meiner Grundsätze die Tatsache von Blutmischung in biologischer Hinsicht und von Reinzucht bezüglich der Eigenschaften, die das wahre Wesen echten und höheren Menschentums ausmachen. – –
Nicht zu verwechseln sind Intelligenz, Begabung, Weisheit, Genialität mit Gelehrtheit, nicht Tugend und Güte des Charakters mit bloßer Enthaltsamkeit von Lastern oder gar nur von dem, was zur Zeit gesellschaftlich verpönt ist. Die ersteren sind angeborene Erbwerte, die anderen anerzogene -75- Eigenschaften. Es liegt mir fern, die Sache des Bonzen und des Moralphilisters zu verfechten!
Ebensowenig darf ästhetisches Gefühl mit dem modernen Ästhetentum oder mit dem zusammengeworfen werden, was R. Eucken »ästhetischen oder künstlerischen Subjektivismus« nennt. [62] Wiederum ist jenes vorwiegend ein Erbwert, dieser dagegen eine nachträglich angewöhnte Haltung, und zwar ein Entartungssymptom. Das Ästhetentum soll nach Preisgabe des Idealismus als einer Weltanschauung den unrettbaren Untergang im krassen und öden, doch immerhin noch ehrlichen Materialismus decken.
Da nun die Werte, auf die es uns ankommt, erbliche sein müssen, so kommen sie auch in allen Klassen der Bevölkerung vor, nicht etwa nur bei den sozial höheren Schichten. Doch sind sie innerhalb derjenigen Klassen, die Generationen hindurch einer höheren Bildung und sorgfältigeren Charakterpflege teilhaftig gewesen sind, etwas häufiger vorhanden als in andern. So führen also die Grundsätze der Reinzucht der Vollkommensten nicht zur Beschränkung des Auslesematerials auf die höheren Bevölkerungsklassen. Vielmehr finden sich die geeigneten Varianten in allen Schichten. Deswegen sei hier nochmals der Nachdruck auf den Wert des Individuums gelegt. Wer auch immer tüchtige Erbwerte besitzt, der sei als ein Auserlesener, als die Vorstufe des Heros betrachtet.
In unserer Tafel der Grundsätze ( S. 24 ) ist als letzter noch der Instinkt genannt. Über ihn ist aber nichts Besonderes mehr zu sagen, da er bereits an andern Stellen behandelt worden ist.
Im Vorausgehenden habe ich eine reinliche Scheidung zwischen geistigen und körperlichen Eigenschaften durchgeführt. -76- Ein solcher glatter Dualismus zwischen Geist und Körper ist überall der Standpunkt der reinen und unverfälschten Erfahrung : als Erfahrung ist er Tatsache: darüber, daß unsere Erfahrung uns nirgends Monismus, sondern auf allen Gebieten den klar ausgesprochenen Dualismus zwischen Geist und Materie gibt, gibt es nichts zu unterhandeln, zu diskutieren. Denn Tatsachen stehen fest.
Für die Psychologie bestätigt James, der mit ungeheurer Strenge beflissen ist, die wirkliche und reine psychologische Erfahrung ohne Beimengungen unseres Denkens zu schildern, diesen Dualismus. Er sagt: »Die Stellung des Psychologen gegenüber dem Erkennen … ist ein durchgreifender Dualismus. Sie nimmt zwei Elemente an, den erkennenden Geist und das erkannte Ding und behandelt sie als nicht aufeinander zurückführbar.« … [63]
Erst wenn man jetzt im Denken hinter die Erfahrung zurückgeht und Metaphysik treibt, kommt man auf das Gebiet der Diskussion, nämlich darüber, ob man das Urprinzip der Welt noch als eine Zweiheit von Geist und Stoff oder als eine Einheit auffassen soll. Im letzteren Fall stehen – allgemein gesprochen – zwei Lösungen zur Verfügung, der materialistische und der idealistische Monismus. Wenn man einmal zur Annahme eines idealistischen Prinzips gelangt ist und dann noch behauptet, es sei unstatthaft, noch Genaueres über dessen Wesen auszusagen, so beruht das auf erkenntnistheoretischer Vornehmtuerei: vielmehr muß es dem gesunden Menschenverstand auf den ersten Blick klar sein, daß ein idealistisches Prinzip der Welt gleichbedeutend ist mit einem geistigen. Das läßt sich auch noch sonst sehr triftig begründen; darüber aber kann ich mich hier nicht verbreiten.
Insbesondere erkenntnistheoretische Erwägungen führen nun zur Annahme eines einheitlichen Weltgrundes, also des Monismus, und zwar des idealistischen oder Monismus -77- des Geistes . Denn der materialistische Monismus spielt zwar in den unklaren Köpfen der Masse noch eine große Rolle, – existiert in der wissenschaftlichen Philosophie aber überhaupt nicht mehr! Windelband z. B. bezeichnet den Versuch, »das Bewußtsein als Nebenfunktion der Materie« aufzufassen, »als Absurdität.« [64]
Es hängen aber alle geistigen Vorgänge im Menschen von der Beschaffenheit des Organs des Geistes in ihm, seines Gehirns ab. Das ist wiederum Erfahrung, also Tatsache; darum habe ich auch an allen Stellen des Vorhergehenden diesen Standpunkt streng festgehalten: er ist ja überhaupt die Voraussetzung für die Nützlichkeit von Höherzüchtung des Menschen in geistiger und sittlicher Hinsicht. Nicht aber erzeugt das Organ des Geistes den Geist: dies ergeben philosophische Überlegungen – und auch Intuition. Diesen Standpunkt habe ich besonders in dem Abschnitt: »Das Organ des Geistes« vertreten: ja, ich habe ihn hier gewissermaßen von der Erfahrung ausgehend von neuem begründet, auf neue Art die alte Wahrheit wieder frisch aufgefunden.
Niemand kann leugnen, daß in dieser Abhandlung zwei streng wissenschaftliche Standpunkte in reinster Harmonie miteinander dastehen: einmal der Standpunkt naturwissenschaftlicher Erfahrung, daß alle geistige Betätigung im Menschen von seinem Gehirn abhängt; das andere Mal der Standpunkt wissenschaftlicher Philosophie und des gesunden Menschenverstandes, daß der Geist und das Bewußtsein an sich sind und nicht im Gehirn erzeugt werden können. – – –
Ist der Monismus des Geistes Wahrheit, dann muß auch der Mensch sich restlos als Geist auffassen lassen, – und das geht in der Tat zwanglos. Doch ist der Gedankengang, der dazu führt, ein unabhängiger und beruht nicht auf der Voraussetzung des Monismus des Geistes. Vielmehr hilft er ihn begründen.
Ich erinnere zunächst an die terminologische Klarstellung ( S. 26 ). Dort sahen wir, daß alles Geistige überhaupt -78- aus den drei Grundklassen Denken (Erkennen etc.), Wollen und Fühlen besteht.
Zum Denken gehört das Gebiet der Wahrheit, zum Wollen das des Guten, der Sittlichkeit, des Charakters und der Gesinnung, zum Gefühl das der Schönheit. Denn das Schöne ist Gegenstand des ästhetischen Gefühls. Des näheren ist es das Schöne in Formen, Farben, Tönen und Bewegungen, das den Gegenstand der Ästhetik ausmacht. Alles das aber ist sinnlich wahrnehmbar, nämlich durch unsere zwei höchsten Sinne: Gesicht und Gehör. Das liegt schon in dem Wort Ästhetik. [65] Dann aber ist das Schöne im Menschen nicht nur sein ästhetisches Gefühl, sondern auch seine eigene sinnliche Wahrnehmbarkeit: diese aber wird dargestellt von seinem Leib. Demnach ist der Leib des Menschen eine Offenbarung des Prinzips der Schönheit, also des Geistes, und der Mensch ist restlos begriffen als eine Funktion der drei ewigen Ideen des Wahren, Guten und Schönen . Denn sein Geist (Erkenntnis, Wille, Gefühl) und sein Körper (Schönheit als zum ästhetischen Gefühl gehörig) gehen rein in ihnen auf. [66]
Um in der Terminologie keine Unklarheit aufkommen zu lassen, bemerke ich, daß hierbei Geist in beiden Bedeutungen gemeint ist: als Gegensatz zur Materie und als höheres geistiges Prinzip. Wenn aber die Zurückführung alles Körperlichen auf Geist als auf das an sich seiende Prinzip der Welt gemeint ist, dann ist die zweite Bedeutung die ausschlaggebende: denn der Geist an sich ist der reine Geist im unbedingten, absoluten Sinne, gleichbedeutend mit Vernunft und Logik. Nach der terminologischen Auseinandersetzung muß es jedem klar sein, daß Vernunft nicht Verstand ist: Vernunft umfaßt das ganze Geistesleben, auch das Gefühl, nur ist hierbei aus ihm alles Niedere und Unberechtigte ausgeschieden: Vernunft, Logik und Geist in -79- seiner höheren Bedeutung sind also der Inbegriff des vollkommenen und idealen Geisteslebens in allen drei Sphären, derjenigen der Erkenntnis, des Willens und des Gefühls. Den Sphären entsprechend unterscheide ich denn auch theoretische, praktische und ästhetische Vernunft. – – –
Ist nun der Mensch eine Funktion der Ideen der Vernunft oder des Geistes (jetzt immer in der zweiten Bedeutung gebraucht), dann geziemt es ihm auch, sein Wollen und Handeln mit Geist zu durchdringen, logisch zu gestalten. Wir haben das Ziel und den Weg zu diesem zu unterscheiden. Das Ziel ist Vollkommenheit. Diese also besteht in der völligen Erhebung des Menschen auf die Höhe des Wahren, Guten und Schönen, d. h. in der Verkörperung dieser Ideen in ihm.
Demnach kann ich nunmehr die letzte und genaueste Definition des Zuchtzieles geben: Das Zuchtziel ist die Einbettung des Geistes in den Menschen. Ist somit das Ziel alles Lebens auf der Erde die Verwirklichung von Geist in der Kreatur, dann besteht das vorhin Gesagte zu recht: auch der Weg dazu muß auf die Stufe des Geistes oder der Vernunft projiziert werden. Dies geschieht, wenn der Weg gewählt wird, den ich angegeben habe. – – –
Die Liebe als die schaffende und erhaltende, also dem Gesetz des Lebens entsprechende Manifestation des Geistes, wird auch in einer durchgeistigten und nach logischen Gründen handelnden Menschheit selbstredend bestehen bleiben: sie wird herrlichere Früchte tragen denn je zuvor. Aber auch sie wird auf die Stufe des Geistes projiziert sein. Dann wird sie sich äußern in ihrer Reinheit, nämlich als Selbstverleugnung: Selbstverleugnung der Gatten, überhaupt des Mannes und des Weibes, voreinander – das ist die Liebe zwischen Mann und Weib auf die Stufe der Vernunft übertragen: das ist die Logik in der Liebe der Geschlechter zueinander. Ein erbärmlicher Wicht, der sie in dieser Reinheit für etwas Ärmeres hält als das, was die Menschen jetzt gewöhnlich unter »Liebe« verstehen! – – -80- –
So ist der Mensch und all sein Treiben, alles, was ihn angeht, als ein Ausschnitt aus einem großen System des Geistes restlos begriffen, und dies geschah in drei Aussagen:
1. Der Mensch ist selber ganz eine Funktion des Geistes.
2. Deshalb soll auch sein Wollen und Handeln durchgeistigt, vernünftig sein.
3. Die Liebe äußert sich auf dieser Stufe als Selbstverleugnung.
Der Mensch soll nach allem einsehen, daß die Preisgabe seiner kleinlichen sentimentalen Rücksichten und der Aufschwung auf die Höhe reinen Geisteslebens ihn nicht ärmer, sondern weit reicher machen, das Dasein erst zu wahrem Leben gestalten. Freilich bedarf es dazu einer heroischen Auffassung des Lebens von Mann und Weib und entschlossener Abwendung vom Philistertum, der Hinlenkung auch des Willens auf das Allgemeine und Absolute, auf die wahren Werte der Persönlichkeit.
So möge denn die Blüte der Menschheit unter dem Banner des Geistes über das Philistertum hinwegschreitend den Aufstieg zu größerer Vollendung antreten!
[1] Den Leser, der sich für meine Weltanschauung interessiert, verweise ich auf mein Buch: »Idealistische Sittenlehre und ihre Gründung auf Naturwissenschaft«, Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig, 2 M.
[2] Richard Semon : Die Mneme als erhaltendes Prinzip im Wechsel des organischen Geschehens. Leipzig, 1904, Verlag Wilh. Engelmann. Ich benutze Forels Wiedergabe der Lehre in seiner: »Die sexuelle Frage.« 1907, S. 13–18.
[3] Forel, a. a. O., S. 16 und 17.
[4] Eine kurze Zusammenfassung der Kritik findet sich in meiner Idealistischen Sittenlehre auf Seite 25 und 26.
[5] Moritz Wagner: Über die Darwin'sche Theorie in Bezug auf die geographische Verbreitung der Organismen (Sitzungsberichte der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften, 1868, Bd. I, Seite 373).
[6] Seite 385.
[7] Wagner, a. a. O., Seite 386.
[8] Seite 394.
[9] Seite 375.
[10] Vergl.: H. S. Chamberlain : Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts, 1907, Seite 277–289 und W. Schallmayer : Vererbung und Auslese im Lebenslauf der Völker. III. Bd. von »Natur und Staat«, 1903.
[11] G. Vacher de Lapouge : Über die natürl. Minderwertigkeit der niederen Bevölkerungsklassen. Politisch-Anthropologische Revue, VIII. Jahrgang, No. 9, Seite 462.
[12] A. Ploetz : Die Tüchtigkeit unserer Rasse und der Schutz der Schwachen, 1895, Seite 128 und 129.
[13] Siehe darüber meine »Idealistische Sittenlehre« Seite 92ff.
[14] Tusc. disp. I. 33, zitiert nach R. Eisler : Wörterbuch der Philosophischen Begriffe, 1904, I, Seite 372.
[15] E. v. Hartmann : Philosophie des Unbewußten, 1872, S. 631.
[16] A. Schopenhauer : Die Welt als Wille und Vorstellung, 1877, I. Band, Seite 219.
[17] A. a. O., Seite 218.
[18] James : The Principles of Psychology, 1891. Im Original heißt es: »…. the entire organism may be called a sounding-board, which every change of consciousness, however slight, may make reverberate.« H. Band, Seite 450.
[19] Sexuelle Ethik, Seite 28.
[20] A. a. O., I, Seite 705.
[21] A. a. O., I, Seite 515.
[22] Bei Mac Millan & C o ., New-York etc., 1908.
[23] M. Sauerlandt: Griechische Bildwerke, 1908.
[24] Vergl. O. Hauser : Der physische Typus des Genies des Altertums; Politisch-Anthropolog. Revue, VIII. Jahrgang No. 9, und H. S. Chamberlain , a. a. O., Seite 486 und 500-501.
[25] H. Ploss : Das Weib, 1896, Seite 13.
[26] A. a. O., Seite 52.
[27] A. a. O., Seite 52.
[28] A. a. O., Seite 54.
[29] A. a. O., Seite 55.
[30] J. Ranke : Der Mensch, 1889, II. Band.
[31] Ploss, a. a. O., Seite 57.
[32] C. H. Stratz : Die Schönheit des weiblichen Körpers, 1908 Seite 2.
[33] Aus Eisler, a. a. O., II, Seite 299.
[34] A. a. O., Seite XVII.
[35] A. a. O., Seite 360 ff.
[36] A. a. O., Seite 276.
[37] A. a. O., Seite 278.
[38] A. a. O., Seite 280.
[39] Havelock Ellis : Die Gattenwahl beim Menschen, deutsch, 1906, Seite 181–190.
[40] Ploetz , a. a. O., Seite 117–127.
[41] Ploss , a. a. O., Seite 22.
[42] Ploss , a. a. O., Seite 23.
[43] Ploss , a. a. O., Seite 24.
[44] Ploss , a. a. O., Seite 25.
[45] Ploss , a. a. O., Seite 25.
[46] Ploss , a. a. O., Seite 25.
[47] A. a. O., Seite 25.
[48] C. L. Schleich : Schmerzlose Operationen, 1906, Seite 88–97.
[49] A. a. O., Seite 97.
[50] James , a. a. O.
[51] A. Höfler : Grundlehren der Psychologie, 1905, Seite 66.
[52] A. a. O., Seite 9.
[53] W. Wundt : Grundriß der Psychologie, 1907, Seite 323.
[54] James sagt: »There is a general principle in Psychology that consciousness deserts all processes where it can no longer be of use.« (A. a. O., II, Seite 496).
[55] »All consciousness seems to depend on a certain slowness of the process in the cortical cells. The rapider the currents are, the less feeling they seem to awaken.« (A. a. O., II, Seite 104).
[56] A a. O., II, Seite 367–369.
[57] G. H. Th. Eimer : Die Entstehung der Arten auf Grund von Vererben erworbener Eigenschaften; 1888, Seite 31, 43, 44, 65, 66. (Ich verwerte hier nur die angeführte tatsächliche Beobachtung Eimers als solche).
[58] Forel : A. a. O., Seite 29 und 30.
[59] Vergl. meinen Aufsatz: Grundzüge der Rassenveredelung, Politisch-Anthropolog. Revue, VIII. Jahrg., No. 9. (Dezember 1909).
[60] A. a. O., Seite 282.
[61] A. a. O., Seite 279–287.
[62] R. Eucken : Grundlinien einer neuen Lebensanschauung, 1907.
[63] A. a. O., I, Seite 218: » The psychologists attitude towards cognition …. It is a thoroughgoing dualism. It supposes two elements, mind knowing and thing known, and treats them as irreducible.«
[64] W. Windelband : Lehrbuch der Geschichte der Philosophie, 1903, Seite 527.
[65] Ästhetik kommt von dem Griechischen: αἰσθάνομαι: ich nehme mit den Sinnen wahr, oder αἰσθητός: sinnlich wahrnehmbar.
[66] Ich verweise hinsichtlich alles dessen nochmals auf meine »Idealistische Sittenlehre und ihre Gründung auf Naturwissenschaft«, Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung in Leipzig, 1909, Preis M. 2—.