The Project Gutenberg eBook of Ein Ehzuchtbüchlein

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Title : Ein Ehzuchtbüchlein

Author : Hermann Oeser

Illustrator : Rudolf Schäfer

Release date : May 20, 2018 [eBook #57187]

Language : German

Credits : Produced by Franz L Kuhlmann and the Online Distributed
Proofreading Team at http://www.pgdp.net

*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK EIN EHZUCHTBÜCHLEIN ***

  

Anmerkungen zur Transkription

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Ein Ehzuchtbüchlein.

von

Hermann Oeser.

Verlegt bei Eugen Salzer in Heilbronn.

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Copyright 1913 by Eugen Salzer, Heilbronn.
Das Buch schmückte Rudolf Schäfer, den Druck
besorgte Buchdruckerei Scheufele, Stuttgart.

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Einhundertelftes bis einhundertzwanzigstes Tausend

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I m Jahre 1578 ließ Johann Fischart aus Mainz sein philosophisch Ehzuchtbüchlein in Straßburg im Elsaß erscheinen. / Ehzuchtbüchlein wurden immer erlebt, nicht bloß 1578.

Dies ist mein Ehzuchtbüchlein und beginnt also:

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V

V erheiratet sein ist
nicht nötig.

G lücklich verheiratet sein ist
nötig.

E he sollte nie als Filtrierapparat für getrübte Seelen dienen.

E s gibt Ehen, die erst nach dem Tode des einen Ehegefährten mit diesem geschlossen werden.

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E s gibt Ehen, die mit dem Tode des einen Eheteils endigen.

E s gibt Ehen, die Ehe sind.

W er über den Ehegefährten bei anderen klagt, der bricht die Ehe.

E he ruht auf unbedingtem Vertrauen. Daher die Diskretion in der Ehe.

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D as »unbedingte Vertrauen« zeigt sich darin, daß man dem Ehegefährten sein Geheimnis gönnt.

E s kann eine Lähmung in der Ehe eintreten. » Früher warst du anders — —, früher tatest du dies und das — —«, — das ist die Lähmung.

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W enn ein Ehegefährte die Ähnlichkeit des Kindes mit dem anderen Eheteile betont, — betont , — — das ist meist ein verborgener Kleinkrieg.

A uf alle Kunst und jeden Beruf bereitet sich der Mensch vor, nur auf den schwersten Beruf nicht, auf die Ehe.

W er in die Ehe tritt, ohne den festen Willen: nur Du — — tritt neben die Ehe.

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E he ist dienen.

W er sich bedienen läßt, so, daß er sich bedienen läßt, bricht die Ehe.

» R echt behalten haben« — ist für den Liebenden das traurigste Geschäft.

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» W ieder einmal recht gehabt« — hat nur der Nichtliebende.

N icht recht gehabt zu haben ist ein süßes Glück.

N ur in der Ehe gibt es keinen Streit, wo ein Teil um keinen Preis recht behalten will.

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I ch rede von Menschen, wie sie sind.

Darum sage ich:

Sprich keinen Vorwurf aus. Es gibt keinen, den du ihm machen könntest, den der andere nicht schon längst im stillen gegen dich erhoben hat.

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W er nicht das erste Wort nach Spannungen findet, soll nicht heiraten.

W er glücklich werden will, soll nicht heiraten.

G lücklich machen — da liegt es.

W er verstanden werden will, soll nicht heiraten.

V erstehen — da liegt es.

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W

W er nicht das Gefühl kennt, mit dem ein Mensch sein Leben fühlt, kennt ihn gar nicht, — und handelt es sich um Mutter und Sohn — — und handelt es sich um Mann und Frau.

E rinnerung, Hoffnung und Gewissen, zusammengeflossen in einen Strom — — das ist das Lebensgefühl.

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W as ist das höchste Gebot der Ehe?
»Liebe deinen Nächsten!«

W er aber ist mein Nächster?
»Der keine Geduld mit dir hat.«
»Der gegen alle Selbstbeherrschung hat, nur nicht gegen dich.«
»Der den Ausläufer schont, aber nicht dich.«
»Der dich kennt und dir doch falsche Beweggründe unterschiebt — — —.«

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» D arum, liebe deinen Nächsten, und abermal darum liebe deinen Nächsten.«

S ei größer als der Augenblick.
Sei immer größer als der Augenblick.
Sei nie geringer als der Augenblick.

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A ch, die »Enttäuschten!« Ach, die »Gekränkten!« Ach, die »Unverstandenen!«

Sei immer größer als der Augenblick! Wie wolltest du sonst die Kleinheit der Sache erkennen?

Sei nie geringer als der Augenblick, wie überständest du sonst die Scham, daß du kleiner warst als das Kleine?

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M an kann »Ehe« übersetzen.
Mariage heißt's im Französischen,
Geduld — im Deutschen,
Besonnenheit — im Deutschen,
Güte — im Deutschen,
nicht Ich — im Deutschen,
Immer nur Du — im Deutschen,
Sich über das Gleiche freuen — im Deutschen,
Über das Gleiche weinen — im Deutschen.

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I n der wahren Ehe werden die Gefährten jünger, immer jünger, alle Jahre weiter, immer etwas jünger.

I n der Ehe wächst der Gesprächsstoff, denn immer tiefer führt die gemeinsame Rede in den Sinn des Lebens, in die Seelen der Begegnenden.

S tumme Liebe — schmeckt nach Musäus' Märchen. Liebe redet.

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M öbelgemeinschaft ist keine Ehe.

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E s ist gut sich aussprechen können. Es ist gefährlich, es nicht zu können.

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G ott gab dem Ehegefährten die Ohren, damit er die Klagen des andern anhört — liebreich anhört!

L iebreich anhören, nicht geduldig — da liegt es.

D en Ehegefährten, zum gesellschaftlichen Spiel, vor anderen ironisieren, — bricht die Ehe.

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E

E he schützt wie eine Mutter ihr Kind — »Ehe« deckt den Gefährten. Ehe steht wie ein Offizier, wie ein Student für die Ehre des Kameraden ein.

T ief sieht die Liebe. Sie sieht alle Schwächen des Geliebten. Darum ist sie Arzt und Schleier.

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W er nicht sich gegenüber den Ton verträgt, den er gegen den Ehegefährten hat, der prüfe sich. Der prüfe sich.

D er liebt nicht die »Wahrheit«, der sie andern sagt. Nur der liebt die Wahrheit, der sie gegen sich verträgt.

E he geht vor dem Scheuern.
Ehe geht vor der Zeitung.
Ehe geht vor dem Bügeln.
Ehe geht vor dem Beruf.
Ehe ruft immer: »Heim!
Ach, nur heim!«

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Z eit haben für den Ehegefährten, ist wichtiger als Geld für ihn haben.

E in Ehegefährte darf sein Eigenleben begraben.

K ein Ehegefährte darf Totengräber im Leben des andren sein.

» H öchste Liebe schweigt« — so las ich einmal.
Ach, nein!
Höchste Liebe tröstet den Beleidiger .

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V or Fremden schweigen, wo ein Ehegefährte den andern im Stiche läßt, ist selbstverständlich.

Der Liebende schweigt dann aber auch in der Zweisamkeit.

»Warte nur, wenn ich dich allein kriege« — das sagten die Flegel, als ich ein Kind war.

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M anchmal muß ein Ehegefährte reden.

Er ist ja Arzt gegenüber dem Ehegefährten. Er ist ja Freund gegenüber dem Ehegefährten.

E he ist Gewissensgemeinschaft.

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W enn nur kein Ehemann Angst vor dem Pantoffel hätte. Hat er dann nicht Furcht ein Liebender zu sein?

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W er sich vor der Nachrede fürchtet, er sei ein Pantoffelheld, hat Furcht, als ein Liebender zu erscheinen.

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L iebe heißt — »nur du!«

» S ein« Bier, sein »Stammtisch«, sein »bischen Erholung« — — — ach, du lieber Himmel.

D ie Liebe hat so süße Worte: »Hilf mir vor mir selbst« — »die du mich verwundest, heilst mich« — »du Sorgender, immer Wacher« — »du Herzenstraut« — solch süße Worte hat die Liebe.

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H

H öchste Liebe rinnet dahin — — wie die Bergwasser, wo nur immer Tiefen sind, also weiß man nie im voraus, was höchste Liebe tun wird.

E he ist wachsein.

E he ist wie der Türmer, Ehe ist wie die Schildwacht, Ehe ist wie die Mutter des kranken Kindes, Ehe ist wie der Hüter des Gottesvolkes.

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E he ist wachsein.

E ntziehe keines dem andern die Sonne.
Ohne Sonne dahin gehen, einen Tag, zwei Tage, viele Tage, — — — es ist schrecklich.

E ntziehe keines dem andern die Sonne.

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E he ist Anbetung.
Nicht Anbetung des andern.

E he bedarf einen Glauben.
Wie, es wären da zwei und er wäre nicht mitten unter ihnen?

W ie, es wären da zwei, und ihre Wangen glühten nicht für etwas, das sie lieben, das sie lieben ?

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E he ist keine Erwerbsgemeinschaft.

E he ist das Daheimsein im Guten, Adligen, Nobeln, im Schönen, in der Erlösung von der Knechtschaft des Kleinlichen, der Selbstsucht und der Ungüte.

W er ein Ehezuchtbüchlein schreibt, schreibt eine Selbstanklage.

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