Title : Landesverein Sächsischer Heimatschutz — Mitteilungen Band XIV, Heft 7-8
Monatsschrift für Heimatschutz, Volkskunde und Denkmalpflege
Editor : Landesverein Sächsischer Heimatschutz
Release date : October 20, 2024 [eBook #74610]
Language : German
Original publication : Dresden: Landesverein Sächsischer Heimatschutz
Credits : The Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net
Anmerkungen zur Transkription
Das Original ist in Fraktur gesetzt. Im Original gesperrter oder unterstrichener Text ist so ausgezeichnet . Im Original in Antiqua gesetzter Text ist so markiert .
Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sich am Ende des Buches .
Landesverein Sächsischer
Heimatschutz
Dresden
Monatsschrift für Heimatschutz, Volkskunde und Denkmalpflege
Band XIV
Inhalt : Zum Geleite – Das alte Leipziger Rathaus – Leipziger Barockhäuser – Die Götterfiguren von Permoser – Die Frauenberufsschule in Leipzig, ein klassizistischer Bau – Leipziger Bauten aus der Schinkelzeit – Vom alten Johannisfriedhof in Leipzig – Leipziger Kirchen
Einzelpreis dieses Heftes 3 Reichsmark
Geschäftsstelle: Dresden-A., Schießgasse 24
Bankkonto: Commerz- und Privatbank, Abteilung Pirnaischer Platz, Dresden
Bassenge & Fritzsche, Dresden
Dresden 1925
Wir nehmen Bezug auf unser Rundschreiben vom 9. September 1925 und teilen ergebenst mit, daß sich, abgeschlossen am 17. September 1925, bisher für die Vortragsreihe mit den von Herrn Regierungsrat Dr. Berger empfohlenen Themen 20 Besucher gemeldet haben und 670 Besucher für die von Herrn Hofrat Professor Seyffert ausgewählten Vorträge.
Drei Mitglieder machten nicht mit Unrecht geltend, daß Herr Regierungsrat Dr. Berger wohl die Themen vorgeschlagen, aber sicherlich nicht eine einzige Vortragsreihe mit allen seinen Vorschlägen besetzt hätte. Herr Dr. Berger hat dies in einer Karte noch besonders ausgedrückt.
Da wir handeln mußten, weil der Beginn unserer Herbstvorträge vor der Tür stand, wollten wir durch unser obiges Rundschreiben nur einmal ein Gesamtbild der Stimmung erhalten, etwas anderes war nicht beabsichtigt.
Wir werden, wenn es möglich ist, mehr wie bisher in Leipzig örtliche Themen in unsere Vortragsreihen aufnehmen und damit berechtigten Wünschen in jeder Weise entgegenkommen. Wir glauben somit im Sinne von Herrn Regierungsrat Dr. Berger und seiner Freunde zu handeln. Wenn es manchmal aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich war, örtliche Themen aufzunehmen, wie dies die Kriegs- und nachfolgende Inflationszeit leider zur Bedingung machten, so bitten wir, die damaligen Verhältnisse freundlichst in Betracht zu ziehen und zu würdigen, da unsere Themen nicht nur für eine Stadt, sondern für ungefähr 60 Orte bestimmt sind.
Die jetzt beginnende Vortragsreihe, die – genau wie dieses Heft – monatelang vor der Bergerschen Anregung zusammengestellt war, zeigt, daß wir durch das zeitgemäße Harth-Thema auf bedeutungsvolle Leipziger Fragen die gebührende Rücksicht nehmen und auch in Zukunft nehmen werden.
Mit deutschem Gruß
i. V. Dr.
Adolph
,
Ministerialrat.
Werner Schmidt
,
geschf. Direktor.
Vortrags-Folge:
Die Vorträge beginnen Punkt ½8 Uhr im Centraltheater , Eingang Gottschedstraße, und dauern in der Regel 1 Stunde.
Freitag, den 25. September: Lichtbildervortrag: »Aus Sachsens Vorzeit«. Dr. Bierbaum, Dresden.
Freitag, den 2. Oktober: Lichtbildervortrag (bunte Bilder): »Die Schlösser Potsdams«. Professor Franz Goerke, Direktor der Urania, Berlin.
Freitag, den 9. Oktober: Lautenabend Sepp Summer.
Freitag, den 16. Oktober: Filmvortrag: »Vom Vogelparadies der Dobrudscha zu den Siebenbürgener Sachsen«. Oberlehrer Paul Bernhardt, Dresden.
Freitag, den 23. Oktober: Lichtbildervortrag: »Das Deutsche Museum in München«. Dr. Ernst Heinz Büttner, Leipzig.
Freitag, den 30. Oktober: Liederabend: Max Hirzel, Heldentenor der Sächsischen Staatsoper, Dresden.
Freitag, den 6. November: Lichtbildervortrag: »Die Harth und ihr Wert für die Großstadt Leipzig«. Bürgermeister Dr. Köhler, Zwenkau.
Eintrittskarten zu 5 Mark – gültig für alle sieben Vorträge – im Meßamt, bei Ad. Müller & Co. , Brühl 10/12, und bei Bauunternehmung Rudolf Wolle , Gottschedstraße 17.
[241]
Die Mitteilungen des Vereins werden in Bänden zu 12 Nummern herausgegeben
Abgeschlossen am 31. Juli 1925
Von Dr. Friedrich Schulze
Über einer frühen Ansicht der Stadt Leipzig in Braun und Hogenbergs Städtebuch steht 1572 die kurze schlagwortartige Charakteristik: »Leipzig, eine durch Pflege der Wissenschaft und durch Handel berühmte meißnische Stadt«; in der Universitätsgründungsurkunde Papst Alexanders V. empfing, fast zwei Jahrhunderte früher, nicht nur die Höflichkeit der Einwohner, sondern sogar die liebliche Umgebung des Ortes, mit allerdings gewohnter diplomatischer Schmeichelei, ihren Lobspruch. Der Heimatfreund von heute, der auch die Sachlichkeit liebt, tritt mit bescheidenerem Anspruch auf. Er erkennt, daß zwar die geistig-merkantile Regsamkeit der Leipziger durch die Jahrhunderte geblieben ist; aber er weiß auch, daß der Natur wie den Menschen die lässige Grazie des deutschen Südens fehlt, – den Menschen insbesondere deshalb, weil sie zu sehr vom Arbeitstempo erfaßt werden. Doch wie wir diesen Eigencharakter der Bewohner nicht ändern können, vielleicht nicht einmal missen wollen, so sollte von uns meer- und gebirgshungrigen Großstädtern auch der Reiz unserer Auenlandschaft nicht übersehen werden. Und schließlich: schön oder nicht schön, es ist für uns die Heimat.
[242]
Von Dr.-Ing. Hubert Ermisch , Dresden
Aufnahmen des Städtischen Hochbauamtes Leipzig, sowie Eigenaufnahmen des Heimatschutzes
Unter den alten Rathäusern Sachsens ist, wenn man die heutige Grenze als maßgebend ansieht, zweifellos das alte Leipziger Rathaus der bedeutendste und schönste Bau. Bedeutsam, weil er der rechte Vertreter der sächsischen Rathäuser seiner Zeit ist. Typisch die Folge der aufgereihten hohen Dachaufbauten und der mittlere vorgestellte Treppenturm. Und schön muß der Bau genannt werden, weil er bei aller malerischen Freiheit dennoch das schöne Gleichmaß zeigt, weil er, ohne seine Umgebung zu ertöten, dennoch kaum schöner an seinen Platz am Markt hätte gestellt werden können. Das alte Rathaus wurde 1556 von Hieronymus Lotter gebaut. Es entstand in einer Epoche, die in Obersachsen eine Blütezeit für alle Künste und nicht zum wenigsten für die Baukunst war. Hier, wo die Wiege der Reformation stand, war fruchtbarer Boden für die Kunstpflege. Die Reformation gab dem künstlerischen Schaffen, besonders im Kirchenbau, Freiheit und der » nervus rerum « floß reichlich aus dem Bergsegen des Landes, an dem nicht nur der Fürst, sondern in hohem Maße auch alle Städte beteiligt waren. So war für das städtische Bauwesen gute Zeit.
Es ist bezeichnend für die Epoche der Renaissance, in der alle Welt von künstlerischen Ideen erfüllt war, daß der Architekt des Baues kein zünftiger Maurermeister oder Steinmetz – letztere wurden ja damals im allgemeinen als Architekten genannt – sondern ein kunstliebender und kunstgeübter Kaufherr, der damalige Bürgermeister Hieronymus Lotter war. Ihm zur Seite stand allerdings ein künstlerisch hochbefähigter Steinmetz: Paul Wiedemann. Daß sich in dieser Zeit höchster Bautätigkeit zwei künstlerisch so hochbefähigte Männer zusammenfanden, muß als besonders glücklicher Zufall bezeichnet werden. ( Abb. 1. )
Ich möchte behaupten, daß die wenigsten Leipziger wissen, daß die Front des alten Rathauses einen Knick macht und daß der Turm gar nicht in der Mitte des Baues steht. Ein Beweis, daß der Erbauer das richtige Gefühl gehabt hat, daß diese künstlerische Freiheit erlaubt sei und nicht stören würde. Der Grund ist hinsichtlich des Knickes natürlich kein rein künstlerischer, sondern ein sehr praktischer. Der neue Bau wurde auf vorhandenen Grundmauern errichtet, und zwar stand an der Ecke nach der Grimmaischen Straße zu das kleine alte Rathaus, das uns im Stadtbild von 1547 sehr anschaulich dargestellt wird. Aber auch dies ist schon aus zwei Gebäuden zusammengesetzt gewesen, dem eigentlichen Rathaus und dem Kaufhaus. Zwischen beiden lag eine enge Gasse, das Loch, eine Örtlichkeit, die in alten Urkunden oft vorkommt. Rathaus und Kaufhaus standen nicht genau in einer Front, und als man Ende des 15. Jahrhunderts beide Gebäude zusammenzog und »das Loch« überbaute, blieb der heute noch sichtbare Knick bestehen. Die andere Unregelmäßigkeit des Baues, der seitlich stehende Turm, mag wohl im wesentlichen künstlerische Gründe gehabt haben. Das ganze Marktbild sollte vom Turm aus beherrscht [246] werden, den der Architekt deshalb näher der Mitte der gesamten Marktseite stellte. ( Abb. 2. )
In einem erhaltenen Schriftstück Lotters, das bei einer Erneuerung des Turmknopfes 1573 von ihm verfaßt und in diesen gelegt wurde, sagt er, er habe 1556 das alte Rathaus lassen einreißen und habe zum Teil die alten Grundmauern und »einiges Mauerwerk zu Hilfe genommen und wie es jetzt steht in neun Monaten« erbaut. Der Bau scheint allerdings riesig rasch vonstatten gegangen zu sein. In einem alten Tagebuch steht, daß die Kaufleute, die zur Ostermesse den Beginn des Neubaues mit angesehen hatten, »über so unverhofften Fortgang fast erstarrt waren«, als sie zur Herbstmesse wieder nach Leipzig kamen.
Wenn man die alten Abbildungen des Leipziger Rathauses in zeitlicher Folge betrachtet, wird man mit Verwunderung sehen, daß ursprünglich die Erdgeschoßfenster über den Lauben heraussahen, daß zum Haupteingang eine Treppe hinaufführte, kurz, das Gebäude eine größere Höhenentwicklung hatte, wie es heute sich uns zeigt. Das hat auch bestätigt gefunden, wer sich den Oberflächendurchschnitt durch den Markt gelegentlich der Ausgrabung für das unterirdische Marktmeßhaus angesehen hat. Der Markt hat sich allmählich gehoben und das Rathaus versank entsprechend. Hierzu kommt allerdings, daß man die heutigen Lauben wesentlich höher baute, als die ursprünglichen waren.
Der obere Abschluß des Rathausturmes stammt vom Jahre 1744. Die alte Uhr ist noch erhalten. Der überdeckte Austritt über dem Haupteingang wurde im Jahre 1599 angefügt. Es ist der Platz, von dem aus die Stadtmusikanten ihre Ständchen brachten. ( Abb. 3. )
Das Äußere des Baues war uns gottlob noch ziemlich unberührt bis in unser Jahrhundert erhalten und wurde 1906/09 unter Scharenberg in vorbildlicher Weise wieder hergestellt, wobei der ganze Bau zu einem stadtgeschichtlichen Museum umgestaltet wurde. Wenn man die alten Zeichnungen zu den vielfachen Umbauplanungen ansieht, muß man dankbar sein, daß sie nicht ausgeführt wurden. Meist war es allerdings lediglich Geldmangel, der davon abhielt. So hat auch die Not der Zeiten für die Stadt ihr Gutes gehabt. ( Abb. 4. )
Es war ein überaus glücklicher Gedanke, das alte Rathaus als stadtgeschichtliches Museum umzubauen. Der größte Teil des Gebäudeinnern war zu Verwaltungsräumen ausgebaut. Trotzdem haben sich eine Anzahl schöner Architekturstücke erhalten, so vor allem der vortreffliche Renaissance-Kamin von 1610 ( Abb. 5 ) und der Pfeiferstuhl, der wohl noch von 1556 stammt und die Handschrift Wiedemanns zeigt. Diese Musikempore erinnert daran, daß der Rathaussaal der Saal der Stadt war. Hier fanden die Bürgerversammlungen statt, hier wurden die Ratsschmäuse abgehalten, hier feierten die angesehenen Bürger ihre Hochzeitsfeste und hier war auch der öffentliche Tanzboden. Der Umbau von 1906/09 hat mit großem Verständnis die Räume wieder in ihren ursprünglichen Zustand gebracht. Man bekommt so recht ein anschauliches [252] Bild, wie weiträumig und großzügig unsere Altvordern bauten. Wie schön der große Bürgersaal sich als repräsentative Diele des Rathauses zeigt, kann das beigefügte Bild am besten zeigen. ( Abb. 6. )
Von Nikolaus Pevsner , Dresden
Mit Eigenaufnahmen des Heimatschutzes
Wenn Leipzig unter den deutschen Großstädten nicht im Rufe einer Kunststadt steht, soweit es die bildenden Künste angeht, so hat das seinen Grund im wesentlichen darin, daß es hier in der Tat niemals eine eigentliche Maler- oder Bildhauerschule von Bedeutung gegeben hat. Und auch für die Baukunst mußten die Dinge, sollte man meinen, ungünstig liegen. Für die Errichtung großer Bauten weltlicher Natur etwa, wie Schlösser oder Paläste, kam Leipzig, das nie der ständige Wohnsitz eines Herrschers gewesen ist, nicht in Frage. Um so mehr muß es Bewunderung erregen, daß die bürgerliche Architektur der Stadt es vermocht hat, sie überall mit Gebäuden von viel höherem Werte zu schmücken, als gemeinhin bekannt ist. Denn wenn der Leipziger wie der Reisende auch die Denkmäler der deutschen Renaissance des sechzehnten Jahrhunderts, wie das Alte Rathaus und das Fürstenhaus, kennt und schätzt, so gehen beide doch fast stets achtlos an all den Bauten vorbei, die den alten Straßen Leipzigs eigentlich ihr Gepräge und ihren nur ihnen eigentümlichen Wert verleihen. Ich meine die Wohn- und Handelshäuser der Barockzeit, also des Jahrhunderts zwischen dem Dreißigjährigen Kriege und dem Beginn der Aufklärungsperiode, der Zeit unserer Klassiker. Nur den wenigsten dürfte bekannt sein, daß keine deutsche Stadt eine solche Fülle größter Bürgerbauten von guter künstlerischer Qualität aus dieser Zeit besitzt, wie es in Leipzig noch vor dreißig Jahren der Fall war. Es wäre sonst nicht möglich gewesen, daß so wenig für die Pflege dieser Kunstdenkmäler geschah, daß wieder und wieder wichtige Häuser in der inneren Stadt abgerissen wurden, um Meßpalästen oder Banken Platz zu machen [1] , und daß manche der bedeutendsten in ernstlichen baulichen Verfall gerieten. Noch bis vor kurzem ließ man ruhig die Fassaden abbröckeln, entfernte man große Teile ihrer Stuckverzierungen, ließ im Inneren, um die Zimmereinteilung zu ändern, Stuckdecken zerstören und verunzierte vor allem Portale und Torwege durch Schaukästen, ganze Fassaden durch Reklameschilder.
So hat es eine besondere Begründung, gerade an dieser Stelle auf die geschichtliche und ästhetische Bedeutung der Leipziger Häuser hinzuweisen, die zu [253] allem übrigen bisher auch kunsthistorisch weit weniger bekannt waren, als es ihr Wert verdiente [2] .
Je mehr man es sich überlegt, um so stärker muß es Wunder nehmen, daß Leipzig nicht schon deshalb diesen Baudenkmälern mehr Beachtung geschenkt hat, weil es in ihnen die aufrechten Zeugen seiner größten Zeit verehren muß. Denn das war ohne Frage jenes Jahrhundert nach dem großen Kriege, als hier an der Universität längere oder kürzere Zeit ein Leibniz, Thomasius, Christian Wolff, Carpzov, Gottsched, Gellert oder Christ tätig waren, oder als hier entscheidende Jugendeindrücke an die Großen der Dichtung, an Goethe und Lessing, an Günther und Klopstock vermittelt wurden. Und es war das nämliche Jahrhundert, da in den Kirchen als Kantoren oder Organisten Joh. Seb. Bach, Kuhnau, Schein und Telemann wirkten. Und wie sehr nahmen damals die führenden Kreise der Stadt an diesem Kunstleben teil, indem sie ihre Söhne selbst zu Gelehrten erzogen oder indem sie als Handelsherren ein offenes Auge und eine natürliche Vorliebe für die Künste hatten, sich Sammlungen anlegten und – vor allem – sich Villen, Parks und Stadthäuser bauten. Denn gerade die Baukunst war im achtzehnten Jahrhundert nicht nur eine Vorliebe der Gebildeten, sondern eine Leidenschaft, die Unsummen verschlang und der sich jeder widmete, der nur irgendwie die Mittel aufbringen konnte, ihr zu dienen. Die Überfülle herrlichster Bauten des Barock und Rokoko in Deutschland ist der schönste Zeuge dieser Passion. Wie ernstlich die Bauherren es damit meinten, beweist am besten, daß gründlicher Unterricht in der Architektur in Fürsten-, Adels- oder Patrizierfamilien zur notwendigsten Erziehung der Jugend gehörte, so daß die Bauherren fast stets imstande waren, selbst bei den Planungen mitzureden, selbst zu messen, zu zeichnen, ja zu entwerfen [3] .
So fehlte es damals in Leipzig weder an vielseitiger Anregung, noch an Verständnis gerade für die Baukunst, noch gar an Mitteln. Alle Voraussetzungen waren gegeben, und ziemlich genau mit dem Jahre 1700 setzt nach etwa zwei vorbereitenden Jahrzehnten die eigentliche Blütezeit ein. Denn unmittelbar nach dem großen Kriege war die Stadt, die allein zwischen 1631 und 1642 fünf Belagerungen erlitten hatte, noch zu sehr geschwächt, um an monumentale Gebäude denken zu können. Immerhin entstand schon damals, in den fünfziger Jahren, das erste große und wertvolle Bürgerhaus der Barockperiode, Deutrichs Hof , dessen Hauptschauseite am Nikolaikirchhof, – ein [254] erstes Opfer der Leipziger Achtlosigkeit – abgerissen wurde. Wie hoch aber auch in diesen Anfangsjahren schon die Qualität der Architektur war, lehrt neben den zahlreichen schönen, mit üppigem Pflanzenornament bedeckten Erkern, von denen auch viel zu viele Neubauten zum Opfer fielen, besonders das Kleinod der Alten Börse am Naschmarkte ( Abb. 1 ), die 1678/87 von Christian Richter erbaut wurde und deren von Simonetti geschaffene schwungvolle Stuckdecke im Inneren dem reich und lebhaft geschmückten Äußeren mit seinen girlandenbehängten Pilastern, dem hohen Portal und der ausladenden Freitreppe ebenbürtig ist.
Der Anstoß aber zum höchsten Aufschwung wurde erst 1701 gegeben, mit dem Amtsantritt des Bürgermeisters Franz Conrad Romanus , eines erst sechsunddreißigjährigen Schützlings August des Starken, der dem protestierenden Rate aufgezwungen wurde und die ganze lebenserfüllte Beweglichkeit seines Kurfürsten nach Leipzig einführte. Sofort begann er mit dem Bau eines Stadthauses, eines Palastes kann man wohl sagen, wie Leipzig ähnliches bisher noch nicht gekannt hatte, und verschaffte sich als Bauleiter einen Dresdner Meister, der eben damals, auch gegen den Wunsch der Zunft und der leitenden Stellen, zum Leipziger Ratsmauermeister ernannt worden war: Johann Gregor Fuchs , der nun bis zu seinem Tode, 1715, der tonangebende Künstler Leipzigs bleibt.
Das 1701 bis 1704 gebaute Romanushaus am Brühl ( Abb. 2 ) mußte damals einen sehr starken Eindruck auf die Leipziger machen. Eine solche Größe, eine solche Pracht, die Monumentalität dieser hohen Pilaster der Mittelvorlage, der Schwung dieser Giebel, die saftige Schwere dieser Dekoration waren unerhört und regten die reichen Handelsherren der Stadt an, es dem neuen Bürgermeister gleich zu tun. Ein wahres Baufieber ergreift die Stadt und hält nun ununterbrochen Jahrzehnte hindurch an. Der beste Beweis für die Stärke dieser Leidenschaft ist ja das Schicksal des Romanus selbst, der, um sein Haus bauen zu können, städtische Gelder veruntreute und nach kaum vier Jahren der fürstlichen Herrlichkeit für immer in der Festung Königstein verschwand.
Allein das schreckte niemand ab. 1705 ließ Dietrich Apel , derselbe, der später den schönsten Leipziger Park – Apels Garten – sein eigen nannte, das große » Königshaus « am Markt durch Fuchs errichten. Und mit dem Jahre 1708 beginnt Peter Hohmann , der reiche Bankier, seine Laufbahn als Bauherr mit einem der wichtigsten Leipziger Gebäude, Äckerleins Hof am Markte ( Abb. 3 ). Die Größe solcher Stadthäuser ist natürlich nur dadurch zu erklären, daß von Anfang an außer der Wohnung des Herrn seine Geschäftsräume, Lagergewölbe und Mietswohnungen vorgesehen waren. Ja, auch diese letzten waren noch einem geschäftlichen Zwecke dienstbar; denn in der Messezeit, in der also schon damals Raumknappheit herrschte, wurden sie an Kaufleute für ihre Waren vermietet, wie wir es von Goethes Zimmer in der »Feuerkugel« aus Dichtung und Wahrheit wissen. Auch Äckerleins Hof, wie alle Hauptbauten der betreffenden Jahre, ist ein Werk Fuchsens, der hier [258] beweist, ein wie entwicklungsfähiger Künstler er gewesen ist. Denn ein gut Teil der Schwere und Kraft des Romanushauses hat sich hier in Eleganz und eine – wenn auch krafterfüllte – Beherrschtheit verwandelt. Alle Bauglieder sind zarter und zurückhaltender geworden, die ganze Fassade hat weniger Reliefausladung und betont mehr ihren Flächencharakter. Auch hat Fuchs erst hier den so bezeichnenden Leipziger Durchgangshof ausgebildet.
Ein neuer Beweis für die Bauleidenschaft der Zeit ist es, daß Hohmann ein Jahr nach der Vollendung dieses umfangreichen Gebäudes sogleich an den Bau eines an Fassadenbreite noch größeren desselben Zweckes geht. Mit dem 1715 begonnenen Hause Katharinenstraße 16 ( Abb. 4 ) – neben dem Romanushause und Äckerleins Hof sicher das schönste der Stadt – konnte sich der Bauherr aber nicht mehr an Fuchs wenden und suchte sich mit bemerkenswert sicherem Urteil den weitaus begabtesten unter dessen Leipziger Kollegen, den jungen Mauermeister Christian Döring , aus. Dieser, ein Künstler von ganz eigenem und starkem Charakter, schuf in der Fassade des neuen Hohmannhauses ein Meisterwerk dekorativer Phantasie, stilgeschichtlich ebenso bedeutsam wie künstlerisch vollendet mit der wirkungsvollen Verteilung des Schmuckes auf die Mittel- und Seitenvorlagen, mit den merkwürdig gebrochenen Fensterverdachungen und -rahmungen, mit dem Ausklingen in den schwingenden Giebelungen der Dachluken. Mit Häusern wie diesem erreichte Leipzig das, was sich dem Charakter der Stadt als am gemäßesten erwies. Dieser Stil dekorativer Überfülle und Unmäßigkeit, schon seit Deutrichs Hof und der Börse vorklingend, wurde beibehalten, wenn auch natürlich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt verändert. Döring gehört das Schönste der Zeit zwischen 1715 und 1725 an, Häuser wie Katharinenstraße 14, Grimmaische Straße 20 oder vor allem Neumarkt 12 ( Abb. 5 ), von ganz besonders saftiger Üppigkeit in der Ornamentik. Auch der »Kaffeebaum« mit seinem bekannten Türrelief des sitzenden, Kaffee trinkenden Türken muß auf ihn zurückgeführt werden.
Nach 1725 wird George Werner der führende Meister in der Stadt, auch er vom Geiste äußerster Schmuckfreudigkeit erfüllt. Dies ist bei ihm um so beachtenswerter, als Dresden, das nächste Kunstzentrum neben Leipzig, und ebenso ganz Norddeutschland, ebenso Wien sich damals schon vom eigentlichen deutschen Barock abgewandt hatten und den Zielen des von Frankreich beeinflußten Rationalismus nachgingen. Nur Böhmen, Sachsens südlicher Nachbar, hielt mit ebensolcher Zähigkeit an dieser, gerade seiner deutsch-slawischen Mischkultur sehr entsprechenden Freude an überquellender Zier und den phantastischsten Schmuckformen fest. In Leipzig herrscht im wesentlichen bis 1740 dieser eigentliche deutsche Barock; denn Werners Hauptbauten, der 1728 bis 1729 errichtete Hohmanns Hof auf der Petersstraße ( Abb. 6 ), das dritte der großen Leipziger Hohmannhäuser, und Kochs Hof am Markt von 1735 bis 1739 ( Abb. 7 ), das größte von allen Bürgerhäusern der Stadt, dessen Errichtung Hohmanns Kompagnon Koch 133 000 Taler gekostet hat, sind ganz von ihm durchdrungen, wenn der stilgeschichtlich schärfer Blickende gerade [263] in Kochs Hof auch schon Ansätze zu einer Rückbildung finden kann; ein beginnendes Streben nach Beruhigung der Formen, der Fensterverdachungen z. B., und nach einer Beschränkung der reichen Dekoration auf die baulich wichtigsten Teile der Fassade.
Aber selbst als gegen 1740 von Dresden her jener stillere und dabei französisch elegantere Stil einzieht, wandelt auch er sich unter den Händen der Leipziger Baumeister sogleich ins Belebtere und Dekorative. Gerade für diese Zeit hat die traurige Umgestaltung der inneren Stadt um 1900 besonders viele Lücken gerissen und das Schönste vom Erdboden verschwinden lassen. Doch zeigen immerhin noch Häuser wie Katharinenstraße 19 oder 21 ( Abb. 8 ), wie in diesen Jahren die Künstler – Werner und Fr. Seltendorff kommen vor allem in Betracht – klare und ruhige Gliederung der Fassaden mit noch immer blühender und phantasievoller Ornamentik zu vereinen verstanden.
Ihr wirkliches Ende findet diese Blütezeit der Leipziger Kunst erst durch den Siebenjährigen Krieg mit der Besetzung der Stadt und den schweren Kontributionen und durch die gleichzeitig überall einsetzende Abwendung vom Rokoko, die schon in Goethes Leipziger Studentenzeit ihre Rolle spielt. Ein Jahrhundert ziemlich genau ist es also, dem die Leipziger Barockhäuser ihr Entstehen verdanken, Häuser von hohem Werte, wie wir gesehen haben, die von Leipziger Meistern stammen und vom Geiste der Stadt erfüllt sind. Und wenn all das, was ein jeder in der Stadt mit Augen sehen kann, noch nicht hinreichte, um über die Bedeutung dieser Bauten aufzuklären, dann sollte doch die Erinnerung an die Hochachtung, mit der Goethe so viele Jahre nach seiner Leipziger Zeit in Dichtung und Wahrheit von ihnen spricht, ein übriges tun.
Nicht eindringlich genug kann also davor gewarnt werden, daß Leipzig seinen wichtigsten Denkmälerbestand aus Fahrlässigkeit allmählich zugrunde gehen läßt. Zu viel ist bereits geschehen, und man muß mit dem, was übrig ist, sparsam sein. Unvernünftige Wiederherstellungen der Kirchen »im alten Stil« haben in den achtziger und neunziger Jahren dazu geführt, daß die barocken Altäre und Einbauten schonungslos entfernt und durch trocken neugotische Geräte ersetzt wurden, wobei auch Stücke von so großer Schönheit, wie der Fürstenstuhl der Thomaskirche (jetzt im Stadtgeschichtlichen Museum) keine Gnade fanden. Und wie gut hatten all diese malerischen Gebilde in die Leipziger Hallenkirchen der Reformationszeit gepaßt! Ja, an der Matthäikirche hat man sogar die Vorhalle der Barockzeit und den Dacherker derselben Epoche beseitigt.
Um so schonender muß die Stadt und müssen die Bürger mit ihren weltlichen Baudenkmälern umgehen. Denn hier ist trotz so vieler Sünden noch genug vorhanden, um Leipzig den Ruhm einer wirklichen Bauschule in der Barockzeit zu sichern. An dieser Stelle ist es, wo die Denkmalpflege einsetzen muß, und zwar nicht nur die amtliche, sondern vor allem die private der Besitzer wertvoller Häuser und die städtische, d. h. die Vorsorge des Rates und der Baupolizei.
[264]
Fassen wir in diesem Sinne zusammen, welche Maßnahmen notwendig sind, und welche Schäden ihre Nichtachtung der Stadt und ihren Denkmälern bringen würde: Zunächst ist selbstverständlich Sorge zu tragen, daß nicht mehr zu Meß- oder ähnlichen Zwecken Häuser von kunstgeschichtlicher Bedeutung abgerissen werden. Noch dem Neubau der Darmstädter Bank am Markt fiel kurz vor dem Krieg eines der besten Leipziger Rokokogebäude zum Opfer. Es handelt sich ferner nicht nur darum, die Häuser vor dem Abbruch zu schützen, sondern auch, wo ein solcher unvermeidlich ist, darum, ihren beweglichen Kunstbesitz zu retten. Durch das Eingreifen des Kunsthistorikers Dr. Holtze wurde beispielsweise der völlige Ruin der besten Gartenfiguren des Barock verhindert, die Leipzig aus der Blütezeit seiner Parks noch besaß: des Jupiter und der Juno von Permoser, die nun in den Palmengarten überführt wurden [4] .
Zum zweiten ist es durchaus erforderlich, bei Neubauten im Inneren alter Häuser historisch gebildete Sachverständige zu Rate zu ziehen. Wie viele gute Stuckdecken, die noch in Gurlitts Werk aufgezählt sind, hätten dadurch erhalten bleiben können, – von dem absoluten Werte der alten, beabsichtigten Zimmereinteilung gar nicht zu reden.
Drittens – und gerade das ist für die Wirkung der Häuser so sehr wichtig – sollte behördlicherseits gegen die Verunzierung schöner Fassaden durch Reklameschilder und Schaukästen vorgegangen werden. Daß dies so oft nötig wäre, liegt eben auch daran, wie wenig bekannt der Wert dieser Barockhäuser in weiten Kreisen ist. Denn aufdringlich angebrachte Geschäftsauslagen und Plakate bringen nicht nur die ganze Schauseite um ihre Wirkung, sie können auch wirklichen Sachschaden anrichten. So hat sich ein solcher z. B. gezeigt, als jüngst das Hohmannhaus in der Katharinenstraße von dem Schild befreit wurde, das in der Höhe des Fußbodens der ersten Etage den ganzen Erker verdeckte. Der Regen, der jahrelang durch das Schild am Abfließen verhindert worden war, hatte sich gesammelt und schwere Zerstörungen an den Figuren des Portalgiebels angerichtet. Ebenso würde man beim Abnehmen von Schaukästen an den Haustoren erst sehen, wie die feine Ornamentik gerade dieser Teile gelitten hat. Aber selbst von solchen Schäden abgesehen, genügten auch reichlich die anderen, die der Schönheit der Häuser durch diese Reklamen angetan werden, um städtischen oder staatlichen Einspruch zu rechtfertigen. Freilich, besser noch wäre es, die Besitzer der Häuser sähen das von selbst ein und gingen endlich alle dagegen vor.
Und gerade hier – das muß erfreulicherweise gesagt werden – scheint sich eine Wendung zum Guten zu zeigen. In den letzten Jahren ist man daran gegangen, die schönsten der Leipziger Häuser abzuputzen und hat öfters dabei auch das Reklameunwesen abgestellt. Mit Äckerleins Hof begann es, Kochs Hof und Hohmanns Hof folgten, so daß ein Anfang jedenfalls gemacht ist. Diese anscheinende Besserung der Sachlage offenbart, daß den Gebildeten der Stadt [266] allmählich aufgeht, welchen Schatz bedeutender Kunst sie an ihren alten Handelshäusern noch besitzen. Trotzdem muß man immer noch nur zu oft die Beobachtung machen, daß diese Erkenntnis noch viel zu wenig verbreitet ist, und, da darin sicher der Urquell aller der gezeigten Schäden beruht, so mußte es die Hauptaufgabe dieser Betrachtung sein, darauf hinzuweisen und auf die Notwendigkeit sorgfältigster Schonung und Pflege dieser Denkmäler mit Nachdruck aufmerksam zu machen.
Fußnoten:
[1] Nur durch die reiche Photographien-Sammlung in den Schaukästen und Schränken des Stadtgeschichtlichen Museums kann man sich noch einen Begriff von all dem verschaffen, was zu Grunde gegangen ist.
[2] Trotz der Besprechung Cornelius Gurlitts in den Älteren Bau- und Kunstdenkmälern Sachsens, Heft 18, die sich eingehend und liebevoll mit dem Leipziger Barock befaßt, leider aber ganz ohne archivalische Fundierung blieb. In einer größeren Arbeit über die Leipziger Baukunst der Barockzeit (Dissert. Leipzig 1924) konnte ich das außerordentlich reichlich vorhandene Aktenmaterial verwenden und auf Grund der dadurch sich ergebenden Daten eine kunstwissenschaftliche Geschichte der Leipziger Barock-Architektur vorlegen, auf die ich für alles folgende verweise.
[3] Auch in Leipzig findet sich mehrfach der Fall, daß als Entwerfer von Bauten keine Berufs-Architekten, sondern Patrizier der Stadt überliefert sind, für das ehemalige Georgenhaus z. B. der Kaufherr Georg Bose oder für das alte Gewandhaus der Appellationsrat Chr. Ludw. Stieglitz.
[4] Vgl. Otto Holtze: Leipziger Barockplastik. Ein Rettungsversuch. Leipz. Tageblatt, 26. Januar 1922. – Darüber den folgenden Artikel.
Von Stadtbaudirektor Max Reimann , Leipzig
Eigenaufnahmen des Heimatschutzes
Von den berühmten Barockgärten Leipzigs war der Apelsche, später Reichelsche Garten genannt, vor dem Thomaspförtchen der größte. Von der ganzen Pracht der alten Gartenschönheit und der Erinnerung an die heiteren prunkenden Feste hat sich nur ein Teil der Gartenplastik auf unsere Zeit gerettet. Es sind die Sandsteinfiguren des Jupiter, der Juno, des Mars und der Venus von dem Bildhauer Balthasar Permoser, gebürtig aus dem oberbayrischen Weiler Kammer. Permoser war zunächst im Jahre 1704 von Friedrich I. nach Berlin berufen worden; dann aber wirkte er vom Jahre 1710 bis zu seinem Tode im Jahre 1732 als ein Hauptverkünder der Prunk- und Kunstfreude Augusts des Starken in Dresden. Seine Werke für den Zwinger, auf dem katholischen Friedhof und in der Hofkirche seien hier nur gestreift.
Die vier Götterfiguren in Leipzig haben zum Teil schwere Schicksale erlitten, die wohl nicht zum wenigsten der verständnislosen Geringschätzung zuzuschreiben sind, die lange Zeit der Kunst des Barock entgegengebracht wurde. Jupiter und Juno standen noch lange in der Nähe ihres ursprünglichen Standortes, im Vorgarten des Sophienbades in der Otto-Schill-Straße. Als das Bad im April 1922 abgebrochen wurde, ließ der Rat beide Figuren nach dem Palmengarten überführen, wo sie eine Aufstellung gefunden haben, die ihrer ursprünglichen Bestimmung jedenfalls näherkommt als es an dem bisherigen Platze der Fall war. Die beigegebenen Aufnahmen zeigen ihren jetzigen Stand. Im Sommer bei belaubtem Baumhintergrund ist ihre Wirkung am günstigsten. Jupiter schleudert mit großer Anstrengung seinen Blitz. Sein Adler sitzt auf einem Gebilde, das eher versteinerter Meeresbrandung als einer Wolke gleicht. Juno mit ihrem Pfau in majestätischer Haltung, mit wallendem Gewande, das sie kokett rafft, um dem Beschauer anzudeuten, welche Formen sich dahinter verbergen. – Zwei treffliche Beispiele barocker Bildnerei. Von der Venus wußte man, daß sie im Erdreich des Vorgartens in der Otto-Schill-Straße schlummerte, seitdem ein Sturm sie vom Sockel geworfen hatte. Ich ließ sie freilegen, fand aber leider einen Torso, der die Reize der Liebesgöttin kaum mehr ahnen ließ. Der Sockel fehlte ganz, es war nichts hinüber zu retten. Der Mars in mittelalterlicher Rüstung führte bisher in einem Lagerschuppen hinter [269] dem alten Johannishospital kopflos ein verschwiegenes und unrühmliches Dasein. Gesicht und Helm sind bis zur Unkenntlichkeit beschädigt. Besser ist der kapitälartige Sockel erhalten. Ohne eine weitgehende Ergänzung dürfte eine Wiederaufstellung nicht denkbar sein. Ob sich in unserer Zeit ein pietätvoller Retter findet?
Von Dr.-Ing. Hermann Kuhn , Leipzig
Eigenaufnahmen des Heimatschutzes
Wohl die Mehrzahl von Leipzigs Einwohnern geht tagtäglich gedankenlos an manch altem schönen Baudenkmal früherer Zeiten vorbei, ohne zu wissen, welchen baugeschichtlichen Zusammenhängen oder welchem Manne die betreffende Bauschöpfung ihren Ursprung verdankt. Ich habe es mir zur Aufgabe gestellt, in der vorliegenden Abhandlung eines Mannes zu gedenken, der am Ende des achtzehnten Jahrhunderts lebte und in Leipzig für die Einführung des klassizistischen Baustiles von großer Bedeutung war, des Baudirektors Johann Carl Friedrich Dauthe. – Wie wenigen der Jetztzeit wird dieser Name bekannt sein! Und doch haben wir noch heute in unserer Stadt ein Bauwerk, welches beredtes Zeugnis ablegt für die großen Fähigkeiten jenes Mannes. Es ist dies die jedem Leipziger wohlbekannte Frauenberufsschule in der Schillerstraße, welche als erste Bürgerschule von Dauthe geschaffen wurde. Zweck dieser Zeilen soll es sein, die interessante Entstehungsgeschichte dieses in seiner ursprünglichen Form erhaltenen Gebäudes in kurzen Worten zu skizzieren.
Nach Abschluß des Hubertusburger Friedens (1763) stellte der damalige regierende Kurfürst von Sachsen die gesamten Festungswerke Leipzigs, die sich während des Siebenjährigen Krieges als völlig ungeeignet und zwecklos erwiesen hatten, dem Rate der Stadt mit der Bedingung zur Verfügung, daß die Festungsanlagen beseitigt und die gewonnenen Plätze »gemeinnützig« gemacht werden sollten. Die Stadt nahm wohl das Anerbieten an, kam jedoch den gestellten Bedingungen aus Geldmangel nur langsam nach. Die festen Basteien blieben zunächst noch bestehen, doch wurde ein großer Teil der Schanzen (»Ravelins«) abgetragen, das Erdreich zur Ausfüllung des Festungsgrabens verwandt, und auf dem so gewonnenen Boden teils Alleen, teils Obst- und Gemüsegärten angelegt. Erst Bürgermeister Müller trat mit Energie für die restlose Erfüllung der vom Kurfürsten gestellten Bedingungen ein. Es waren die Befestigungsanlagen zwischen dem Grimmaischen und Halleschen Tore längs der Stadtmauer, die noch der Umwandlung bedurften; so war auch die alte Moritzbastion an der Südostecke der Stadt noch erhalten geblieben. Um das gewaltige Mauerwerk dieser Anlage sachgemäß auszunutzen, hatte man die Absicht, die Moritzbastion als Untergrund für eine zu errichtende [270] Bürgerschule zu verwenden. Der Gedanke zur Schaffung dieser Schule ist der nimmermüden Regsamkeit des Bürgermeisters Müller zu verdanken. Bereits im Jahre 1792 war auf dessen Betreiben eine Ratsfreischule errichtet worden. Für die arme Stadtbevölkerung Leipzigs war dadurch Sorge getragen, aber auch für die mittleren Volksklassen, die gern ein mäßiges Schulgeld bezahlt hätten, mußte eine öffentliche Schule geschaffen werden. Im Februar 1795 richteten auf Müllers vorherige Anregung hin fünfundzwanzig Leipziger Innungen ein Schreiben an den Rat, worin sie die Bitte aussprachen, der Rat möge ihnen »eine allgemeine Bürgerschule schenken«, in welcher ihre Kinder »gegen ein billiges Schulgeld einen ebenso wohltätigen und zweckmäßigen Unterricht als die armen Kinder in hiesiger Freischule genießen könnten«. [271] Die Stadtbehörde kam der Eingabe wohlwollend entgegen. Mit dem Entwurfe und der Ausführung wurde der damalige Baudirektor der Stadt Leipzig, Dauthe, betraut. Im März 1796 legte er die Pläne zu dem Schulgebäude vor, das auf der Moritzbastei seinen Platz finden sollte, da man dort in dem Mauerwerk der alten Festung den besten Untergrund zu finden hoffte.
Diese Festungsbastion war in den Jahren 1551 bis 1553 in offener Fünfeckform erbaut worden, und zwar auf Veranlassung des Kurfürsten Moritz, der auch weiterhin die alten Befestigungswerke Leipzigs aufbauen und noch mehrere neue Bastionen dazu errichten ließ. Die Leitung der Bauten lag dem damaligen Bürgermeister Lotter ob. Aus dem ersten Baujahre (1551) existiert ein altes kurfürstliches Wappen an der Spitze der alten Zwingmauer, das heute noch, allerdings stark verwittert, von den Anlagen aus zu sehen ist. Die Festungskeller der Bastion sind mit der Zeit zum großen Teile zugeschüttet worden, nur etwa ein Sechstel der gesamten Kelleranlage ist noch zugänglich. Diese starken äußeren Bastionsmauern bewiesen sich als standhaft zum Aufbau der Schule und sind es auch heute noch, aber das Innere der Bastion bot nicht den Baugrund, den man zu finden hoffte. Man war gezwungen, die nach dem Hofe zu liegenden Umfassungsmauern des Schulgebäudes auf die Gewölbe der [274] Bastion zu setzen. Diese gaben jedoch nach, da außerdem der tiefere Baugrund nicht aus »gewachsenem Boden« bestand, sondern aus den ehemals bei der Ausgrabung des Stadtgrabens hier aufgeschütteten Erdmassen, ein Baugrund, »in dem der Rammel noch bei den längsten Pfählen keinen Halt gefunden«. Man sah sich deshalb veranlaßt, die Gewölbe zu untermauern, nachdem außerdem durch Pfahlroste ein einigermaßen geeigneter Baugrund geschaffen worden war. Trotzdem waren aber späterhin noch des öfteren Reparaturarbeiten an der Gründung nötig. – Die Form der Bastion bedingte eine auch nicht alltägliche Grundrißlösung. Ein Blick auf den Grundriß der Schule zeigt das Festhalten Dauthes an einem damals bereits überholten Baustile [5] . Man könnte meinen, es hier mit einem Bau aus der Rokokozeit zu tun zu haben, während die Fassade dementgegengesetzt das Wiederaufleben des Klassizismus zur Schau trägt. Auffällig und eigentümlich ist die Gestaltung der Aula, die stark an den alten Gewandhauskonzertsaal Dauthes in Form und Abmessung erinnert (rund 11 Meter × 23 Meter). Auch hier in dieser Schulaula zeigt sich wie dort eine gute Akustik; es scheint, als ob der Architekt hierauf ebenfalls großen Wert gelegt hat, denn es sind ähnliche Prinzipien befolgt wie bei jenem Saale.
[275]
Die genauen Fortschritte des Baues lassen sich aus den Akten nicht feststellen, man kann lediglich die verbrauchten Bausummen hierbei zu Rate ziehn. 1796 war begonnen worden, 1802 war erst ein Drittel der Gesamtanlage äußerlich vollendet. Schuld an der Verzögerung waren die Gründungsarbeiten, die in unvorhergesehenem Maße Zeit und Geld verschlangen. Müller sollte die Vollendung des Baues nicht mehr erleben, da er 1801 verstarb. Mit ihm war der Hauptförderer dahingegangen, was auf dem weiteren Fortgang der Bauarbeiten von wenig gutem Einfluß war. 1803 wurde versuchsweise in dem inzwischen ausgebauten linken Flügel mit dem Unterricht begonnen. Bis 1804 wurde dann noch der Mittelbau fertiggestellt, während die nun folgenden Jahre nur geringen Fortschritt der Bauarbeiten zeigen. Erst Dauthes Nachfolger im Leipziger Bauamte, der Bauinspektor August Wilhelm Kanne, stellte die Schule vollständig bis zum Jahre 1834 fertig. In der Grundrißgestaltung ist deutlich zu erkennen, daß beim Ausbau des rechten Flügels eine andere Architektenhand als bisher gewirkt hat. Bei Dauthe ist ein Festhalten an barocker Grundrißgestaltung unverkennbar, Kanne ist jedoch darauf bedacht, den Grundriß so übersichtlich wie möglich auszubilden: alle Räume sind bei ihm fast durchweg rechteckig gehalten. Im Äußeren mußte sich Kanne an den bereits bestehenden Flügelbau halten und ihn in derselben Weise ausführen. Durch die schlechten Erfahrungen Dauthes über die Gründungen der Hofumfassungsmauern war Kanne gewitzigter geworden; er ließ [277] die darunter befindlichen Keller einfach ausfüllen und gut verstampfen und schaffte sich dadurch einen guten Baugrund, den Dauthe erst nach großer Mühe, durch viele Kosten und dann auch noch unvollkommen erreicht hatte. Gleichzeitig wurden bei dem weiteren Ausbau an den bereits bestehenden Gebäudeteilen verschiedene Ausbesserungen vorgenommen, da sich dort die Gründungsmauern wieder wesentlich im Laufe der Jahre gesenkt hatten. Im Schulhofe ließ Kanne einen Brunnen aufführen, der später wieder weggerissen wurde. Der neuausgebaute Flügel wurde zunächst der Lehrerschaft zur Verfügung gestellt, erst im Jahre 1848 wurde er seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt. Äußerlich vollendet war das Gebäude im Jahre 1826, die inneren Ausbauarbeiten zogen sich jedoch noch längere Zeit hin, so daß die Schule erst 1834 als endlich fertig gelten konnte.
Führt heute die Leipziger ihr Weg an diesem Gebäude vorüber, so wird wohl selten jemand bei Anblick der Schule sich bewußt sein, ein baugeschichtlich wertvolles und typisches Beispiel reinsten Klassizismus vor sich zu haben. Es liegt dies wohl daran, daß sich unsere heutigen Begriffe über bauliche Schönheiten in ganz anderen Bahnen bewegen. Sollte aber dennoch dieser oder jener durch meine Ausführungen dazu angeregt werden, sich eingehender mit diesem Baustil zu befassen, so möchte ich es nicht versäumen, auf einige andere Schöpfungen Dauthes hinzuweisen. Man besichtige nur einmal das Innere der Nikolaikirche, um verstehen zu können, daß Dauthe durch diese geniale Arbeit den Ruf eines der bedeutendsten Vertreter des Neu-Klassizismus (des [278] sogenannten Zopfstiles) erlangt hat. Und welchem Leipziger ist es unbekannt, daß dem alten, vor drei Jahrzehnten beseitigten Gewandhauskonzertsaal eine Akustik innewohnte, die der ganzen Welt bekannt und vorbildlich war; wer aber wußte bis heute, daß das Verdienst, diese überragende Anlage geschaffen zu haben, Dauthe gebührt? Wie oft auch eilen wir im Hasten der Großstadt gedankenlos durch Anlagen unserer Stadt, ohne sie einer näheren Würdigung zu unterziehen. Man nehme sich nur einmal die Zeit, unsere Schwanenteichanlage, deren Gestaltung wir ebenfalls Dauthe verdanken, in Muße zu betrachten, und man wird erkennen, welch imposante Schönheit und reizvolle Anmut dieser Promenadenteil bietet. Viele andere Schöpfungen dieses Architekten sind der Zeit zum Opfer gefallen; wer sich restlos mit diesen Dingen zu befassen gedenkt, dem möge mein eingehendes Werk »Leipzigs Bauwesen in der Zeit von Dauthe bis zu Geutebrück« als Wegweiser dienen [6] .
Fußnoten:
[5] Der rechte Flügelbau des Schulgebäudes ist nicht eigentliches Werk Dauthes, er ist später nach dessen Tode fertiggestellt worden, worauf später nochmals hingewiesen wird.
[6] Exemplare zur Einsicht befinden sich im Stadtgeschichtlichen Museum und in der Leipziger Stadtbibliothek.
Von Dr.-Ing. Gero Schilde
Mit Eigenaufnahmen des Heimatschutzes
Um die Wende des vorletzten Jahrhunderts erlebte die Baukunst bei dem wirtschaftlichen Tiefstand in Deutschland, welchen der Siebenjährige Krieg und das napoleonische Jahrzehnt mit sich brachte, eine äußerst dürre Zeit. Die Geschichte der Baukunst hat die damalige Stilbewegung des Klassizismus an Schinkels Namen geknüpft und nennt bis auf Schinkel und Klenze nur wenige Architekten, die sich in bescheidener Weise bei ihren spärlichen Bauaufträgen als Baukünstler auswirken konnten. In Sachsen, welches durch die vergangenen politischen Wirren zu besonderer Einschränkung gezwungen worden war, kann sich Leipzig rühmen, in dieser Zeit Architekten besessen zu haben, die immerhin zu den bedeutenderen der Klassizisten zählen, und die Leipzig als Stätte der Baukunst für die Periode des Klassizismus betonen.
In Leipzig setzte frühzeitig die Bewegung des Klassizismus ein. Hier hatte bereits der Zopfstil, der Vorläufer der klassizistischen Periode, in Adam Friedrich Oeser, dem Maler und Lehrer Goethes, seinen Hauptvertreter. Der praktische Vertreter des Klassizismus wurde nach ihm der Architekt Johann Friedrich Dauthe, der in seinen Bauten dem Zuge der Zeit zur Antike einen starken Ausdruck zu geben verstand. Als eines seiner besten Werke kann noch heute die Innenarchitektur der Nikolaikirche gelten, deren ehemals gotischen Stil Dauthe in eine mustergültige naturalistische Form des Klassizismus brachte. Ein weiterer Bau dieses Architekten, die Frauenberufsschule auf der alten Moritzbastei, hat im vorausgehenden Artikel eine ausführliche Darlegung gefunden. Der Architekt von heute wird bei einem näheren Studium [279] der schlichten Fassade viel schöne Einzelheiten und feine Gedanken klassizistischen Empfindens wiederfinden.
Neben diesen wenigen erhaltenen Werken Dauthes besitzt Leipzig noch eine Reihe anderer klassizistischer Gebäude, die nach den Befreiungskriegen als erste große Bauten entstanden und das Stadtbild wesentlich beeinflußten und auch heute noch bereichern.
Diese hat es seinem damaligen Baudirektor und spätklassizistischen Architekten Albert Geutebrück zu verdanken. Geutebrücks Name wird in der Baugeschichte meistens in Verbindung mit dem Schinkels genannt, der ihn bei dem Bau des Augusteums, der alten Universität, als seinen Vasallen erscheinen läßt. In Wirklichkeit hat Geutebrück als Architekt weit mehr bedeutet.
Vier Bauwerke sind es, welche heute dem Besucher des Augustusplatzes durch ihren gleichartigen Stil besonders in das Auge fallen: Universität, Post, Theater und Museum. Diese Gebäude präsentieren sich ihm in ihrem italienischen Renaissancestil als scheinbar gleichaltrige Gefährten aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts; doch dem ist nicht so.
Die Gestaltung des Augustusplatzes begann in den dreißiger Jahren bereits mit den Bauten der Universität und des Postgebäudes. Mit beiden ist der Name Geutebrücks eng verbunden. In den Jahren 1836 und 1838 hatte Geutebrück mit dem Augusteum und der Post die ersten Seitenlinien dieses großen Platzes ziehen können und damit den Mittelpunkt der baulich sich entfaltenden Stadt angelegt. Wenn auch für die Ausführung der Fassade des Augusteums ein Entwurf Schinkels maßgebend wurde, so hatte doch Geutebrück [280] nach eigenen Plänen den Innenbau durchführen können und sich dabei als Universitätsbaumeister großes Verdienst erworben. Seine Ausgestaltung der Aula, die später umgebaut wurde, verdient als vorbildlicher Saalbau seiner Zeit im Bilde wiedergegeben zu werden.
Schonender ist die alles umgestaltende Zeit an dem Postbau Geutebrücks vorübergegangen. Hier sind die Hauptteile der Fassade von 1838 zum großen Teil noch erhalten. Das Quaderwerk der alten Sandsteinstücke, die Fenster bis auf ihre Verdachungen im Obergeschoß, als auch die seitlichen Pilaster der mittleren Vorlage und die Gesimse blieben bestehen. In ihnen grüßt uns heute noch der Geutebrücksche Bau. Die Eckrisalite, die Säulenvorlage mit Giebelfeld und figurengekrönte Attika, sowie die Balustrade oberhalb des Hauptgesimses sind neu.
Das Augusteum und das Postgebäude wollten nach dem Bau des Theaters von 1867 und dem projektierten Umbau des städtischen Museums von 1883 [283] nicht mehr recht zu dem Gesamtbilde des Augustusplatzes passen. Ihre schlichten Fassaden mußten reicher gegliederten Platz machen, die in der Form der italienischen Renaissance gehalten wurden.
Als Spätklassizist strebte Geutebrück in seinen weiteren Bauten der antikisierenden Renaissance zu. Einzelne davon haben sich im Stadtbild bis auf heute unverändert erhalten. Das Konviktsgebäude der Universität in der Ritterstraße zum Beispiel ist ein solcher Bau. Ursprünglich hatte es anderen Zwecken als den jetzigen gedient. 1836 war es als erste Buchhändlerbörse Deutschlands vom Buchhändlerbörsenverein errichtet worden. Wie damals Geutebrück selbst sich äußerte, hat er bei dem Fassadenentwurf wesentlich unter dem Eindruck italienischer Studien gestanden. Das Renaissancemotiv des Rundbogenfensters kehrt an seinem Postbau wieder.
Einen weiteren Bau Geutebrücks stellt das Preußische Haus in der Goethestraße dar. Auch dieses zeigt bis auf die modernisierten Ladeneinbauten noch seine alte Gestalt. Die Universität hatte es zu Messe- und Buchhandelszwecken entworfen und 1841 errichten lassen. Der Stil dieses Baues weist nicht mehr den schlichten Klassizismus auf. Lebhafter gliedert sich die Fassade und reicher werden die Profile; zwei Balkone auf kräftigen Konsolen betonen Eingang und Mitte.
Noch feinere Architektur findet man am Fridericianum in der Schillerstraße. Hier schuf Geutebrück seinen letzten größeren Bau, ebenfalls im Auftrage der Universität. Auch an ihm hat die Zeit nichts geändert. Deutlich kann man die Bewegung des Baustiles vom Klassizismus zum Renaissancismus verfolgen, wenn man den gegenüberliegenden Schulbau Dauthes betrachtet. Dort noch die einfache klassizistische Architektur; deren Wirken allein durch monumentale Größe. Hier in der Fassade des Fridericianums bereits das [286] Aufteilen und Verlieren in Einzelheiten. Es ist nicht mehr nur das Portal, welches durch einfache Zusammenstellung von Säule oder Pilaster mit Fries und Giebel ausgestattet wird. In den Mittel- und Seitenrisaliten bauen sich korinthisierte Pilaster übereinander auf, vielfacher wird der Schmuck, reicher die Profilierungen der Fenstergewände. Der reine Klassizismus, wie ihn Schinkel der Fassade des Augusteums aufprägte, ist hier verschwunden.
Wie anfangs erwähnt wurde, hat Schinkel den in Deutschland vertretenen Klassizismus mit seinem Namen beherrscht. Seine Bedeutung für diese Zeit war so groß, daß man ihr später allgemein die Bezeichnung Schinkelzeit zulegte, ohne damit immer den Begriff des reinen Klassizismus decken zu können. So hat dann auch Leipzig in seiner baulichen Entwicklung eine Schinkelzeit gehabt. Die Werke Dauthes und Geutebrücks geben von ihr noch lebhafte Kunde. Noch haben sie ihren Platz als stattliche Bauten im Stadtbilde behalten; noch bedeuten sie der Baugeschichte Leipzigs ein Stück steinerne Chronik!
Von Dr.-Ing. Hugo Koch , Leipzig-Nerchau
Mit Eigenaufnahmen des Heimatschutzes
»Liebe und Leid« ist die hohe Melodie der Totenstätte zu allen Zeiten gewesen und hat doch so verschiedenen Ausdruck gefunden. Jahrhunderte hindurch war der Friedhof eng verwachsen mit der Kirche. Die Namen »Kirchhof«, »Gottesacker« reden eine deutliche Sprache. Nicht anders in Leipzig. Die Friedhöfe der Peters-, Thomas-, Nikolai-, Pauliner- und Barfußkirche haben freilich schon lange der Stadtentwickelung weichen müssen. Erhalten ist nur in einem Teil der Friedhof zu St. Johannis. Heute liegt er im innersten Kern der Großstadt Leipzig, einst aber vor den Toren der Stadt. Seine erste Anlage soll um 1278 erfolgt sein mit der Gründung eines Leprosen- oder Aussätzigenhospitals, das Hospital zu St. Johannis genannt, und mit der Erbauung einer, Johannis dem Täufer geweihten, Kapelle zusammenfallen. So berichtet Paul Benndorf in seinem gründlichen Buche über diesen Friedhof (Verlag von Georg Merseburger, Leipzig 1907, in zweiter Auflage 1922 bei H. Haessel), dem wir unsere geschichtlichen Daten entnehmen. Bereits 1476 wird der Friedhof vergrößert. Nach einer Verordnung vom Kurfürsten Ernst sollen von nun an alle Verstorbenen aus den eingepfarrten Dörfern, aus den Vorstädten und den Stadtteilen, deren Bewohner nicht volles Bürgerrecht besitzen, nicht mehr auf den Kirchhöfen oder in den Kirchen der inneren Stadt, sondern auf dem Gottesacker vor dem Grimmaischen Tore beerdigt werden. Durch Ratsbeschluß von 1531 bzw. 1536 wird der Friedhof zu St. Johannis allgemeiner Begräbnisplatz.
Die Anlage umfaßte zu jener Zeit den abgestumpften keilartigen Platz an der Johanniskirche, umschlossen von Mauern, die in achtundachtzig Schwibbogen [288] für die Familienbegräbnisse, zumeist mit gemauerten Grüften, aufgeteilt waren. Gegen den Friedhof waren die Gruftkapellen mit eisernen Gittertüren abgeschlossen. Die meist unverdeckten Grüfte ließen Gewölbe und Särge sichtbar. Schon 1580 machte sich eine Erweiterung um etwa das Doppelte nötig und 1616 eine zweite, so daß nun schon 259 Erbbegräbnisse an den Mauern gezählt wurden. 1623 begann man mit der Belegung des Hospitalgartens. Dann kamen schlimme Kriegsjahre. Zwar verschonten 1631 die Tillyschen Truppen den Friedhof, aber 1637 und 1644 wurden von den Schweden bei der Belagerung Leipzigs viele kunstvolle Denkmäler und Grüfte barbarisch zerstört und fast alle Schwibbogen eingerissen. Nach 1644 ging sogar eine Zeitlang die Landstraße über die niedergetretenen Grabhügel. Eine Urkunde vom 19. August 1647 berichtet: »Des hiesigen Gottes-Ackers mit wenigen denen Nachkommen zur Nachricht zu gedenken, so ist derselbe auff zweymal (weil die Stadt am Volcke sich gemehret) erweitert worden, und zum Unterscheid der Alte, der Mittlere und der Neue Gottesacker genannt worden, welcher mit hohen Mauern, Dächern und Schwibbogen um und um gar zierliches gebauet, und mit schönen und herrlichen kostbaren Epitaphien aus Marmorsteinen, Holtzwerck und Mahlwerck, mit biblischen Gemählden, Sprüchen, Figuren, Historien und anderen Gemählden von Bildhauern, Mahlern und Künstlern herrlich geziehret gewesen; die alten Geschlechter, welche vorlängst abgestorben, die hat man nebst ihren rühmlichen Thaten und Herkommen, nach ihren alten Gebräuchen, Trachten, Kleidungen und anderen Monumentis allda finden können. In Summa, dieser Leipzigische Gottes-Acker ist so wohl erbauet gewesen, daß, wenn fremde Nationes und Völcker anhero kommen, sie denselben als ein Wunder angeschauet, und ist dergleichen Gottes-Acker an Zierath, Gebäuden und Gemählden im gantzen Römischen Reiche nicht zu finden gewesen, und ob wohl der schädliche Krieg diese Lande vielmahl betroffen, und die Stadt Leipzig zu unterschiedenen mahlen von Kaiserlichen und Schwedischen Armeen belagert worden, dadurch die Vor-Städte abgebranndt und ruinieret worden, da sich denn auch bey denen Armeen Calvinische Bilder-Stürmer befunden, welche theils denen auff dem alten Gottes-Acker befindlichen Bildnissen und Gemählden die Augen ausgestochen, Nasen und Ohren abgeschnitten und sonst verstümmelt und geschimpfet, so ist doch der Gottes-Acker an alten Gebäuden und andere Zierathen, wie auch alten Gedächtnissen stehen geblieben, biß Anno 1642, als die Königlich Schwedische Armee unter dem Herrn General Feld-Marschall Leonhard Torstensohn am 16. Oktober diese Stadt belagert und sich mit der Armee in den Gottes-Acker gelagert ...«
Nach Überwindung der Kriegsschäden wurde 1680 eine dritte Erweiterung um vierundneunzig Schwibbogen erforderlich, da die Pest in diesem Jahre nicht weniger als dreitausendzweihundertzwölf Personen dahinraffte. Eine vierte Erweiterung erfolgte 1805 und schließlich die letzte 1827. Noch einmal wurde der Friedhof durch Kriegsgreuel schwer heimgesucht. In der Völkerschlacht vom 16. bis 19. Oktober wurde er zum Lagerplatz der Verwundeten und Gefangenen. »In den Schwibbogen war [289] das hölzerne Gevierte an den Senklöchern herausgerissen und verbrannt; in den Grüften lagen die Leichen, aus den Särgen geschüttet, mit grinsenden Schädeln umher, inmitten mancher hinabgestürzter Soldat, der da unten seinen Geist ausgehaucht hatte. Auf vielen hundert Wagen wurde der Kirchhof von dem Unflat gesäubert, und mehrere Eigentümer der Schwibbogen ließen dieselben wieder herstellen und die Leichen, so gut sich dies tun ließ, wieder in ihre Ruhestätte bringen.«
Was heute vom alten Johannisfriedhof noch erhalten ist, sind die von 1628 bis 1827 geschaffenen Teile, während die übrigen, soweit sie nicht schon früher beseitigt waren, durch die Anlegung der Promenadenanlagen 1883 fielen. Zwei Jahrhunderte also sprechen aus dem noch erhaltenen Friedhofsteil und doch, welche Einheit tritt zu Tage, gegenüber der Fülle und Unklarheit der Friedhöfe im letzten Jahrhundert. Jede Erweiterung des Friedhofes ist gewissermaßen als ein Friedhof für sich aufgefaßt. Die Abmessungen sind so gewählt, daß das Ganze als ein einheitlicher Raum noch empfunden werden kann. Die Raumgrenzen ergaben die Friedhofsmauern, welche zu Erbbegräbnissen ausgestaltet sind. So ist ein Motiv durch die Jahrhunderte klar durchgeführt. Durch diese Wiederholung des einfachen Grundmotivs ist ein klarer Rhythmus gewonnen, er gibt der ganzen Friedhofsschöpfung die Ruhe und Größe, das Versöhnende, was wir auf den Friedhöfen unserer Zeit mit ihren verschiedenartigsten, individualistischen Denkmälern so schmerzlich vermissen. Das große Geheimnis aller wahren Kunst, die Einheit und Größe der Grundform ist hier gewahrt durch die Jahrhunderte – ohne den Zeitgeist zu verleugnen. Der spricht sich lebendig aus in den dekorativen Einzelheiten. An diesen noch heute erhaltenen Mauern kann man die Formenwelt von zwei Jahrhunderten verfolgen, vom ausgehenden Zeitalter der Renaissance über das Barock-Rokoko zum Klassizismus und der Neugotik des 19. Jahrhunderts.
In der ältesten Gruft, der Ruhestätte der Familien Augustin, Schillbach und Weinedel ist das sich früher vielfach wiederholende Motiv der bescheidenen Bogenstellung auf toskanischen Säulen heute noch gut erhalten. ( Abb. 3. ) Reich ausgestattete Barockgitter grenzen die Gruft nach außen ab. An diese Gruft schließt sich das 1833 errichtete Leichenhaus an in den einfachen Formen der Biedermeierzeit, in dessen Kammer sich ein Weckapparat für Scheintote erhalten hat. An Händen und Füßen wurden Ösen und Ringe befestigt, welche durch Schnuren mit einer Rolle in Verbindung standen, die eine Weckglocke in Tätigkeit setzte.
Am Eingange zum heutigen Friedhof ist die Gruft der Familie Baumgärtner als Pavillonbau errichtet, die in Umriß und Detail ganz den barocken Geist ihrer Entstehungszeit um 1720 atmet. ( Abb. 4. ) Wohl das schönste schmiedeeiserne Ziergitter der Barockzeit ist an der Eingangstür zur Löhrschen Gruft erhalten, die um 1740 erbaut wurde und in ihren reichen Architekturmotiven schon den Geist des Rokoko charakterisiert. ( Abb. 5. ) In der klassizistischen Zeit werden die Formen einfacher. Die Friedhofsmauer erhält meist nur eine Inschriftstafel oder eine Nische mit plastischem [295] Schmuck, wie beispielsweise die Grüfte der Familien Storch und Meißner um 1790 und Weinhold und Sixdorf um 1804.
Ausgangs des achtzehnten Jahrhunderts entstand auch die Hospitalgruft, die in ihren klaren Formen so recht ein charakteristisches Beispiel der Zeit ihrer Entstehung darstellt. Sie wurde in den Jahren 1783 bis 1786 an der Westseite der ehemaligen II. Abteilung des Friedhofes auf drei eingegangenen Begräbnisstellen erbaut und diente zur Beisetzung für Ratsmitglieder, Universitätsverwandte und angesehene Bürger und Mitglieder des Adelsstandes, die bisher in der Pauliner Kirche beigesetzt worden waren. Ein schönes Beispiel der Neugotik ist in der Gruft der Familie Kistner von 1810 noch gut erhalten.
Freilich zeigen aus dieser und der nachfolgenden Zeit manche Grabstätten deutlich die Not der Zeit und den langsamen Verfall künstlerischer Ursprünglichkeit.
Die Erbbegräbnisse umschließen die drei Friedhofsteile. Sie geben die Grenzen für die so gebildeten Friedhofsräume. Innerhalb dieser festen Raumgrenzen kann sich die Grabmalkunst individuell an den Einzelgräbern entfalten, ohne die gewisse Einheit des Friedhofsbildes zu zerstören. Und wie aus der Umgrenzung sprechen auch aus den Einzelmalen die Jahrhunderte zu uns. Köstliche Beispiele des Barocks und Rokokos bringen in ihren anstrebenden, koketten, graziösen Formen selbst im Tode noch die Lebensfreude dieser Zeit zum Ausdruck, die Tage der Feste und des königlichen Glanzes. Das Zeitalter der Romantik zog herauf. Die teils bewußte, teils unbewußte Unbehaglichkeit und Unzufriedenheit mit den vorhandenen Zuständen, diese Art von Weltschmerz über die Verbildung und Falschheit der Zeit macht sich geltend in sentimentaler Wehmut, in dem Suchen nach einer besseren und einfacheren Lebensweise. Eine Zeit der inneren Einkehr, des Schmerzes, der Sehnsucht brach an: Das Zeitalter der Empfindsamkeit. Wo konnte sie klareren Ausdruck finden als im Friedhof, da doch Friedhofsstimmung sie im Innersten beherrschte.
Kindergenien, die man in der vorausgegangenen Zeit Amoretten nannte, die Genien mit der Fackel, die weinenden Grazien, die trauernden Nymphen und Dryaden, Psyche selbst, der Schmetterling als Psyche, endlich Blumenkränze, Festons und Inschriften sind die Ausdrucksmittel der Empfindung. Sie schmücken Obelisken, Pyramiden, abgebrochene Säulen, Sarkophage. Die Totenurne spielt auf einmal eine merkwürdige Rolle in der Plastik. Wir finden sie überall, nicht nur im Friedhof, verwendet, ohne daß sie irgendwie eine andere Begründung hätte, als die allgemeine Stimmung der Zeit zum Ausdruck zu bringen.
Wenn wir einen alten Friedhof aus diesen Zeiten betreten, so spüren wir unbewußt diese Wahrhaftigkeit im Ausdruck und werden ergriffen von der stillen Weise seines Charakters, wie alles zusammenzugehören scheint, wie nicht nur das einzelne Grab, sondern die Friedhofsgemeinschaft zu reden beginnt von der Seele, die jener Zeit innewohnte. Nicht Wissenschaft und Logik, noch [300] weniger Originalitätssucht leiten die Künstler, sondern innige Schlichtheit als Ausdruck eines tiefen echten Gemütes. So entstehen die einfach schmucklosen Grabplatten oder die in ihrem Umriß so fein abgewogenen kubischen Steine, und wo reichere Formen auftreten, gehören sie mehr oder weniger dem antikisierenden Stil des Empire an, aus dem ja überzeugend der empfindsame Geist spricht. Hierzu kommen die intimen Reize, die die Natur im Laufe der Zeit hervorgezaubert hat. Die aus gleichem Material geschaffenen Steine sind gleichmäßig verwittert und mit der Natur eng verwachsen. Sie webt einen dichten Schleier von eigenem Zauber um diese Monumente von Stein. Die beschattenden Bäume breiten schützend ihr Blätterdach über das Ganze, der Efeu klettert schirmend am Gestein empor oder überzieht die vielfach verwendeten Grabplatten, die so feierlich wirken und bis vor kurzem so ganz von uns vergessen waren. Welch malerische Stimmung und unvergleichliche Ruhe und Anmut liegt in solchem Friedhofsbild.
Wie anders auf unseren Friedhöfen, hundert Jahre später, mit dem wirren Wald von Kreuzen, Denksteinen und prunkenden Malen in den verschiedensten Materialien, als die Denkmalkunst in die Hände betriebsamer Steinmetzgeschäfte überging. Und wie im Leben sucht auch an der Stätte des Todes einer den anderen zu überbieten, keiner nimmt Rücksicht auf den Nachbar, niemand fragt, ob er mit seinem aufwendigen Mal alles andere totschlägt, im Gegenteil, letzten Endes verfolgt man dieses Ziel. So charakterisieren diese Steinfelder unserer Friedhöfe das Zeitalter der Unkultur treffender noch als manches Straßen- und Platzgebilde der Großstadt.
Mit der Wende des Jahrhunderts haben wir die Reformierung der Grabmalkunst in Angriff genommen. Seitdem erinnert man sich wieder der Schönheiten alter Friedhöfe. Die Höhe der Denkmäler, die Größen, das Material wird vorgeschrieben. Alles mit teilweise gutem Erfolg. In formaler Beziehung ist schon manches gewonnen, in zwecklicher Hinsicht viel erreicht, die Organisation des Begräbnisbetriebes ist mustergültig. Trotz allem aber haben wir noch keinen Friedhof wieder, wie ihn uns die Vorfahren hinterlassen haben. Wir Architekten und Gartengestalter mühen uns um die Form. Der Friedhof als Ganzes aber ist erst zu bauen mit Hilfe der Gemeinschaft des Volksganzen, getragen von einem Fühlen, einem Sehnen, einem Wollen. Diese Grundlage gab einst die Religion. Wir aber sind heute vielfältig zersplittert in unseren religiösen und geistigen Anschauungen, was in allen unseren Werken der Kunst zum Ausdruck kommt. Wir werden auch keine neue überzeugende Friedhofsgestaltung erreichen, bevor wir nicht einen gemeinschaftlichen Boden der Anschauung gefunden haben, der in der Seele des Volkes Wurzel geschlagen hat. Das Friedhofsproblem ist nur zu lösen, wenn es gelingt, den Friedhof wieder eng mit der Volksgemeinde verwachsen zu lassen. Das ist im großen Zentralfriedhof nicht möglich. So müssen die Friedhöfe wie die Großstädte selbst zu Einzelgebilden aufgeschlossen werden. Die Dezentralisation scheint mir die notwendige Voraussetzung zu sein für die Gewinnung einer neuen Friedhofskultur. Und wenn wir im an und für sich zu [302] großen Friedhof reformierend eingreifen wollen, so müssen wir vor allem eine Gliederung in klar erkennbare Einzelteile durchführen.
Der alte Johannisfriedhof in Leipzig kann dafür manchen Hinweis geben. Hier können wir die Bedeutung der Abgeschlossenheit studieren, die wir für unseren neuen Friedhof so dringend bedürfen. Sie wird durch Schaffung nicht zu großer, als Räume noch fühlbarer Teile erreicht. Hier ist die Konzentration der Gedanken erst möglich. Wir müssen uns bewußt werden, daß die Stimmung des Friedhofes um so friedlicher wird, je größer und tatsächlicher die Abgeschlossenheit ist. Sie kann, wie im Johannisfriedhof, durch die Erbbegräbnisse ausgestaltete Mauern erzielt werden, oder auch durch Hecken, und deren beider raumbildende Wirkung durch begrenzende Baumpflanzung erhöht werden. In solch geschlossenem Raum fügen sich dann die Gedenksteine um so besser und harmonischer ein, je bescheidener und gleichartiger sie gestaltet sind. Hier wird Beratung und gelinder Zwang von hoher Warte aus heute noch notwendig sein, um Geschmacklosigkeiten, wie wir sie vielfach in den Steinlagern unserer Steinmetzbetriebe finden, zu verhindern. Dann wird sich das Friedhofsbild auch wieder zu einem harmonischen entwickeln und Ruhe und Frieden über solchem Totengarten liegen.
Möchte das Gemeinschaftsleben, das breite Volksschichten ersehnen, sich stark und mächtig entfalten. Das wird auch der Kunst förderlich sein, um so eher werden Vorschriften für den Einzelnen entbehrlich werden und unsere Friedhöfe wieder zu Stätten wahrer Volkskunst sich entwickeln. Nach welcher Richtung wir streben müssen, vermag in vielem solch alte Friedhofsschöpfung, wie der Johannisfriedhof, zu zeigen.
Schon rüttelt die fortschreitende Zeit an seinen Grundmauern. Das neue Grassimuseum rückt ihm gewaltig nahe und das Zukunftsprojekt zieht diesen Friedhof, wenn auch nach Möglichkeit weise schonend, in die Museumsanlage ein. Möchte der Geist solch alter Friedhofsstätte darum bald vielfältig lebendig werden in unseren neuen Schöpfungen, damit auch unsere Friedhöfe wieder charakteristisch Ausdruck geben von der Stimmung, die der Tod auslöst im menschlichen Gemüt.
Von Hans Nachod
Eigenaufnahmen des Heimatschutzes
Leipzig kann keine Kirchenbauten aufweisen, die in der Geschichte der Architektur als Marksteine des Baugeistes der Nation Erwähnung verdienten. Bis zum Ende des Mittelalters war es, wie ja allgemein bekannt ist, ein Ort von geringer Bedeutung, und vollends in den frühen Jahrhunderten dieser Periode wird es nur ein kleiner Burgflecken gewesen sein, der eine ganz untergeordnete [303] Rolle spielte. Als Stadt gehört Leipzig nicht zu den Neugründungen, die der großen Kolonisation der slawischen Gebiete am Ostrande des Reiches unter den sächsischen Kaisern ihre Entstehung verdankten, und denen in dieser Zeit allgemeinen Aufschwunges westliche Kultur in breitem Strome zufloß. Es ist damals und auch späterhin nicht Sitz eines Bischofs geworden und hat keine Kathedralkirche erhalten, und keiner der großen Mönchsorden, die sich die Bekehrung und Zivilisierung des neugewonnenen Landes als Aufgabe gestellt hatten, hat in den entscheidenden Jahrhunderten eine Niederlassung in dem Sumpfwinkel zwischen Elster, Pleiße und Parthe anlegen wollen. So hat sich die deutsche Ansiedlung bei dem slawischen Fischerdorfe Lipzk als ein kleiner lokaler Mittelpunkt eines der Burgwarte der Mark Meißen bis ins zwölfte Jahrhundert mit einem Kirchlein von ganz bescheidenen Ausmaßen begnügt, von dem wir nichts weiter wissen, als daß es durch eine Schenkung Kaiser Heinrichs II. im Jahre 1017 an das Bistum Merseburg gekommen ist und daß es möglicherweise an der Stelle der Nikolaikirche gestanden hat. Nachdem um 1160 Markgraf Otto dem Ort Stadtrecht verliehen und die offenbar schon bestehenden Märkte bestätigt hatte, machte sich noch im zwölften Jahrhundert für die rasch angewachsene Stadtgemeinde eine größere Kirche nötig. Von dieser sind jetzt nur noch wenige Bauteile übrig, die vor etwa zwanzig Jahren nahe dem Chor der Nikolaikirche zutage gekommen und an dessen Außenwand eingemauert worden sind. Im dreizehnten Jahrhundert sind zwar die beiden Bettelorden, die in der ganzen damaligen Welt den Anstoß zu neuen großen Kirchenbauten gegeben haben, verhältnismäßig früh nach Leipzig gekommen, die Dominikaner schon 1229, die Franziskaner noch vor Mitte des Jahrhunderts, und sie errichteten ihre Kirchen. Vorher hatte aber Markgraf Dietrich seiner 1212 bestätigten Gründung, dem Thomaskloster, nicht nur eine Kirche gebaut, sondern auch die Nikolaikirche unterstellt. Diese Zersplitterung der Kräfte hat gewiß verhindert, daß ein größerer Bau in Leipzig entstand, und erst das erstarkende Bürgertum der nächstfolgenden Zeit hat die Mittel zu Umbauten und Erweiterungen der vier Kirchen der Stadt gegeben. Zunächst wurden im fünfzehnten Jahrhundert die Thomaskirche der Augustinerchorherrn und die Ordenskirchen der Franziskaner (Barfüßer) und der Dominikaner (Pauliner) den neuen Bedürfnissen der Predigt entsprechend umgestaltet, bereits im sechzehnten Jahrhundert, kurz vor der Reformation, folgte dann die Nikolaikirche.
So steht in Leipzig keine Kirche, die in ihren Hauptteilen über die spätgotische Periode zurückginge, und alle haben im Laufe der letzten Jahrhunderte noch durchgreifende Veränderungen erfahren, die ihre äußere und innere Erscheinung wesentlich beeinflußt haben. Drei dieser Kirchen sind aber auch so noch sehenswerte Denkmäler früherer Perioden der Stadtgeschichte.
Der Thomaskirche, deren unvergänglicher Ruhm es geworden ist, daß Johann Sebastian Bachs unsterbliche Werke zum ersten Male in ihr erklungen sind, und die noch heute die große, fast vierhundertjährige Tradition der protestantischen Kirchenmusik in vorbildlicher Weise pflegt, hat die letzte Restauration [305] in der schlimmsten Epoche deutscher Baugeschichte (um 1880) im Inneren die imponierende Raumwirkung nicht rauben können, obwohl aus dieser Zeit die Bemalung stammt, die ihrer Würde so ganz und gar nicht entspricht. Sie präsentiert sich beim Eintritt durch das ganz moderne Westportal und ebenso vom Chore aus mit ihren drei gleichhohen Schiffen, deren Gewölbe von schlanken aufstrebenden Achteckspfeilern getragen werden, als eine helle [307] geräumige Halle von vornehmen ruhigen Proportionen, und die an drei Seiten umlaufenden, bis annähernd in Drittelhöhe heraufreichenden Emporen, die man gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts eingebaut hat, würden diesen Eindruck viel weniger stören, wenn sie nicht durch den auffallenden, wenig erbauenden Bilderschmuck, den sie vor einigen Jahrzehnten erhalten haben, noch besonders hervorgehoben würden.
Das achtjochige Langhaus ist nach einem einheitlichen Plane von 1483 bis 1496 dem eigentümlich verkümmerten Querschiff und dem niedrigen einschiffigen [308] Chor aus einer etwa siebzig Jahre früheren Bauperiode vorgelegt worden, die gegen das Langhaus schief orientiert sind. Dieser ältere Bauteil wirkt als eine dunkle Masse, da er sein Licht nur durch die nicht besonders hohen, heute zudem mit dunklen Glasbildern versehenen Fenster im fünfeckigen Chorabschluß erhält. Von dem Aussehen der Kirche in katholischer Zeit werden wir uns heute schwerlich mehr ein Bild machen können, da von ihrer inneren Ausstattung, wie auch von der Ausschmückung der Kapellen, die an die Seitenschiffe anschließend, noch bis zur Zeit des letzten Umbaus standen, das Meiste längst verloren ist. Im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert hatten sich über den Emporen und sogar über dem Triumphbogen vor dem Chore balkonartige Logen von den verschiedensten Formen eingenistet, die ein sehr malerisches Bild geboten haben müssen, allerdings zum Teil die Seitenschiffenster verdeckt haben werden. Die moderne puristische Restauration hat damit aufgeräumt. Dadurch ist eine gewisse freudlose Nüchternheit in die alte Kirche eingezogen – bekanntlich das Schicksal vieler alter Kirchen in protestantischen Gegenden. Die prächtigste Loge, der 1683 zur Erinnerung an die Türkensiege Kurfürst Johann Georg III. über der linken Seitenempore aufgebaute »Fürstenstuhl« ist sogar noch 1889 abgebrochen worden, »weil er in den Stil der Renovation nicht paßte.« Er konnte aber später wenigstens Aufnahme im Stadtgeschichtlichen Museum finden.
Von den zahlreichen Grabmälern aus älterer Zeit sind immerhin noch mehrere in der Kirche erhalten, z. B. der gut gearbeitete Grabstein des Hermann von Harras, ein ausgezeichnetes Beispiel einer Ritterfigur aus dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, aus dem Jahre 1517 der Doppelgrabstein des kurfürstlichen Amtmanns Georg von Wiedebach und seiner Frau Apollonia mit den sehr charakteristischen Porträtfiguren des Paares, dessen Züge uns auch durch Cranachsche Bildnisse im Museum überliefert sind, und die ausgezeichneten Bronzeplatten mit Reliefbildern der beiden in der Geschichte des sächsischen Protestantismus berühmten Pfarrer Nikolaus Selnecker († 1592) und Johann Benedikt Carpzow († 1699). Die Kirche ist außerdem noch reich an architektonisch gestalteten und meist mit Reliefs gezierten Epitaphien des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts.
Außen dominiert für den Eindruck das hohe Satteldach und der über dem südlichen Querschiffrest aufragende Turm mit seinem sich zu achteckigem Baukörper verjüngenden schlanken Oberbau, der in eine kupfergedeckte Haube des achtzehnten Jahrhunderts ausgeht.
Die Nikolaikirche ist heute in ihrem Inneren das Ergebnis des höchst interessanten Versuches einer architektonischen Neuschöpfung des achtzehnten Jahrhunderts. Dem damaligen Baudirektor der Stadt, Johann Friedrich Dauthe, einem Künstler von starker Individualität, war die Aufgabe gestellt worden, die aus den Jahren 1513–1525 stammende dreischiffige spätgotische Hallenkirche von fünf Jochen, die in ihren Maßen etwa denen der Thomaskirche entsprachen, umzubauen, und er machte aus den schon ursprünglich eigenartig als Palmenstämme dekorierten achteckigen Pfeilern des Schiffes und dem [310] gotischen Rippengewölbe einen ganzen Palmenwald in klassizistischem Stile. Wie Gurlitt hervorgehoben hat, war auch die zu dieser Zeit herrschende Ansicht, daß das gotische Netzgewölbe mit Erinnerungen an Palmen zusammenhinge, für diese Wahl maßgebend. Die Pfeiler wurden zu wuchtigen kanellierten Säulen, und eine breite Kapitellzone, die mit aufgereihten flach gehaltenen Palmenblättern bedeckt und von einer Rundplatte mit schön gerundetem Eierstab bekrönt erscheint, angeblich ein ägyptisches Kapitell, vermittelt nach oben zu den dichten Bündeln von Palmwedeln und Fruchtstengeln, die der Architekt mit noch ganz barockem Empfinden an den Gewölbeansätzen in Stuck hat auftragen lassen. Das Gewölbe selbst ist äußerst geschickt zu einer Kassettendecke umgedeutet. Diese architekturgeschichtlichen »Unmöglichkeiten« sind nun mit einem so sicherem Geschmack und einem so klaren Gefühl für die Proportionen des Raumes gestaltet worden, daß der Eindruck eines festlichen Saales erreicht ist, ohne daß die Würde des Kirchenraumes einen Augenblick außer acht gelassen wäre. Zu der geschlossenen Haltung des Ganzen tragen auch die breiten Horizontalen der streng geformten Doppelemporen bei, deren oberes Stockwerk das Gebälk einer ganz klassisch durchgebildeten korinthischen Säulenordnung ist. Auch farbig ist der Raum außerordentlich wohltuend in seiner bis zu den Sitzbänken einheitlich durchgeführten weiß-goldenen Dekoration und selbst die kleinsten Einzelheiten, wie der Schriftduktus der Nummern an den Bänken, sind dem Ganzen angepaßt. Dem Chorabschluß sind durch Dauthe je zwei hohe Fensteröffnungen zu beiden Seiten einer schlicht gehaltenen Altararchitektur belassen worden, und er wirkt daher in seiner guten Beleuchtung als gleichwertige Fortsetzung des Hauptsaales.
Von dem ursprünglichen Aussehen des Kircheninnern hat man durch zwei kurz vor Dauthes Umbau gemalte Aquarelle Kenntnis, und wenn man auch bedauern mag, daß manche hübsche Einzelheiten völlig verschwunden sind, wird man doch angesichts einer so mutigen und künstlerisch bedeutenden Tat, wie sie diese Umwandlung darstellt, sehr zufrieden sein, daß ein so eigenartiger Baugedanke Verwirklichung gefunden hat. Das hervorragendste Einzelkunstwerk aus der älteren Kirche ist die wahrscheinlich 1521 entstandene Kanzel, an deren Brüstungswänden unter reichen gotischen Baldachinen die Gestalten des Schmerzensmannes und der vier Kirchenväter in hohem Relief erscheinen. Sie ist ein Zeugnis für die mit dem zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts rasch aufsteigenden Reichtum der Stadt verbundene letzte üppige Blüte der Spätgotik in unserer Gegend.
In ihrem Äußeren ist die Nikolaikirche ein merkwürdig formloses Gebilde von geringem künstlerischem Wert. Doch hat die massige Westfassade mit ihrem mitten zwischen zwei alten Turmstümpfen sich erhebenden Barockturm, der dem der Thomaskirche verwandt ist, entschieden einen malerischen Reiz.
Die Paulinerkirche, die mitsamt dem umfangreichen Gebäudekomplex des dazugehörigen Klosters nach dessen Säkularisation 1543 an die Universität kam und seitdem als Universitätskirche dient, hat ihren letzten Umbau zusammen mit dem Neubau der Universitätsgebäude in den neunziger Jahren des [311] vergangenen Jahrhunderts durchgemacht. Sie ist dabei im Inneren ihrem allgemeinen Charakter nach eine spätgotische Hallenkirche von etwas kleineren Dimensionen mit drei Schiffen und einem dreigeteilten Chor geblieben. Auch die Einzelformen, die sie durch die zwei letzten Bauperioden der Dominikaner erhalten hatte (um 1485 und 1520), sind im allgemeinen erhalten worden. Für die Beleuchtungsverhältnisse und die Raumwirkung des Langhauses ist es von [312] Bedeutung, daß, wahrscheinlich im sechzehnten Jahrhundert, das obere Stockwerk über dem an die Südwand der Kirche anstoßenden Kreuzgangflügel als Erweiterung der rechten Empore in den Kirchenraum einbezogen worden ist. Die Emporen, die das Schiff auf drei Seiten umrahmen, stammen in ihrer heutigen Gestalt aus dem Beginn des achtzehnten Jahrhunderts, die prachtvolle geschnitzte Kanzel in frühem Rokoko aus dem Jahre 1738.
[314]
Vor der Reformation war der Chor durch einen schlicht gehaltenen gotischen Lettner abgeschlossen, wurde aber bei Einrichtung der Kirche für den protestantischen Kultus gegen das Langhaus zu geöffnet. Damals ist auch der [315] gerade erst wenige Jahrzehnte zuvor auf den Zwinger der Stadtmauer herausgeschobene Chorabschluß beseitigt und durch eine einfache Wand mit einem großen Fenster ersetzt worden. Die an die linke Seitenschiffwand angebauten Kapellen sind zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts abgetragen worden, [316] und die zahlreichen Epitaphien von Angehörigen der Universität, sowie einige Denkmäler aus der Periode der Dominikaner hat man darauf zum Teil im Kreuzgange aufgestellt, zum Teil aber, so gut es ging, an den hohen Schranken [317] angebracht, die den Hauptchor von den Nebenchören trennen. Dort bieten sie sich aber, in enger Folge aneinandergedrängt, dem Beschauer nicht allzu günstig dar. Das ist um so bedauerlicher, als sich unter ihnen hervorragende Werke aus fünf Jahrhunderten befinden, die mehr als lokales Interesse beanspruchen dürfen, angefangen von der buntbemalten hölzernen Statue des 1307 in [318] Leipzig ermordeten Markgrafen Dietzmann, die mit dem heute vor dem rechten Nebenchor aufgestellten Sitzbild des heiligen Dominikus der bedeutendste Zeuge des hohen Standes der Leipziger Plastik im vierzehnten Jahrhundert ist. Aus den folgenden Jahrhunderten stammen schöne bronzene Grabplatten [320] und Epitaphien in den strengen Formen der Renaissance und daneben in den kühnen, gewaltig bewegten des Barock. Der große Wandelaltar aus dem Beginn des sechzehnten Jahrhunderts ist neuerdings sorgfältig restauriert und ergänzt worden, und sein geschnitzter Hauptteil hat auf dem Altarplatz im Chor seine Stelle gefunden, während man die gemalten Flügel im Nordchor untergebracht hat.
Nach dem Augustusplatze zu zeigt die Kirche jetzt eine moderne gotische Fassade in den etwas spielerischen Formen einer nur wissenschaftlich erfaßten Gotik, während das Eingangsportal noch seine reizvolle ionische Vorhalle aus dem achtzehnten Jahrhundert bewahrt hat.
Für die Schriftleitung des Textes verantwortlich: Dr. Friedrich Schulze, Leipzig – Photographische Eigenaufnahmen des Heimatschutzes: Max Nowak – Druck: Lehmannsche Buchdruckerei – Klischees von Römmler & Jonas, Markert & Sohn, sämtlich in Dresden
Wir bitten höflichst, bei Erhalt unserer Hefte sich der Beitragszahlungen erinnern zu wollen. Wir geben anheim – um größere Rückstände nicht aufkommen zu lassen – bei Erhalt jedes Heftes einen Teilbetrag von 2 Mark durch die beigefügte Zahlkarte zu entrichten, bei Minderbemittelten (Erwerbslose, Kleinrentner, Studenten, Lehrlinge, Schüler) kann der Betrag auf 1 Mark zurückgesetzt werden.
Wir danken für das uns von unseren Mitgliedern jederzeit entgegengebrachte Wohlwollen und bitten, uns dieses zu erhalten.
Dresden, im September 1925.
Landesverein Sächsischer Heimatschutz
Andauernde Verluste von un eingeschriebenen Geldsendungen veranlassen uns, zu bitten, Wertsendungen aller Art nur »Eingeschrieben« oder als »Wertsendung« an uns zu richten.
Landesverein Sächsischer Heimatschutz
Vereinshaus, Zinzendorfstraße
abends 8 Uhr
1. Reihe
Montag, den 5. Oktober: Filmvortrag »Mit den Zugvögeln nach Afrika« , Prof. Dr. Neumann, Dresden.
Montag, den 12. Oktober: Lichtbildervortrag: »Aus Sachsens Vorzeit« , Dr. Bierbaum, Dresden.
Montag, den 19. Oktober: »Legende von der schönen Lau«, von Mörike. Alice Verden, Mitglied der Staatstheater
Montag, den 26. Oktober: Lichtbildervortrag: »Sächsisches Lachen« , nach alten Stichen, Bilderbogen und Zeichnungen. Kurt Arnold Findeisen, Dresden
Montag, den 2. November: Wagner-Abend. Kammersänger Fritz Vogelstrom, Dresden. Am Blüthner-Flügel: Kapellmeister Striegler
Eintrittskarten: | unnumeriert | 4.— M. |
numeriert | 6.— M. |
nur im
Heimatschutz, Dresden-A.
Schießgasse 24
Einzelkarten werden nicht ausgegeben
Lehmannsche Buchdruckerei, Dresden-N.
Weitere Anmerkungen zur Transkription
Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert.
Korrekturen:
S. 310: Wertfassade → Westfassade
Doch hat die massige
Westfassade
mit